Narr -
Narr nennt man im gemeinen Leben einen Menschen, der in seinen Reden und Handlungen von der gewöhnlichen Regel so abweicht, daß man über ihn mit einer Art Verachtung oder Bedauern lacht.
Es bedarf jedoch einer großen Unabhängigkeit von vorgefaßten Meinungen, um mir Recht einen Menschen als Narren zu bezeichnen, da nicht selten durch den Einfluß vieler verschiedener Umstände dem Einen Das als Narrheit erscheint, was der Andere für ein Zeichen eines sich über das Gewöhnliche erhebenden Geistes, für Geistesgröße hält, und da es nicht immer leicht ist, die Geistesstärke, welche sich an das Gewöhnliche nicht bindet, von der Geistesschwäche zu unterscheiden, die unfähig ist, den gewöhnlichen Anforderungen des gesellschaftlichen Lebens zu entsprechen, oder gerade in kleinlichen Ungewöhnlichkeiten eine Auszeichnung sucht.
Ein solches Urteil wird noch mehr dadurch erschwert, daß sich diese so entgegengesetzten Geisteseigenschaften nicht selten in dem selben Individium nebeneinander finden, wie das Beispiel mehrerer Hofnarren zeigt, welche, während sie mit sich das unwürdigste Spiel treiben ließen, oft mehr Geist besaßen als Die, denen sie und die sich dieses Spiel erlaubten.
Ist aber die Geistesschwäche, welche Anlaß zu solchen verkehrten, zweckwidrigen und oft zwecklosen Handlungen gibt, allgemein, so wird die Narrheit (moria) eine Geisteskrankheit, welche sich durch vorherrschende Selbstgefälligkeit, Luftigkeit, und die Sucht, durch Kleidung, Benehmen usw. aufzufallen, charakterisiert, von dem Blödsinn, den man auch zuweilen mit diesem Namen bezeichnet hat, durch excessive Tätigkeit des psychischen Lebens unterscheidet und eine Art des Wahnsinns darstellt, welche gewöhnlich in eine andere Geisteskrankheit, Zollheit, Blödsinn oder vollkommenen Idiotismus, übergeht.
Quelle: Real Encyklopädie für die gebildeten Stände von 1846
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