Kanzel


Kanzel  — 

Kanzel, die.
Man versteht darunter die in einer Erhöhung gewöhnlich an einer Seitenwand oder einem Pfeiler der Kirche angebrachte Rednerbühne.

Sie entstand aus dem mitunter mit einem Gitter (Cancellus) umgebenen, und daher bisweilen selbst Cancellus genannten Ambon der Alten, d. h. aus der Bühne, auf welcher in frühern Zeiten die Lectoren ihre Lesungen und die Sänger ihr Gesänge hielten, und die, um ihrem Zwecke zu entsprechen, groß genug war, um mehrere Personen bequem zu fassen (Gregor. Nazianz, carm. 9.; Sozom. hist. eccl. I. 89. c. 5.; Gregor. Turon. Mirac. I. 1. c. 94.).

Den Anlaß, diese Bühne in unserere der Größe nach für eine Person berechnete Kanzel zu verwandeln, gab die schon in den ersten christlichen Jahrhunderten nicht seltene Sitte der Bischöfe, von ihr aus zu predigen, um leichter verstanden zu werden (Augustin. de civ. Dei I. 22. c. 8.; Ambros. op. 20 . al. 33. ad Marcellin. sor.; I. c.; Prudent. I. peri stephan. hymn. 11.) .

Als nämlich diese Sitte, im Gegensatze zu der ursprünglichen, vom Altare (Chrysolog. serm. 173) oder von dem in der Nähe des Altares befindlichen bischöflichen Throne (Chrysostom. hom. 18. inact. app.) aus zu predigen, immer gewöhnlicher wurde, mochte man es für passend halten, den Sängern einen andern Platz (gewöhlich auf der Emporkirche) anzuweisen, die Bühne selbst aber noch mehr zu erhöhen und ihre Form eines Lehrstuhls zu geben. -

Gewöhnlich ist die Kanzel mi einem Deckel versehen und mit christlichen Emblemen geziert, z. B. einer Taube unter dem Deckel (als Symbol des Wunsches, es möge der hl. Geist dem Redner beistehen), eine Abbildung der vier Evangelisten an der Brustwölbung der Bühne (als Darstellung, daß auf einer Christlichen Kanzel nur die Lehre Jesu zu verkünden sei), den Figuren des Kreuzes, Ankers und Herzens (weil die christliche Religion auf der Trias des Glaubens, der Hoffnung und Liebe an, auf und gegen Jesus den Gekreuzigten basirt), der Darstellung des reichen Fischfanges Petri u. dgl.


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