Pfaffe

Pfaffe -

Pfaffe, der, bedeutet nach dem gegenwärtigem Sprachgebrauch einen Geistlichen mit irgend einer schiefen verächtlichen Nebenbedeutung.

Das Wort kommt offenbar von papa, womit man in der ersten Kirche alle Priester bezeichnete, ging dann als Pape, Pfaffe in das Deutsche über. Daher wird es auch im Mittelalter in seiner der Ableitung entsprechenden Bedeutung von jedem Priester und wohl auch von dem Kleriker überhaupt gebraucht, ohne daß man damit irgend einen Schimpf hätte verbinden wollen. Selbst die von Pfaffe abgeleiteten Wörter „pfafflich”, „Pfaffenrecht” u.a. wurden in guter unschuldiger Bedeutung gebraucht. Die Bezeichnung der Kleriker mit Pfaffe war so wenig eine verächtliche, daß sie diese Bezeichnung wohl auch für sich selbst gebrauchten, z. B. heißt es in einer Urkunde vom Jahre 1399: „Ich Pfaff Johannes, Kirchherr der Kirchen zu Bodmegg etc., das sag ich uff min priesterlich Ehre etc.” (bei Com. d. Wurmbrand Collect. general. hist. austr. p.39) auch war sie in der Schriftsprache durchaus üblich, so nennt auch Tauler in der Nachfolge des armen Lebens Jesu (Ausg. b. Mek 1851. Seite 358) die Priester „Pfaffen”.

Nach dem Mittelalter aber, besonders seit dem Abfalle der Protestanten von der Kirche hat sich an die Bezeichnung der Priester durch „Pfaffe” eine schiefe Nebenbedeutung angehängt; der Übergang zu dieser Bedeutung mag wohl in dem Schimpfen und Lästern der ersten Abtrünnigen gegen die katholischen Geistlichen (Pfaffen) zu suchen sein, und in den neueren Zeiten ist es dahin gekommen, daß man Pfaffe nicht mehr ehrbarer Bedeutung von einem Geistlichen braucht. Pfaffe bezeichnet somit einen Geistlichen, dem man irgend ein Brandmal anhängen will; es ist besonders die Selbstsucht, Herrschsucht, Eigennutz, und dergl. was in jenen Titel mitinbegriffen gedacht werden will. Denen, welche von der katholischen Kirche und ihrer Hierarchie nichts wissen wollen, sind natürlich alle Priester „Pfaffen”, und denen, die dem völligen Unglauben huldigen und alles Positive hassen, was irgendwie noch durch Geistliche (Pastoren) gepflegt wird, sind alle Geistlichen aller Konfessionen, so weit sie nur noch einen Schein von Kirchtum festhalten und auf positivem Boden des Christentums stehen bleiben wollen, „Pfaffen”, die ganze Geistlichkeit ein lauteres „Pfaffentum”. Hiervon geben unser Journale Zeugnis genug. Von dieser Bedeutung des Wortes „Pfaffe” aus haben sich eine Menge von zusammengesetzten Wörtern gebildet, mit denen man die Geistlichkeit verächtlich zu machen sucht, Pfaffenregiment, Pfaffentrug, Pfaffensack usw.

Weil im Mittelalter die Priester (Pfaffen) die Wissenschaft fast ausschließlich pflegten und in Händen hatten, so dehnte sich der Name Pfaffe auch auf diejenigen aus, die mit ihnen die Wissenschaft trieben, die Gelehrten, so nennt Tauler den Plato einen „großen Pfaffen”. Auch Studenten an den Universitäten führeten diesen Namen, wohl daher, weil damals viele Kleriker niederer Grade auf den Universitäten sich befanden, daher man diese wohl auch „Halbpfaffen hieß”.

Die Ausdeutung des Wortes Pfaff mit pastor fidelis a nimarum fidelium kann nicht als eine Ableitung, sondern nur als eine Ausfüllung der Buchstaben dieses Wortes gelten. (Bendel)

Quellen:
- Encyklopädie der katholischen Theologie und ihrer Hilfswissenschaften 1851
- Internet Recherchen
- und andere


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