Eselsfest


Eselsfest - festum asinorum

Mittelalterliches religiöses Volksfest in Frankreich, Belgien, Spanien, Italien und anderwärts, welches mit der Feier der Mysterien zusammen hing und eine Episode des Narrenfestes bildete. Es wurde zu Ehren des Esels begangen, auf welchem Maria mit dem Jesuskind nach Ägypten floh und Christus bei seinem Einzug in Jerusalem ritt und daher bald zur Weihnachtszeit, wie zu Rouen und Douay, bald am Palmsonntag, wie zu Provins, Lens und Autun, gefeiert.

Das berühmteste Eselsfest fand am 14. Januar jedes Jahrs in Beauvais statt, bei welchem das schönste Mädchen der Stadt mit einem Kind im Arm als Maria auf einem mit einem Chorhemd bedeckten und zum Knieen abgerichteten Esel von verkleideten Priestern unter großer Begleitung in die St. Stephanskirche geführt wurde. Dort pflegte man das Tier zu füttern und auf das selbe einen lateinischen Lobgesang anzustimmen, dessen einzelne Strophen mit den Worten: „He Sire Ane, He!“ (He, Herr Esel, He!) schlossen. Den Gesängen bei der Messe fügte man als Schluß jedesmal ein J—a des fungierenden Priesters und des ebenso antwortenden Volks. Possen anderer Art, auch wirkliche Unsittlichkeiten blieben nicht aus. Alle Verbote der Päpste, Kirchenversammlungen und Bischöfe im 12. Und 13. Jahrh. Scheiterten an der sittlichen Rohheit des Volks und der niederen Geistlichkeit, so dass die Feier des Eselsfestes erst im 15. Und 16. Jahrh. Verschwand, in Douay sogar bis 1668 bestand. Dieser scheinbaren Verehrung des Esels verdankten die Christen den Spottnamen Eselsverehrer (lat. Asinarii), der ihnen in den ersten Zeiten von Nichtchristen beigelegt wurde.

Quelle:
Meyers Konversations-Lexikon, eine Encyklopädie des allgemeinen Wissens, Dritte gänzlich umgearbeitete Auflage, sechster Band, Seite 351 von 1875


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