Muskatnuss, Muskatblüte Myristica fragrans Houtt. / Myristica argentea Warb.
Die Pflanze:
Der immergrüne, reich verzweigte Muskat-Baum erreicht eine Höhe von
10 bis 16 m und wird etwa 100 Jahre alt. Lorbeerähnliche, lederige, lanzettlich
zugespitzte Blätter sorgen für eine dichte, dunkelgrüne Belaubung. Die blassgelben
Blüten stehen in Trauben zu 5 bis 10 zusammengefasst und entwickeln fleischige,
den Aprikosen ähnliche Früchte, die zur Reifezeit aufplatzen.
Botanisch ist die Frucht nicht wie der gebräuchliche Name lautet, eine
Nuss, sondern eine einsamige Beere. Sie trägt unter ihrem Fruchtfleisch einen
steinigen Kern, der von einem zerschlissenen, karminroten Samenmantel, dem
Arillus, umhüllt ist. Der Kern enthält in seinem Inneren den ölhaltigen Samen,
die sogenannte Muskatnuss. Der Samenmantel ist im Handel unter dem Namen
Muskatblüte oder Macis bekannt.
Heimat und Verbreitung:
Die eigentliche Heimat der in mehreren Unterarten existenten Muskat-Bäume
lässt sich eng auf die südlichen Molukken und einige benachbarte Inseln begrenzen.
Heute gibt es Muskat-Baum-Kulturen in allen tropischen Gebieten nördlich
und südlich des Äquators. Bedeutend sind die Vorkommen in Neuguinea, Indonesien,
Vorder- und Hinterindien, Madagaskar, Mauritius, Réunion, Westindien und
Brasilien.
Anbau und Gewinnung:
Im üblichen Plantagenanbau wird der Baum auf einer Höhe von 6 m gehalten.
Er fängt im 8. Jahr an zu tragen und erreicht seine dann lange andauernde
größte Leistungsfähigkeit mit dem 15. Jahr. Gute Bäume liefern jährlich etwa
1500 bis 2000 Nüsse, die sich auf die dreimal im Jahr stattfindende Ernte
verteilen.
Die Früchte werden zum Zeitpunkt der Reife nach dem Aufplatzen gepflückt.
Man entfernt dann das derbe Fruchtfleisch und trennt vorsichtig und ohne
ihn zu verletzen den Samenmantel vom Fruchtkern. Die Kerne werden anschließend
4 bis 8 Wochen in der Sonne oder in Trockenhäusern getrocknet. Wenn sich
innen der Samen von der Schale gelöst hat (er klappert beim Schütteln des
Kernes), werden die Kerne aufgeschlagen und die nun gewonnenen Muskatnüsse
zum Nachtrocknen ausgebreitet. Die je nach Art kugeligen oder länglichen
Nüsse sind 20 bis 35 mm lang, 10 bis 25 mm breit und wiegen zwischen 5 und
10 Gramm. Sie sind hell- oder dunkelbraun, runzelig-netzartig gefurcht und
werden nach Größe sortiert: Die Handelsklassen werden nach der Stückzahl
der auf ein englisches Pfund bzw. auf ein halbes Kilogramm gehenden Nüsse
bezeichnet. Muskatnüsse kommen meistens ganz, seltener gemahlen auf den Markt.
Die beim Ernten gewonnenen, möglichst unverletzten Samenmäntel der
Nüsse trocknet man ebenfalls in der Sonne oder in Trockenräumen. Sie werden
zwischendurch immer wieder flach gedrückt, verändern durch das Trocknen ihre
karminrote Farbe ins Orange- bis Gelbbraune und werden hornartig fest. Fertig
getrocknet sind sie etwa 3 bis 4 cm lang, ungefähr 1 mm dick und werden als
Macis ganz oder gemahlen in den Handel gegeben.
Das Gewürz und seine Verwendung:
Die Muskatnuss duftet sehr fein aromatisch und schmeckt charakteristisch
feurig-würzig und leicht bitter. (Die Papua-Nüsse der Art Myristica argentea
aus Neuguinea schmecken etwas strenger.)
Meistens wird die intensiv würzende Muskatnuss frisch gerieben, seltener
schon fertig-gemahlen den Speisen sparsam zugefügt. Sie eignet sich zum Würzen
von Suppen, Soßen, Gemüse, Fleischspeisen, Gebäck und vielen anderen Gerichten.
Auch in Wurstgewürzmischungen ist Muskatnuss enthalten.
Weitere Verwendungsmöglichkeiten findet sie in der Medizin, Parfum-
und Kosmetikindustrie und bei der Getränkeherstellung. Die Macis oder Muskatblüte
duftet und schmeckt ähnlich wie die Muskatnuss, ist aber noch feiner, zarter
und aromatischer. Im Haushalt ist sie für den Gebrauch in der Küche weniger
bekannt, obwohl sie für die gleichen Gerichte verwendet werden kann, die
mit Muskatnuss gewürzt werden. Die Nahrungs- und Genussmittelindustrie jedoch
verwendet die leuchtend gelbliche oder rötlich gelbe gemahlene Muskatblüte
gerne.
Geschichtliches:
Die Muskatnuss war bereits lange vor Christus in Ägypten bekannt und
begehrt, wie Funde in Sarkophagen und Grabkammern beweisen. Um 400 nach Christi
Geburt brachten manchmal arabische und venezianische Händler das sehr seltene
und darum kostbare Gewürz nach Europa. Doch erst in neuerer Zeit, mit der
Entdeckung des Seeweges nach Indien durch Vasco da Gama, begann Anfang des
16. Jahrhunderts die eigentliche, erregende Geschichte der Muskatnuss und
des Gewürzhandels.
Nachdem die Portugiesen fast ein Jahrhundert lang den Gewürzhandel
beherrschten und ihr Monopol erbittert verteidigten, wurden sie schließlich
doch durch die Holländer von ihren südostasiatischen Besitzungen verdrängt.
Die Holländer wiederum verstärkten das Monopol des Muskat-Handels, indem
sie rigoros den Anbau beschränkten und außer auf wenigen Inseln alle Bestände
vernichteten. Der so bedingte außerordentlich hohe Preis für Muskatnüsse
ließ schließlich die Franzosen alle Anstrengungen unternehmen, um in den
Besitz lebender Muskat-Bäume für einen eigenen Anbau zu gelangen. Dieses
Ziel erreichten sie 1770 schließlich in einem Handstreich - Samen und Schösslinge
von Muskat- und von zugleich mit ihnen geraubten Gewürznelken-Bäumen wurden
nach Réunion und Mauritius gebracht und ihre neue Anpflanzung und Vermehrung
streng kontrolliert und bewacht.
Inzwischen vertrieben Engländer die Holländer von den Gewürzinseln
und sorgten für eine Verbreitung der Muskatbäume nach Sumatra und Indien.
Obwohl die Holländer später ihre Besitzungen zurückeroberten, war doch das
lange aufrechterhaltene Monopol des Gewürzhandels gebrochen.
Inhalte mit freundlicher Erlaubnis des Fachverbandes der Gewürzindustrie e.V., Bonn
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