Fronleichnam in Bayern


Fronleichnam in Bayern - mit freundlicher Unterstützung des Tourismusverband München Oberbayern e.V.

Tradition & Brauchtum
Die schönsten Fronleichnamsprozessionen

Prozession der Schalkfrauen in Lenggries - Klick mich zum vergrössern Wo sich Frömmigkeit, Brauchtum und Dorfgemeinschaft vereinen

Altötting, acht Uhr morgens: Mehr als 5000 Menschen sind in der Basilika versammelt. Choräle erklingen, Gebete werden gesprochen, es riecht nach Weihrauch. Die festlich gekleidete Gemeinde lauscht den Worten von Stiftspropst und Stadtpfarrer Günther Mandl, der den Anfangsgottesdienst zur Fronleichnamsprozession in der wohl katholischsten Kleinstadt Europas hält, die zugleich als größter Wallfahrtsort im deutsprachigen Raum gilt. Altötting – das sind 13 000 Einwohner, 40 Priester, die zum Teil auch im Ruhestand noch Dienst tun und 20 bis 30 Messen, die täglich gelesen werden. Kein Wunder, dass auch die Fronleichnamsprozession, die in diesem Jahr am 26. Mai stattfindet, zu den größten und ergreifendsten in Oberbayern zählt.

Direkt vor der Basilika ist der erste Altar aufgebaut, an dem der Guardian als oberster Kapuziner das Evangelium liest und den Segen spricht. Die Prozession schlängelt sich an mit Fahnen und Blumen geschmückten Häusern vorbei durch Kapuzinerstraße und Popengasse zum Institut der Englischen Fräulein. Hier am zweiten Altar spendet ein hoher Vertreter der Rupertus-Chorgemeinschaft den Segen, am Gedenkbrunnen ist es der Wallfahrtsrektor, vor der Gnadenkapelle Stiftspropst Günther Mandl. „Ich traue mich kaum, auf dem Weg zum Altar mit dem Allerheiligsten über den einzigartigen Blütenteppich zu schreiten, den die Pfarrjugend hier in der Nacht zuvor ausbreitet“, sagt der Pfarrer. Er ist seit 2002 hier und selbst noch beeindruckt von der besonders festlichen und ergreifenden Prozession in Altötting. Hinter dem Kreuz marschieren die kirchlichen und weltlichen Vereine, der Stadtrat und der Bürgermeister, die Priesterschaft in ihren schönsten liturgischen Gewändern, die Ministranten und die Kommunionskinder. Dahinter kommt der barocke Himmel, unter dem der segensspendende Pfarrer, bekleidet mit dem goldenen Rauchmantel, die Monstranz mit der Hostie trägt.

Das Fest der Verehrung des Leibes Christi, bei dem das Allerheiligste in Gestalt einer Hostie die Kirche verlässt und durch die Straßen geleitet wird, geht auf eine Vision der Ordensschwester Juliana von Lüttich zurück und wurde anno 1264 offiziell angeordnet. Bereits neun Jahre später fand die erste Prozession in Bayern statt – und zwar in Benediktbeuern. Seit 1273 zieht die Fronleichnamsprozession in tiefer Frömmigkeit durch die Stadt.

Feierliche Andacht in Saulgrub - Klick mich zum vergrössern Über die Jahrhunderte hinweg haben die Prozessionen in den verschiedenen Orten Oberbayerns eigene Charakteristika entwickelt. In Ruhpolding etwa genießen die Paktisten beziehungsweise der heutige Georgiverein das Vorrecht, den Himmel über dem Pfarrer zu tragen, während die Frauen der Trachtenvereine eine Madonnen-Statue mitführen. In Mittenwald darf die Junggesellenbruderschaft als ältester Verein mit haushohen Fahnen an der Prozession teilnehmen. In Lenggries ist es sogar eine 14,5 Meter hohe „Hochwürdig-Gut-Fahne“, die voran getragen wird. Sie diente in handylosen Zeiten nicht zuletzt der Kommunikation: Wurde die Fahne geschwungen, wussten der spähende Mesner und die Kanoniere, das es Zeit für Glockengeläut und Böller war. Das Abfeuern von Geschützen und Gewehrsalven wurde bereits nach dem 30-jährigen Krieg vielerorts eingeführt. Auf die unsicheren Zeiten damals ist es auch zurückzuführen, dass Schützen mit von der Partie sind. So etwa in Bad Tölz, wo die Häuser mit Birkenzweigen und Blumen geschmückt werden.

In Partenkirchen zählt die Tragmadonna Maria Immaculata zu den Besonderheiten. Die von Ignaz Günther, einem der bedeutendsten Bildhauer des bayerischen Rokoko geschnitzte Gliederpuppe steht das Jahr über im Werdenfelser Heimatmuseum und wird Fronleichnam von Mädchen in Rosenkranztracht getragen. Und obwohl Garmisch und Partenkirchen bereits im Zuge der Olympischen Spiele 1936 vereinigt wurden, finden die Prozessionen wie auch viele andere Aktivitäten der Kirchen und Vereine nach wie vor getrennt statt.

Vereinigt hat man sich dagegen in diesem Jahr in Dachau. Anlässlich des 1200. Jubiläums der Stadt führen die vier Pfarreien eine gemeinsame Prozession durch. Nach dem Festgottesdienst zwischen Kirche und Rathaus im Freien ziehen etwa 800 Gläubige durch die Altstadt – gesäumt von mehreren Tausend Zuschauern. In Ingolstadt wechselt man sich seit jeher ab: Wie in diesem Jahr wird der Eröffnungsgottesdienst mal im Liebfrauenmünster gehalten, mal in der Pfarrkirche St. Moritz. Immer jedoch liegt auf dem Weg zum Altar am Brautportal des Münsters ein 60 Meter langer Blütenteppich, der einst vom Canisiuskonvikt und heute vom katholischen Frauenbund ausgebreitet wird.

Auch im Fischerdorf Seehausen bei Murnau widmen sich die Einwohner tagelangen Vorbereitungen. Hier findet die einzige Seeprozession Deutschlands statt, bei der das Allerheiligste zur Insel Wörth geleitet wird - an den Platz, auf dem über Jahrhunderte die Pfarrkirche stand. Nach dem Gottesdienst bewegt sich der Zug der Gläubigen durch das festlich geschmückte Dorf. Während der Pfarrer mit der Monstranz unter dem roten Himmel mit Ministranten, Kommunionskindern, Kirchenchor, Fahnenträgern und Ruderern auf der Fähre seinen Platz einnimmt, steigen die anderen Teilnehmer in die zahlreichen Boote. Prozession am Staffelsee - Klick mich zum vergrössern Über die Jakobs-Insel geht es zur Insel-Wörth, wo sich der Zug der Gläubigen betend zur Kapelle hinauf bewegt. Bevor die Prozession zur Pfarrkirche zurückzieht, wendet sich der Pfarrer am Ufer des Staffelsees noch einmal an Tausende Gläubige, die sich auf dem Wasser und an Land versammelt haben. Die einzige Seeprozession Deutschlands geht auf das Jahr 1935 zurück.

Im Berchtesgadener Land ist es die Prozession in Anger, die zu den schönsten der Region zählt. Sie führt zum idyllisch gelegenen Höglwörther See und dem ehemaligen Augustiner-Chorherrenstift. Ihren feierlichen Abschluss findet sie am Altar der Mariensäule, mitten auf dem Dorfplatz. Die Saulgruber Fronleichnamsprozession schlängelt sich vor der Kulisse der Ammergauer Alpen und dem Zugspitzmassiv durch Wiesen und Felder wieder zurück durchs Dorf bis zur Kirche. In Bad Wiessee am Tegernsee bewegt sich der feierliche Zug an der Seepromenade entlang zur Pfarrkirche Maria-Himmelfahrt, im nur wenige Kilometer entfernten Gmund führt der Weg zum Gut Kaltenbrunn, von dem aus man einen phantastischen Blick über den Tegernsee genießt.

Eine große, barock geprägte Prozession hat sich in Weilheim erhalten. Beim feierlichen Abschluss am Marienplatz wird der Segen mit der Wurzel-Jesse-Monstranz von Joseph Anton Kipfinger erteilt, der größten Barockmonstranz Deutschlands. Übrigens: In früheren Zeiten wurden Mitwirkende der Fronleichnamsprozession entlohnt. Anno 1764 erhielten die Weilheimer Messdiener für ihren Einsatz fünf Maß Wein und der Träger der großen Fahne 30 Kreuzer.

Weil Kirche und Wirtshaus in Bayern nah zusammen liegen, trifft man sich anschließend vielerorts zum Frühschoppen. „Wir in Altötting gehen nach der Prozession zur Hofdult und essen gemeinsam zu Mittag“, erklärt Stadtpropst Günther Mandl, der sich über die hervorragende Kooperation zwischen Kirche und Stadt im Herzen Bayerns freut. Die Hofdult ist ein traditionelles Volksfest, das bereits seit 750 Jahren gefeiert wird – in diesem Jahr vom 21. bis zum 30. Mai.

Termine der verschiedenen Fronleichnamsprozessionen finden Sie im Veranstaltungskalender des Tourismusverbandes München Oberbayern e.V: Mehr ...

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Fronleichnam in Bayern - In Bayern heißt der Fronleichnamstag im Volksmund auch "Großer Antlaßtag", womit auf den Gründonnerstag Bezug genommen wird.

Antlaß bedeutet Entlassung, Ablaß, Lossprechung.
In allen Dörfern ist Jung und Alt nach der Heiligen Messe bei der Fronleichnamsprozession dabei. Wenn auch vom einstigen Pomp und Prunk heute nur noch wenig geblieben ist, gilt Fronleichnam bis heute im Volksmund als der "Prangertag", das volkstümlichste religiöse Fest des Kirchenjahres. Der Prozessionsweg ist mit Birkenbäumchen eingesäumt, die Häuser werden mit grünen Girlanden und roten Tüchern geschmückt, auf der Straße werden Blumenteppiche ausgebreitet, dazwischen wird frisches Gras gestreut. Und nach alter Tradition werden in der Prozession Fahnen, Standarten, Bilder, Figuren, Leuchter und Kerzen mitgetragen.


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