Auswachsen des Getreides

Auswachsen des Getreides -

Das Austreiben des Keimes aus den Körnern des reifen, auf dem Feld stehenden oder liegenden Getreides, welches bei anhaltendem Regen und warmer Witterung vorzukommen pflegt und bisweilen die Ernte fast ganz wertlos machen kann. Die Mähmaschinen, welche die guten Tage besser ausnutzen lassen und überhaupt die Ernte rascher fördern, sind die besten Vorbeugungsmittel gegen das Austreiben des Getreides. Da, wo es nicht vermieden werden konnte, sind hohe Stoppeln sehr erwünscht, weil das Getreide auf diesen hohler liegt, als besser abtrocknen kann; man legt aber dann in nur dünnen Lagen und muss häufig wenden. Schon gebundenes Getreide wächst in den Garben aus, besonders dann, wenn diese schlecht gelegt oder unrichtig gestellt sind.

In sehr nassen Jahrgängen kann auch ein Auswachsen der Ähren von noch stehendem Getreide, besonders Weizen, stattfinden. Der Mohn ist dem Auswachsen ebenfalls leicht ausgesetzt. Ausgewachsenes Getreide muss, wenn es endlich eingescheuert ist, rasch ausgedroschen , die Körner aber müssen auf Horden und Darren bei höchstens 30 Grad R. getrocknet werden.

Dass diese getrockneten Körner nicht zur Saat tauglich sind, ist selbstverständlich, sie eignen sich aber auch nicht zur Bierbrauerei und Branntweinbrennerei, und wegen der Veränderung, welche der Kleber erlitten hat, gibt das Mehl einen teig, welcher die Kohlensäure bei der Gärung nicht hält und daher schliffiges Brot liefert. Dieser letzte Übelstand wird durch Zusatz von 30 Gramm Salz zu 1 ½ Kg Mehl vollständig beseitigt.

Quellenangabe:
Meyers Konversations-Lexikon, eine Encyklopädie des allgemeinen Wissens, Dritte gänzlich umgearbeitete Auflage, Band 2, Seite 299 von 1874

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