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Burgsonntag - Fastensonntag - Hüttensonntag
Von Joachim Schröder, Pronsfeld

Auf den Eifelhöhen lodern die Burgfeuer
Freiher: Vegetationskult, Wachstumszauber, Winteraustreiben, heute geselliger Spaß

Klick mich zum vergrössern In der Westeifel heißt der erste Fastensonntag "Burgsonntag", in der südlichen Eifel sagt man "Hüttensonntag". Gemeint ist dasselbe: Der Winter soll mit lodernden Höhenfeuern ausgetrieben werden.

Der Jahrhunderte alte Brauch geht auf ein heidnisches Brauchtum zurück, bei dem der Frühling begrüßt und der raue Winter vertrieben werden sollte. Der Terrain schwandt kalendarisch, manchmal ist es noch knochenharter Winter, ein anderes Mai schon wärmender Frühling. Fast immer liegt er vor dem kalendarischen Frühlingsanfang und erscheint für die Westeifel als zu früh. In seinen Ursprüngen vermutet die Volkskunde in diesem Jahresfeuer überlieferte Brauchformen, die von vegetationsgläubigen Leitmotiven geprägt sind. Das Abbrennen einer "Burg" wird zudem als eine Zauberhandlung und ein magischer Ritus zur Erweckung der Lebenskraft gedeutet.

Wesentliches Kennzeichen des Burgsonntags war immer das Erdfeuer, das dann zusätzlich durch ein Strohmann-Verbrennen erweitert wurde. Schon Wochen zuvor waren die männlichen Jugendlichen im Wald unterwegs, um einen geeigneten Fichtenbaum zu schlagen. Nach dem Fällen wurde er dann mit Hilfe von Handkarren in einen Schuppen verfrachtet, wo er zum Trocknen aufbewahrt wurde. Nicht selten gab es zwischen den Ortsteilen oder Nachbardörfern heftige Rivalitäten: "Wir beobachteten das Geschehen im Mitteldorf ganz genau, wussten meistens, wo der Baum gelagert war und waren auf Streiche aus", so ein 78jähriger Pronsfelder. Zweimal war es den "Oberdörflern" in den 50er Jahren gelungen, den "Gegnern" im Mitteldorf die Sache gründlich zu verderben: Als man den "schönen Baum" für den Sonntag zum Burgplatz tranportieren wollte, traf man auf vier Teile. Umgekehrt gelang es den Mitteldorfern, in der "Nacht der Nächte" vor dem Burgsonntag den "Holländern" das Burgloch zuzuschütten, und das mit Abfällen und Stallmist!

Klick mich zum vergrössern Viele Streiche, Schauergeschichten und Anekdoten ranken sich um das fröhliche Treiben. So wird bis heute von erlebten "Steckelchem" erzählt. Auch sollen "die jungen Wilden" am Burgsonntag kräftig geraucht, viel getrunken und zahllose "Schinken geklopft" haben. Denn nach dem Abbrennen der Burgfeuer ging es mit Gesang ins Dorf; wo ein jung vermähltes Paar "den Kuchen gebacken hatte". So sagt man bis heute, nur: die Zeiten haben sich gewaltig geändert. Früher verstand man unter "Kuchen backen" Waffeln, Nutsen und Pfannekuchen, heute sind es denn schon eher feine Torten, Gebäck und Edles zum Trinken. Geschichten machten hier die Runde, die rußgeschwärzten Gesichter taten ein Übriges "fürs Ambiente".

Und dann, nach getaner Arbeit und kräftigem Schmaus, ging es raus ins Freie, um ein deftiges "Schinkenklopfen" auszutragen. "Hier hat es manchen Hieb gesetzt und einige Hintern konnten am nächsten Tag in der Schule noch nicht richtig sitzen", so ein Senior, der sich noch an alle Einzelheiten bestens erinnern kann. "Auch das Rauchen hat uns zugesetzt", sagt er weiter, "wir wollten einfach einmal so sein wie die Erwachsenen".

Viele Brauchhandlungen haben sich bis heute erhalten. Das Baumschlagen und -wickeln, das Wachen am Feuer, das Burgloch ausheben, das Entzünden und das nächtliche Zeremoniell. Spannend wird es dann gegen Abend, wenn die Dunkelheit eingesetzt hat und alle auf den großen Moment warten, wenn der Baum entzündet wird. Dies geschieht bis heute mit einer Wurffackel, die möglichst oben am Baumkreuz einschlagen soll. Früher gehörte das Singen und der Tanz um den brennenden Baum dazu, das ist heute verschwunden. Geblieben ist dagegen das Beäugen der Nachbarn: Wer fängt zuerst an? Die Oberdörfer, die Holländer, die "Lirageber", die "Pitteber"? Am nächsten Tag heißt es dann unter den Schuljungen wie immer: "Urs Burich wor die schungst und die jrusst, uns braant am langsten, dir word die bangsten..."

Und wer kennt noch den mundartlichen Heischespruch? Also aufgepasst, Burgjungen:
"Lire lire, lotter, een Kletsch Botter, Speck ous dem Hoarscht, Mell aus dem Hegger, Melich ous dem Kiehogger, Eier ous dem Nast, die Hühner har et vol jeloarscht".

Mit freundlicher Unterstützung von Joachim Schröder
Titel: Burgsonntag
Autor: Joachim Schröder
Copyright: © by Joachim Schröder
gepostet von Joachim Schröder am:
Date: 08.02.2009 15:05
Internet: www.joachim-schroeder.com

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