Kirmes und Kirchweih in der Eifel
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Kirmes und Kirchweih in der Eifel  — 

Um den Martinstag ordnen sich die meisten Kirmessen in der Eifel, andere um Ostern und Pfingsten. Neunkirchen bei Daun feiert seine Kirmes am letzten Sonntag im November. Ehedem der Jahrestag der Kirchweihe und Erntedank zugleich, gestaltete sich die Kirmes (Kirchweihmesse) sehr früh zu einem Fest- und Freudentag für die Gemeinde und dehnte sich hinsichtlich der Dauer allmählich bis zu drei und vier Tagen aus. Außerdem erlauben sich die meisten Dörfer eine Nachkirmes am folgenden Sonntag.

Kirmes ist nur einmal im Jahre; das gilt auch für die Eifeler als Leitspruch. Wie bei der Hochzeit und beim Begräbnis wird über die Maßen gebacken und gegessen. Reis- und Obstfladen, Torten, Kränze, Streuselkuchen und Geschlachtetes verschwinden nicht vom Tisch. Den Kirmesweck aus dem besten gebeutelten Mehl, der “Blume”, backt die Bäuerin am liebsten selbst. Ein Monschauer Kirmesliedchen:

“Zo Monscher Kermes Ovend,
Do backe mer Wecke on Fläm (Fladen)
Kneplatz on Bretzeln
On alles, wat joot schmaat, joot”

verrät das reichliche Backwerk.

Das Kirmessen des Mittags war namentlich für die Gäste das ein und alles. Früher gab es bei diesem Essen in der Südwesteifel eine besonders leckere Schüssel: Weißbrei mit Zucker und Eidotter in Kreisform bestreut. An diesem Brei “vermachte” man sich über die Maßen. Ein Bauer, der den Brei ganz leidenschaftlich liebte, sagte zu seiner Frau: “Frau, dou hoas decker (öfter) jehuet (gehört), Maan uf Weif sen (sind) ene Leif, dan eaßen ech ald Brei mat (mit) fir dech.” Ein anderes Gericht, die “Zos”, eine sehr fette Brühe mit gehacktem Hammel, oder Kalbfleisch, wird ebenfalls nicht mehr aufgetragen. Sonst gibt es tüchtig viel Fleisch gekocht und gebraten, Schinken und Wurst. Beim Tischgebet gedenkt man auch der Verstorbenen. Öhnlich lässt man am Kirmesmontag eine Messe für die Toten der Gemeinde lesen, mancherorts sogar die Gräber einsegnen.

Am Vorabend des Festes wird “de Kermes erußjeholt” in Gestalt einer Puppe oder eines Knochens. In Lessenich (Kr. Euskirchen) ziehen die Jungen vor den Ort zu einer Stelle, an der ein Schinkenknochen verborgen liegt und graben. Die Stelle ist gekennzeichnet durch einen weißen Stein. Ist der Knochen entdeckt, so ruft man jubelnd: “Jetz hammer (haben wir) Kermes.” Das Symbol des Festes wird im Zuge ins Dorf getragen. Die Kirmes hat ihren Anfang genommen. Anderswo dient eine Strohpuppe, der Zacheies, als Sinnbild.

Zur Kirmes machen die Junggesellen “Jelocach”, sofern nicht schon ein solches das ganze Jahr hindurch besteht. Sie wählen einen Vorstand, der in Hasenfeld bei Heimbach “Hüetsjeloach” (Höchstgelage) heißt, mit dem “Hüetsjeloachsjong” an der Spitze. Sie erhalten für die Kirmesstange die Erlaubnis, auf eigene Rechnung und Gefahr Wirtschaft und Tanzmusik zu halten. Der Kirmestanz wird in der Regel nachmittags nach der Andacht eröffnet. Früher ging`s auch schon nach der “Huhmeß”, dem Hochamt, mit Musik zum Dorfplatz, auf dem mit den drei Tänzen “Maklot, Münerze und Amrös” die Feier ihren Anfang nahm. Nachmittags führen dann die Jungen unter Musik und Fahnenspiel im Rei (Reigen) die Mädchen zum Tanzsaal im Wirtshaus oder auf der Scheunentenne oder auf der Wiese. Das Fahnenschwenken ist eine schwierige Kunst; es wird nach einer alten Melodie vollzogen. In Rheinbach pfeift und trommelt man bei den verschiedenen Schwenkungen.

An einem der Kirmestage, vielfach des Dienstags, spielt man das Hahnschlagen oder Hahnköpfen, wie man es anderwärts nach der Ernte tat oder tut. In Hürtgen an der Straße Düren-Monschau, in dem es z. B. noch heute statt findet, hängt man einen toten Hahn in einen Korb so, dass nur der Kopf unten an dem Korbe heraus schaut. Im Abstande von ein paar Metern treten dann Männer der Reihe nach an. Einem jeden werden die Augen verbunden und dann wird ihnen ein Säbel in die Hand gegeben, mit dem sie vor und bei dem Korbe allerlei Lufthiebe austeilen zum Ergötzen der Menge. Der ist so etwas wie König, dem es gelingt, den Hahn zu köpfen. Wie der Beginn, so wird auch das Ende der Kirmes symbolisch dargestellt. In Lesssenich (Kreis Euskirchen) wird die Kirmes des Mittwochs am frühen Morgen, um 5 Uhr, begraben. Man trägt einen neuen Knochen vor den Ort auf das Feld und singt auf diesem Gang nach der Weise des Miserere den Vers “Och, leeve Jott, os Kermes öß kapott.”

Ein sehnlichst erwarteter Festtag ist überall auch der Jahrmarkt. Weithin bekannt und viel besucht sind daher auch die Eifeler Kram- und Viehmärkte (Abb. 71), Märkte wie Adenau, Nünstermaifeld und Mayen, Bitburg, Prüm und Jillesheim, um nur die wichtigsten zu nennen, oder Lambertsberg (b. Waxweiler) und Himmerod, um auch weniger bekannte, aber deshalb in der Umgegend doch nicht weniger geschätzte zu erwähnen. Ein Markttag bot erwünschte Gelegenheit zu verkaufen und zu kaufen Vieh, Kleiderstoffe, Kopftücher für die Frauleut, blaues Leinen für die Werktagskleidung, blaue Kittel und Schirmklappen, Jacken, Lederrollen, Pferdegeschirr, Peitschen, beutel, Eisenwaren, Körbe, Geräte für die Feld- und Wiesenarbeit, für die Kinder auch “Furwatzdiitchen” (Vorwitzdüten, Wunderdüten) und Spielsachen. Nie fehlte und fehlt der Döppes- oder Döppchesspieler (Glückspieler) mit seinem Glückstopf und Glücksrad, wie es für alle ländlichen Kirmessen unerlässlich scheint, nie auch der “Wahre Jakob” mit seinen Schleuderwaren und ebenso wenig ein Moritatensänger.

Quellenangabe:
Eifeler Volkskunde von Dr. Adam Wrede, Professor an der Universität Köln, zweite vermehrte Auflage von 1924


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