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Sonnwendfeuer, Johannifeuer
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Sonnwendfeuer (Feuerkult)  —  ein Brauchtum seit Jahrtausenden

Andere Namen: Johannisfeuer, Simmetsfeuer, Würzfeuer, Nodfeuer, Sonnenfeuer, Sunwendfeuer, Himmelsfeuer, Zundelfeuer, Zinkenfeuer.

Um Johanni ist die Zeit der sommerlichen Licht- oder Sonnenwende. Die Sonne hat den Sieg errungen und schreitet prangend am Himmel dahin, das jetzt zur Reife führend, was ihr belebender Strahl auf dem Frühjahrsverlauf aus der Erde lockte und fröhlich sprießen und wachsen lies. Schon im grauen Heidentum begingen die Germanen diesen wichtigen Wendepunkt im Jahr mit einer großen, festlichen Veranstaltung.

Von dieser hat sich das Sonnwendfeuer durch Jahrtausende bis zur heutigen Zeit in vielen deutschen Berggebieten erhalten. Hirten und Holzknechte oder andere junge Burschen tragen etliche Tage vor dem Fest dürres Altholz, Prügelwerk und Reisig zusammen und schichten es auf. Am Johannisabend werden dann die Holzstöße angezündet. Da kann man von den Spitzen und Hängen der Berge durch die dunkle Nacht weit in das flache Land hinein riesige Feuerbälle leuchten sehen. Früher einmal nahm auch die weibliche Jugend der Dörfer an diesen Freudenfeuern teil. Singend und jauchzend und mit gefassten Händen wurde um die wabernde Lohe gehüpft und getanzt. Blumen, Heilkräuter und Wacholderdaas (Reisig) wurden zu Kränzlein gebunden und in das lodernde Feuer geworfen. Der Rauch und die sprühenden Funken verbreiteten deren Segen weithin. Je größer der Rauch war, desto größer galt der Segen für Feld und Vieh. Und war schließlich die helle Glut etwas nieder gebrannt, so wurde über diese zu Paaren Hand in Hand oder Arm in Arm drüber gesprungen um vom Fieber und anderen „schelmischen Krankheiten“ verschont zu bleiben. Denn die Flammen des Sonnwendfeuers, das zu Ehren des Licht- und Sonnengottes entfacht wurde, besaßen nach dem Glauben unserer Vorfahren luftreinigende Kraft und vermochten Krankheitskeime, die man sich als böse Geister oder Schelmen dachte, austreiben. Es ist ja bekannt, dass im Hochsommer gern Seuchen bei Menschen und Tieren auftreten. Unsere heidnischen Vorfahren wähnten darum die Luft in dieser Zeit besonders vergiftet.

Ein Buch aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts ¹) gibt vom Sonnwendfest folgende anschauliche Schilderung: „Männer und Frauen springen um das Feuer bis sie ganz matt sind. Auf dem Kopf tragen sie Kränze aus Beifuß (Artemisia) und Eisenhart (Verbena), in der Hand Blumensträuße aus Beinwell oder Rittersporn. Durch Ritzen des Straußes sehen sie von Zeit zu Zeit ins Feuer, weil sie glauben, sich so für das ganze Jahr gegen Augenkrankheiten schützen zu können. Wer vor dem Erlöschen des Feuers sich entfernen will, wirft seinen Kranz und Strauß in die Glut und spricht dazu:

„Wie dieser Kranz mög`all mein Mißgeschick verbrennen und in nichts zergehen!“

Der Sprung übers Johannisfeuer diente der heiratslustigen Jugend auch als Orakel. Wenn sich die Paare beim Sprung durchs Feuer nicht losließen, so war das ein gutes Zeichen und deutete sicher auf Hochzeit. Nach dem Sonnwendfeuer führten die Burschen die Mädchen zum Met (Honigwein), um Schönheit und Stärke zu trinken. Am Lechrain sangen die Burschen beim Feuerspringen oder Feuerjucken folgenden Spruch:

Unterm Kopf und übern Kopf
tu i mein Hüt`l schwingen;
Mädel, wenn du mich gern hast,
durchs Feuer musst mit mir springen.“ 2)

Im Stiftsland der nördlichen Oberpfalz (Waldnabgebiet) stimmte der Bursch, wenn er seine Partnerin bei der Hand gefasst hatte, nachstehendes Johannesliedchen an, das dann von allen Zuschauern laut mitgesungen wurde:

Wöll ma `s S`hannesliedl singa,
über`s S`hannesfeuerl springa,
dass Sankt`S`hannes uns tut deut`n
ob ma `n Weg zum Ehsatnd b`schreit`n.
Stieb`n die Flamma lufti fürk
kumma ma vor d`Heiertstür;
sengt das Feuer goua d`Houa
(Haar; die Mädchen trugen darum beim Sprung ein Kopftuch)

heier ma (heiraten wir) im annern Jouha (Jahr);
kummt der Rauch von unten raus
wird`s nix mit am Hochzetsschmaus.
Hupf nur, Moidl, saa nit schoich (sei nicht Scheu),
wacheln (wehen) aa die`Röck ind d`Höich!
Spring nur zu; i halt die scho! (hier wurde der Sprung ausgeführt.)
Hopla! Schau, scho san ma do!“ 3)

...

Bei Niederalteich in Niederbayern rief der erste Springer:

„I spring übers Sonnwendfeuer!
Alle Nachbarn sind mir teuer,
Springt`s mit mir allz`samm,
So wird der Haar (Flachs) recht lang!“

Von der Höhe des Sprunges hing es ab, ob der Flachs in diesem Jahr recht lang gerate. Im schwäbischen sprach man:

„Flachs, Flachs, dass der Flachs
Des Jauhr 7 Ellen lang wachs!“

Heute noch ⁴) behaupten die Bauern im altbayerischen Hochland, der Sprung über die Flammenlohe sei sehr wirksam gegen das Kreuzweh, das sich beim Kornschneiden leicht einstellen könnte. Hohes Springen wurde zur Ehre angerechnet. Von diesem Brauch mag die Redensart herstammen, „mit einem durchs Feuer gehen“ oder „für einen durchs Feuer springen“, also so viel Zuneigung zu jemand haben, dass man um dessen Wohl keine Gefahr scheut.

An der Glut des Sonnwend- oder Simetsfuers wurden früher auch Wurzeln und Kräuter gekocht um durch deren Genuss die Gesundheit zu sichern. In manchen gegenden ließ man zur Erhöhung der Feier von den Berghängen brennende, mit Pech bestrichene Fässer oder Reife herabrollen. Diese, beim Überschlagen immer hell aufsprühend, boten den Anblick feuriger Räder (und erinnerten an das licht- und segensprühende Sonnenrad). Auch Holzfackeln wurden angezündet und damit Räder geschwungen. ⁵) Einsmals waren die Sonnwendfeuer auch in der Ebene allgemein verbreitet. Noch vor etwa 150-160 Jahren war es z. B. beinahe in jedem Einödhof des Rottales (Niederbayern) der Brauch, zu Johanni ein Sonnwendfeuer „aufzumachen“ und über dieses zu springen. ⁶) In geschlossenen Ortschaften wurde zu einem großen, gemeinsamen feuer von den jungen Burschen Holz gesammelt und dabei vor den Häusern, vor denen vorgesprochen wurde, ein Vers gesungen.⁷) Jedes Mitglied der Gemeinde musste sein Scheit Holz beisteuern. Wer die Gabe verweigerte, dem wurde sie genommen und mitunter die Drohung zu gerufen:

„Wollt ihr uns kein Feuer geben,
sollt ihr`s Jahr nimmer daleben!“

Oder: „Gebt ihr euer Steuer nöt,
      so lebt ihr euer Jahr nöt!“

Mancherorts — doch nur selten — trug den sammlern der Holzsteuer ein Knabe einen geschmückten Maibaum voran. ⁸)

In der Dingolfinger Gegend (nördlich von Landshut) lautete der Sammelvers folgendermaßen:

„Hl. Florian — zünd uns dös Feua an!
Hl. Veit — gib uns a Scheit!
Hl. Mirl (Maria) — gib uns a Bürl (Weidenbürd)!
Hl. Jakob — gib uns an Hackstock!
Gl Gang (Wolfgang) — gib uns a Stang!
Große Steua, kloane Steuer — Kemmt´s fei g`wiß zum Sonnwendfeua!“

Hier sehen wir also wie die ursprünglich heidnische Feier in den Schutz fast sämtlicher christlicher Sommer- oder Feuerheiligen gestellt wurde, wie ja auch in manchen Gegenden Niederbayerns, wenn das Feuer am Erlöschen war, die Zuschauer sich um die Stätte sammelten und gemeinsam den „Engel des Herrn“ beteten.

Die Bamberger Jugend sang, beziehungsweise singt vielleicht noch heute bei ihrem Holzsammelgang von Haus zu Haus nachstehenden Spruch:

„Lustig Buben am heutigen Tag!
heunt is der Johannistag,
wölle mer Frühlings-Sommer singa,
übern Shannesfeuer springa.
Is a guter Herr im Haus,
langt (gibt) er a Scheitla Holz heraus;
is kanner drinna,
wer mer die Holzlag finna.

Ho, ho, Stuhlpatron (Johannes)
Zünd mein Madla `n Rocken an,
daß sie nimma spinna kann.
Ihr Leut, sett (seid) net so stolz,
gebt uns a Büschela Holz;
ihr Leut, sett net so geizig,
gebt uns a Büschela Reisig!“ 9)

Das erbettelte Holz wird im Freien zu hohen Stößen aufgetürmt und verbrannt.

Gleiches geschieht fast noch überall in dem (an Bamberg angrenzenden) Regnitztal, beziehungsweise im Berggebiet des fränkischen Jura. In Gräfenberg, westlich von Erlangen z. B. singt die männliche Jugend beim Holzsammeln:

S`hannes-, S`hannesfeua!
Wollt ihr uns geb`n ka Steua?
Wollt ihr uns ka Steuer geb`n,
sollt ihrs Gahr (Jahr) nimma daleb`n.
Kuhlmo, Kuhlmo (Kohlemann),
zünd der Fra(u) ihren Rocken o (an),
  (oder: zünd der Frau ihr haus nöt an),

daß sie nimmaspinna ko.
Is a guete Frau im Haus,
langt sie uns zwa Scheitla raus.
Ist nemenz (niemand) drinna, -
`n Holzstauß (Holzstoss) wer`ma(n) scho(n) finna.
Juh! Juh!“

Früher schwärzte sich einer der Buben als Kohlemann wie ein Meilerknecht sein Gesicht und schob einen Karren vor sich her, worauf er das gesammelt Holz lud.

Auch die Spessarter im Maingrund feiern noch die Sonnenwende. Die Stadtprozeltener Burschen rufen, wenn sie das Holz sammeln:

„S`hannesfeuer
der Haber ist teuer.
Wer kein Holz zum Feuer gi`t,
erreicht das ewige Leben nit.“

Das Johannisfeuer wird am Kircheneck, einem Abhange der Mainleite abgebrannt. Ein angekohltes Stück vom Stoß wird mit heimgenommen und unter das Dach gesteckt, damit das Haus das Jahr über von Feuersnot verschont bleibt. Früher sprang man mit einem Rittersporn in der Hand übers Feuer. Dann – wähnte man - bliebe man vor Augenkrankheiten bewahrt. ¹⁰)

In der Rhön zog, wie uns Leopold Höhl im sogenannten „Rhönspiegel“ erzählt, „die männliche Jugend am Johannistag mit einem großen, aus Feldblumen gewundenen Kranze, der an einer Stange getragen wurde, von Haus zu Haus. Dabei wurde gesungen:

„Vi - Va – Veit! Johannes ist nicht weit. Ist ein reicher Bauer im Haus, langt einen Arm voll Scheit heraus!“

Wenn die Jungen nichts oder wenig erhielten, stimmten sie den Spottvers an:

„Fi – Fa – Fix,
wir haben noch gar nix.
Kommen vor eine Tür,
steckt der Riegel für;
für steckt der Riegel,
Bank ist kei`Ziegel
Ziegel ist kei`Bank,
Glöckle geht im Gang;
Im Gang geht das Glöckle,

Euch braucht man zu Röckle,
Zum Röckle braucht man Euch.
Der Keller (Amtmann) liest im Buch,
im Buch liest der Keller.
Stai liegt auf der Eller (Hutplatz, Heide)
Auf der Eller liegt a Stai`,
da hüpft die alte Schinmähre
auf 3000 Bain.“

Angebrannte Holzstücke vom Johannisfeuer steckte man in das Flachsfeld. So lang wie das Kohlenstück war, so lange sollte der Flachs gedeihen. Kohlen legte man unter die Dachsparren, damit der Blitz nicht einschlage. Im Schwäbischen (Allgäu) war folgender Spruch gang und gäbe:

„Heunt isch Sankt Johannista!
keit (werft) a Scheit vom Lada ra!
(Sankt Veit Gloria!)
Zu unsers Herrgotts Fuirle
gebt uns au a Stuirle:
a Prügale, a Scheitle –
oder an gstumpata Besa!

Himmel, Himmel Fuirle,
geant (gebt) uns a Stuirle!
Wöllnt ihr uns koi Stuirle geba,
lant uns do mit Freude leba!
Scheitle raus, Scheitle raus,
geh ma in a anders Haus.!“

Kohlen, Asche oder abgebrannte Holzstücke vom Johannis- oder Muckenfeuer, (Muckenrauch), wie es da vielerorts genannt wurde, galten auch dort als wachstumsfördernd, ungezieferabwehrend und wurden in Getreide- und Flachsfelder gesteckt, damit Blitz und Hagelschlag ferngehalten bleiben.

Wie der heidnische Brauch des Sonnwendfeuers zu einem ganz und gar christlichen wurde, können wir im Walsertal (Allgäu) sehen. Dort wird an einem recht schönen Abend in der Zeit um Johanni auf einer Almweide ein großes Feuer aus Reisig angezündet. Alle Leute, welche zur Alm gehören, setzten sich um das Feuer. In dieses wird der Rest vom geweihten, vorjährigen Kräuterbüschel geworfen; dann besprengt man das Feuer mit Weihwasser und betet, während eines ein geweihtes Wachslicht hält, einen Rosenkranz für die armen Seelen. Nun wird in die Sennhütte zurück gekehrt. Da kommt schließlich doch die jugendliche Freude und Fröhlichkeit zu ihrem Recht: man singt und tanzt.

Sonnwendfeuer kennt man heute noch in den Bergen Thüringens. Im Fichtelgebirge waren sie früher allgemein üblich. Der Dichter Sundermann erzählt (im Roman „Frau Sorge“) aus seiner Heimat in Ostpreußen, dass dort in der Johannisnacht „Teertonnen“ angezündet wurden und auf dem Anger Knechte und Mägde tanzten. Weithin loderten die Flammen über die Heide.

Sogar auf den Marktplätzen der Städte wurden früher (im Mittelalter) Sonnwend- oder Johannisfeuer angezündet und das versammelte Volk tanzte einen Reigen um das Feuer. Danach erquickte man sich beim Trunk mit süßen Mets.

Eine uralte Münchner Urkunde aus dem Jahr 1401 berichtet von der „Sunbentnacht, da Herzog Stephan (der Kneyßl) und sein Gemahl (Elisabeth von Cleve) und das frawel auf dem margkt (wohl) dem heutigen Marienplatz) tanzten mit den purgerinnen bei dem Sunbentfewr.“

Von König Friedrich III. ist bekannt, dass er gelegentlich des Reichstages zu Regensburg 1473 sich mit schönen Frauen um das Feuer auf dem Marktplatze im fröhlichen Reigen schwang. Zu Augsburg auf dem Fronhof wurde 1497 in Anwesenheit des Kaisers Maximilian I. der Tanz um das Sonnwendfeuer aufgeführt. Da tanzte Erzherzog Philipp mit der schönen Jungfrau Susanna Neithart, welche den Holzstoss angezündet hatte. (In der Münchner Au hielt sich der Brauch bis Mitte des 19. Jahrhunderts.)

Wenn heute auch die Bedeutung des ehemaligen Sonnwendfeuers im Volk fast verschwunden ist, die ländliche Freude an den Bergfeuern blieb. An hohen kirchlichen oder patriotischen Festtagen werden sie als Ausdruck der Begeisterung, als Freudenfeuer, gerne abgebrannt.

Im steirischen Oberland ist mancherorts am Sonnwendtag bei Burschen und Mädchen das Scheibentreiben oder Radschlingen üblich. Eichene Scheiben werden , nachdem sie glühend gemacht worden sind, auf einem Haselstecken in die Luft geschleudert oder den Berghang hinab geworfen. Aus der Richtung, wohin sich die Scheiben wendet, kommt Braut oder Bräutigam. Mädchen, welche am Sonnwendtag neun Feuer sehen, bekommen bald einen Mann.

  • ¹) Gotofredus „Archontologia cosmica“ 1649
  • ²) „Aus dem Lechrain“ von Leoprechting 1855
  • ³) Erzählung aus der Oberpfalz „Der Tropfen“ von Joseph Baierlein,
  • ⁴) Text von 1908
  • ⁵) Das Volk verknüpfte damit die Meinung, soweit das Feuer leuchte, so weit würden die Gewittter nicht schaden. Eine erkleckliche Anzahl von Bergen hat heute noch nach den Sonnwendfeuern, die dort einmal regelmäßig angezündet wurden, den Namen (Simmetsberge).
  • ⁶) „Die sozialen und volkswirtschaftlichen Zustände des kgl. Langerichts Eggenfelden“ von J. Wimmer. 1858. G. Schmidt „Aus dem Fichtelgebirge“
  • ⁷) In der Freisinger Gegend beteiligten sich auch Mädchen am Einsammeln des Holzes zum Simmetsfeuer. — Das Werk Panzers führt 13 Sammelsprüche an (aus Lochhausen bei München, aus der Ingolstädter gegend, aus der gegend von Marktl und Niederlalteich in Altbaiern, aus Deffingen und Wemding in Schwaben, aus Hollfeld, Gützbach, Hallstadt, Bischberg, Trosdorf, Gundesheim und Ansbach in Franken). — Welche christlichen Heiligen alle zum heidnischen Sonnwendfeuer schließlich herhalten mußten, manchmal wohl nur des Reimspieles wegen, zeigen in köstlicher weise folgende Stellen aus alten Sammelsprüchen:
    Bei Ingolstadt: „...Hl. Mark(u)s, schenk uns a starks
    Hl. Six(t), schenke uns a dick`s“
    Hl. Coloman, zünd unser Haus nöt an!....“
    bei Marktl: „....Der Michel und der Veitl tate`n bitten um a Scheitl....“
    Bei Niederalteich: „...Hl. Florian, kent (zünd) unser Haus nöt an! Hl. Margaret, schick uns a Köpfl Met! Hl. Veit, schick uns a grauß Scheit! Hl. Fix, wenn mans verbrenna, hab ma nix!....“
    In Ansbach: „...da kommen drei Herren gegangen mit Spießen und mit Stangen. Florian, zünd dem Mädel den Rocken an, daß sie nimmer spinnen kann! Ist ein guter Herr im Haus, langt ein Scheitlein Holz raus. Ei, du lieber Sixt, gib uns fein ein dick`s! Ei, du lieber Hans, gib uns fein ein lang`s! Ei, du lieber Thoma (Thoams), laß ein Scheitlein komma! Wir hören drei Schlüsselein klingen und uns ein Scheitlein bringen. Tür und Tor ist aufgegangen. Ein scheitlein Holz `raus oder wir schlagen ein Loch ins Haus!
    Als Danksagung folgte: Wir danken für die Gaben, die wir empfangen haben. Wenn wir übers Jahr wieder `rumsingen, wollen wir der Frau einen Pelz mitbringen.“
    In Güßbach (Franken) „...Hl. Klos, b`scher uns a alt`s Foß (Faß)! Hl. Veit, b`scher uns a alt`s Scheit! Kommen die sieben Herz`n, —b`schern uns än alte Kretz`n (Körbe); kommen die sieben Flederwisch — steht die Supp`n auf `m Tisch.“

    Des Sonnwendfeuers wird auch in den Abhandlungen der bayerischen Akadamie der Wissenschaften II 342 Anm. (Sterzinger) gedacht, indem es heißt: „In der Johannisnacht zündet man die Johannisfeuer an. Unter geheimnisvollen, Lu . . . lu . . . lurufen` springen in der Mühldorfer Gegend die jungen Leute drüber. Am Johannistage war es in Bajuwarien Sitte, in Quellen oder Flüßen des Morgens oder in den Stunden der Nacht sich zu baden.“

    Ganz im alten Heidengewande marschierte dagegen noch folgender Spruch aus Franken:
    „Sieben, sieben Nunna (Wasserfräulein, Geister), b`schern an alte Tunna (Wassertonne).
    oder b`schern den alten Bruna (Brunnenrohr)“
    „Sieben, sieben Narren (Schelme, Dämonen) b`schern än alten Karren.“

    Zu Kindling und um Berching im Altmüljura hüllten die Sammeljungen einen ihrer Kameraden ganz in grünes Fichtengezweig, banden ihn an einem Strick und führten ihn so durch den Ort. Sie riefen:

    „Hl. Sankt Veit — gebts uns a Scheit!
    Wöllt`s uns koa Scheit net geb`n, — wöll`n mer Haus auf auf d` Seiten leg`n.
    Hl. St. Brix — a lang`s und a dick`s!
    Hl. St. Florian — schüren mer uns a Feuer a!
    Is a gute Frau im Haus— gibts gern a Scheitla `raus.
    Is a böser Mann im Haus — schlagt `r uns mit `n Prügel `raus!“

    Sprachforscher Schmeller erwähnt in seinem „Bayerischem Wörterbuch“ II 300 einen Sonnwendfeuersammelspruch, den ihm 1847 die Jungen aus der Au (München) vorsangen. Die Verse haben die Form eines Kettenreimes. Unter den Heiligen, die im zweiten Teil des Spruchs angerufen werden, befinden sich außer St. veit, St Fix und St. Florian auch ein „hl. St Taschendeckel, schick uns a Batzenweckel“ und ein „hl. St. Jakob, schick uns an Hackstock!“ — Das Sonnwendfeuer hatte im schwäbischen auch den Namen „Himmelslfeuer“ (bei Ulm), „Zündelfeuer“ (Chingen a. d. Donau).

    Über das Sonnwendfeuer hat im „Bayerland“, Jahrgang XIII Ludwig Jester eine eingehende Abhandlung veröffentlicht, worin er berichtet, daß „die Kanaäer und nach ihrem Vorbilde die Hebräer die Kinder durchs Feuer trugen als Schutz gegen die alle Übel, daß es Knabensitte in Persien war, beim höchsten Sonnenstande in Sommermitte zwecks Reinigung“ durchs Feuer zu springen, daß im alten Rom beim Feste der Palilien zu Ehren der Weidegöttin Pales Mensch und Vieh dreimal durchs Feuer setzten, das Naturvölker (Kanadier) ums Feuer tanzen und über dasselbe springen etc.“

  • ⁸) In Steinkirchen bei Aßling, in Buchlohe etc. ist das Johannisfeuer heute noch üblich (Text von 1908)
  • ⁹) Mißverständlich wird auch gesagt: „“Zünd an Madla ihr`n Rock net an, daß sie drüber springen kann!
  • ¹⁰) Auch gegen die Pest wurden Feuer abgebrannt. Als im jahr 1606 im Spessart Dorfe Damm die Pest wütete, haben die Einwohner – wie eine alte Urkunde berichtet – in höchster Not am Freitag vor dem Michaelstag zu Gott dem Allmächtigen gebetet…und die Feuer alle ausgelöscht im Flecken (Orte), ein Zugfeuer (durch Reiben hervorgebracht) gemacht und Gott gelobt an diesen Freitag in ewigen Tagen zu Fasten und ihn heilig zu Feiern. Noch ein Beispiel: Als 1563 die Pest in London wütete, wurde geboten, dreimal täglich Feuer in den Straßen der Stadt anzuzünden. (Diary of Henry Machyn etc. 1563.)

Quelle:
Die deutschen Feste in Sitte und Brauch von Rudolf Reichhardt, Pfarrer; zweite Auflage von 1911


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