Johanni - 24. Juni

Johanni  —  Joahannisbrauchtum und Volksaberglaube rund um Johanni (den Johannistag)

Andere Namen sind: Johannistag, Holdertag, Midsummer, Midsommardagen (Schweden), Mittsommernacht, Sommersonnenwende, Sonnwendtag, Spargelsilvester, Jani (in Lettland)

Wenn auch die kirchlichen Feiern in den letzten Jahrhunderten, im Gegensatz zu den glänzenden Johannisfesten im Mittelalter, verloren gegangen sind, so ist dieser Tag beim Volk und in der Landwirtschaft auch Heute noch ein bedeutender Tag.

Spargelsilvester, das Ende der Spargelsaison
Traditionell endet am 24. Juni, dem Johannistag, die Spargelsaison. Der Spargel braucht eine Regenerationsphase und muß deshalb nach der Ernte noch durchwachsen und einen grünen Busch ausbilden, was bis zu 100 Tage dauern kann, damit er im neuen Jahr wieder kraftvoll neu austreiben kann und uns erneut den leckeren Spargel liefert.
Wer nach dem 24. Juni noch Spargel sticht, riskiert für das nächste Jahr eine schlechte Ernte.

Mehr über Spargel gibt es unter www.beelitzer-spargelverein.de

Um Johanni beginnt die Johannisbeersaison.
Die Früchte reifen ab und können jetzt, je nach Sorte geerntet werden. Johannisbeeren reifen sehr unregelmäßig und deshalb kann es bis August dauern, bis alle Sorten reif sind. Die Bezeichnung Johannisbeere lässt auf den Erntezeitpunkt bei uns schliessen.

Sommersondwendfest
Das Fest war bei den Germanen der Höhepunkt ses sommerlichen Jahres. Die nordischen Völker nahmen an, daß um diese Zeit der Sonnengott mit seinen Sonnenpferden den höchsten Punkt am Himmerl erreichte. Er überschütte dann die Fluren mit Segen und Glanz, ehe er dann wieder die Sonnenbahn abwärts fahre. Deshalb hatte man, um den Sonnengott und seinen Segen zu Ehren, viele Freudenfeuer angezündet und glanzvolle Fest gefeiert.

Ein alter mittelalterlicher Schriftsteller hebt bei den Johannisfeuern drei Stücke, das Feuer selbst, den Umlauf mit Fackeln und die Umwälzung der Räder hervor. Dieses Feuer mußte durch Reibung zweier Hölzer mühsam hervor geholt werden, was von der ganzen Gemeinde unter Anrufung des Gottes alljärlich feierlich geschah, worauf jeder sich anschließend eine Scheite sich mit nach Hause nahm um damit das neue Herdfeuer anzündete, welches dann das ganze Jahr über sorgfältig gehütet wurde und nicht ausgehen durfte.

Eine ausführliche Beschreibung gibt Grimm in seiner Mythologie aus Konz, einem lothringischenm Dorf an der Mosel wieder:
Jedwedes Haus liefert einige Bund Stroh auf den Gipfel des Stromberges, wo sich gegen Abend Männer und Burschen versammeln. Frauen und Mädchen sind am Laubacher Brunnen aufgestellt. Nun wird ein mächtiges Rad hergestellt mit Stroh umwunden, daß gar kein Holz mehr zu sehen ist und durch die Mitte eine starke, zu beiden Seiten vorstehende, lange Stange gesteckt, welche Lenker des rades erfassen. Aus dem übrigen Stroh bindet man eine Menge kleiner Fackeln. Auf eine vom Maire gegebenes Zeichen erfolgt mit einer Fackel die Anzündung des Rades, das nun schnell in Bewegung gesetzt wird. Jubelgeschrei erhebt sich, alle schwingen Fackeln in der Luft, ein Teil der Männer bleibt oben, ein Teil folgt dem rollenden Rad bergab zur Mosel. Gelangt es brenned in die Flut, so weissagt man daraus eine gesegnete Weinernte und die Leute von Konz haben das Recht, von den umliegenden Weinbergen ein Fuder weißen Weines zu erheben. Während das Rad vor den Frauen und Mädchen vorüber läuft, brechen sie in ein Freudengeschrei aus und die Männer auf dem Berg antworten.

Johannisfeuer
Die Johannisfeuer oder Sonnwendfeuer werden auch heute noch in ganz Europa, in Deutschland vorwiegend in Mittel-und Süddeutschlan abgebrannt.

Im Breisgau gingen die Knaben vor die Häuser und holten Brennmaterial mit einem Vers ein:
Zigens, Zigens, Zigoria, Wa fange die böse Buawe a? Sie fangen Schtitt un Händel a. Sammer e megeli (Gebt mir ein bißchen) Holz! Oder der Hanf wächst nimmi.

In der Rhön wird beim Einsammeln ein großer aus Feldblumen gewundener Kranz n aeiner Stange umhergetragen und gesungen:: Wi wa Weit! Johannes ist nicht weit, Ist ein reicher Bauer im Haus, Legt einen Armvoll Scheit heraus.
Wenn die einsammelnden Burschen nichts erhalten, wurde folgender Spottvers vom Stapel gelassen:
Fi Fa Fix, wir haben noch gar nix, Kommen vor eine Tür, steckt der Riegel für, Für steckt der Riegel, Bank ist kei` Ziegel Ziegel ist kei Bank, Glöckle geht im Gang, Im Gang geht das Glöckle, Tuch braucht man zum Röckle. Zum Röckle braucht man Tuch, der Keller liest im Buch, Im Buch liest der Keller, Stai` liegt auf der Eller, Auf der Eller liegt a Stai`. Da hupft die alte Schindmähre auf dreitausend Bai!

In Biberach lautet der Spruch:
Heut ist St Johannistag, werft mir auch ein Scheitle` ra! Leants eu nit verdrießa, denn die Scheitle schießa,

In der Gegend um Ulm wird gesungen:
Am Pfeit, am Pfeit, am Gloria, Gient ens au a Stuirle Zur onsers Herrgetts Fuirle! Scheitle raus, Scheitle raus! Geit a guotes Glück in Haus.

An Johanni in Mitteldeutschland, besonders im Harz und in Thüringen wurden die Häuser mit grünen Maien oder mit Blumenkränzen geschmückt. Oft zieht man quer über die Straßen hinweg Girlanden, an denen Blumenkronen oder „Johanniskronen“ hängen. Des Weges kommende Erwachsene werden von den Kindern durch Vorhalten eines farbigen bandes gehemmt, bis sie mit zahlung eines Gelsstücks sich lösen. Die Kinder sagen beim Hemmen den Spruch an: Heute ist der Ehrentag, Daß ich sie hemmen mag, Nicht zu lose, nicht zu fest, Lösen Sie sich aufs allerbest.

In Halle sah ich, wie Kinder am Johannistag den Vorübergehenden einen Rosenblätter bedeckten teller entgegen hielten und sich einen „Johannispfennig“ erbaten.

In Nordhausen und der nördlichen goldenen Aue wird am Sonntag nach Johanni von den Kindern der „Rosentopf“ gefeiert. Die Kleinen Mädchen bauen sich aus Maienzweigen eine Laube im Freien und schmücken sie mit Girlanden aus Blättern, Kornblumen und Rosen gewunden. In die Mitte des Einganges wird ein mit Rosen umwundenes und bestecktes Gefäß gehängt.
In der Laube genießen die Kinder Kaffee, Schikolade undd Kuchen, danach führen sie im Freien Spiele auf. Die Knaben schießen mit einer Armbrust nach einem Vogel, dessen Körperteile einzeln zu holen sind. Auf jedes Stück sind Preise ausgesetzt; wer die Krone trifft, ist König und wird von der Knabenschar im Zuge herum geführt.

In Erfurt vereinigten sich früher die Kinder zur Einsammlung von allerlei Gaben zum Johannisfest; beim Einsammeln sangen sie die Verse:
Da kommen wir herangegangen Mit Spießen und mit Stangen Und wollen die Eier langen Feuerrote Blümelein, Aus der Erde spießt der Wein. Gebt uns doch die Eier ein Zum Johannisfeuer, Der Haber ist gar teuer; Haber zu, Haber zu, fri fre, fried Gebt uns doch ein Schiet (Scheit).

im sächsischen Wendlande reitete am Johannistag ein Bursche, welcher eine Larve von Birkenrinde trägt, mit Blumen am ganzen Körper gescmückt, durch das Dorf. Wer ihn auffängt und der Blumen beraubt, dem bringt er Glück. Besonders sind Mädchen und Frauen begierig nach diesen Blumen gewesen.

In Klaustal und Zellerfeld im Harz spielt die Tanne eine wichtige Rolle an Johanni.
Die Bewohner holen am Johannismorgen aus dem Wald grüne Tannenbäume und pflanzen sie vor den Häusern auf. Während nun der Stamm des Baumes mit Girlanden umwunden wird, tragen die Zweige Blumen, farbige Bänder und Fähnchen. sowie große Kränze von bunten Eierschalen. Gegen Nachmittag beginnt dann auf den Straßen ein fröhliches Treiben der Kinder, die sich um die Johannisbäume versammeln. Sich im Kreise di Hände reichend beginnen sie ihre Lieder zu singen und ihre Ringelreigen aufzuführen. Je mehr der Abend naht, desto lauter wird es in der Straße der beiden bergstädte, denn nun nimmt auch die erwachsene Jugend und sogar auch Ältere an dem fest teil. Masken, Verkleidungen und Gesänge wechseln miteinander ab und die Harzzither und Harmonika lassen ihre Klänge ertönen.

Einen Johannisbrauch treffen wir in Leipzig und im großen Teil des Königsreichs Sachsens westlich der Elbe an. Am Johhnistag ziehen die verwandten der verstorbenen hinaus auf den Friedhof und schmücken die Gräber ihrer Lieben mit Blumen und Kränzen. Doch die Stimmung ist im Gegensatz zum Totensonntag keine wehmütige, sondern eine fröhliche. man will die Toten gleichsam an den Freuden des blumenspendenden Sommers teilnehmen lasssen. Diese Sitte soll in den Kreisen der Freimaurer entstanden sein, welche, soweit sie der weitverbreiteten Johannisloge angehören, am Johannistag ihr Hauptfest feiern.

Wetterregeln und Volksglaube
Daß Johanni im Volksglauben eine hohe Stelle einnimmt, sehen wir auch daran, daß neben dem Feuer auch das Wasser als ein weiteres gefürchtetes Element beim Volk, eine hervorragende Rolle einnimmt.
Der Johannistag gilt allgemein als regenbringend: „Johannes tauft“, hört man überall den Landmann sprechen, ja, mit Johanni beginnt oft eine längere Regenperiode.
„Vor Johanni bet um Regen, nachher kommt er ungebeten“, sagte das Volk oder wie es auch drastischer ausgedrückt wurde: „Vor Johanni soll die Gemeinde um Regen beten, nachher zwingt`s ein altes Weib allein.“ Weiterhin glaubte man: Regent es an Johanni, so sollen die Nüsse mißraten; anderswo war man der Ansicht, daß, wenn es an Johanni regnet, ein Drittel der zu erwartenden Ernte vernichtet wird.


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