Gedicht vom Heimatdichter Hermann Burte (aus "Lied aus Murperg", 1959)
Scheibenschlagen
Ein Holzstoß grüßt in vollem Brand
Die Funkenfeuer rings im Land.
Da taucht empor aus Glut und Rauch
Ein alter frommer Heidenbrauch.
Die Jugend zieht im schnellen Lauf
Im Zickzackweg am Hang hinauf.
Von dürren Scheiben ist die Last
An einem Eisendraht gefaßt.
Ein Stecken in der Hand sich reckt,
An dem schon eine Scheibe steckt.
Nun hält der Schläger in den Brand
Die Scheibe, sicher und gewandt.
Dann schwingt er seinen Stecken schwank
Zum Schlage auf der schrägen Bank.
Die Scheibe fliegt und saust und surrt,
Zieht durch die Nacht die rote Furt.
Ein Spruch tönt mit dem Schlag zugleich:
Der Liebsten gilt der beste Streich! -
Hört, was der Scheibenschläger spricht:
Wenn Sie nicht fliegt, so gilt sie nicht! -
Und manche schwankt und flattert, weh,
Und ihre Glut verzischt im Schnee.
Die guten aber fliegen weit
Bis in den Schoß der Ewigkeit.
Die letzte Scheibe von der Bank
Steigt Gott, dem Herrn, zu Lob und Dank! -
Das Feuer sinkt, zum Dorfe zieht
Die Schar mit einem frohen Lied!
Gedicht über das Scheibenfeuer von Friedrich Dreher
Loset, was i euch will sage!
D'Glocke het zwölfi gschlage.
Ihr hänt im Blettli lut verchündet
S' Schiibefüür wird nimme zündet.
Loset, was i euch will sage!
Bi mir hets mehr wie zwölfi gschlage.
Ihr Bruchtumshieter hänt versait
Und Altis über dä Huffe gheit.
Loset, was i euch will sage!
Hört keiner denn die Glocke schlage
Und wehrt sich heftig mit Verdruß
Gege sone fuule Zunftbeschluß?
Loset, was i euch will sage!
D'Glocke het scho nimme gschlage.
Ne Brief ha ich an Zunft no gschriebe
Und ihne schwer de Chümmel griebe.
Loset, was i euch will sage!
D'Glocke het jetz wieder gschlage.
Dr Fräuli-Vogt vo Zell isch cho
Und het die Gschicht in d'Hände gnoh.
Loset, was i euch will sage!
D'Glocke het sechsi gschlage.
Das Füür wird z'Mulbeg wieder brenne
Und Zunft mues sich zum Bruuch bekenne.
Loset, was i euch will sage!
Z'Mulberg hän alli Glocke gschlage
In der Hasewaid brennt wieder s'Füür
Und das isch disjohr nit so düür.
Lueget das Füür es brennt (Friedrich "Drülli" Dreher)
Lueget das Füür es brennt
Und alli chömme grennt
Wie d´Flamme do gen Himmel schlön
Und goldig in de Sterne stöhn,
Lueget das Füür es brennt
Und Mulburgs Jugend rennt
Wie d´Schiibe fliege do ins Dahl
Für Chinderauchge ne Fanal,
Lueget das Füür es brennt
Das Bild jo jede chennt
Und d´Hasewaid isch füürig rot
Der schwarzi Rauch am Himmel stoht,
Lueget das Füür es brennt
Me het´s nict anderscht g´chännt
Und niemer cha dä Bruuch uns neh
Die Alte hän is dä scho geh.
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