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Eifeler Bauernleben früher
Von Joachim Schröder, Pronsfeld

Eifeler Bauernleben früher

Steh auf um fünf,
iß mittags um neun,
des abends um fünf
und zu Bett um neun -
so wirst du ein Mann
von neunzig und neun.

   *   *   *
Wenn die Hausfrau in Küche, Stall und Keller,
und der Mann in Scheune und Feld,
so ist die Wirtschaft wohl bestellt.

   *   *   *
Et Wedder erkennt man am Wind
wie de Herrschaft am Gesind
un de Mudder un et Kind;             de Vuel am Jesang,
de Pott am Klang,                        den Esel am Ohr,
am Wurt den Tor.

(Eifeler Redensart)

   *   *   *
"Der Bauer hat eine grobe Hand,
aber einen feinen Verstand".

   *   *   *

Mehrere schriftliche Zeugnisse lassen uns mit Sicherheit das bäuerliche Leben und Arbeiten bis ins 9. Jahrhundert zurückverfolgen. Das Prümer Urbar (Güterverzeichnis) von 893 informiert nicht nur über die Vermögensverhältnisse der Abtei, sondern auch über Einzelheiten wie Ackerbau, Viehhaltung, Waldwirtschaft, Garten-, Gemüse- und Obstanbau. Weiterhin ist der Bauernkalender des Prümer Dichtermönchen Wandalbert aus dem Jahre 848 eine Fundgrube für jeden Eifelfreund. Auf beide Quellen will ich mich fortan stützen, wenn es gilt, das bäuerliche Leben und Arbeiten im Mittelalter zu untersuchen. Die Ergebnisse sind durchaus auf die gesamte Eifel übertragbar, nicht zuletzt, weil die mächtige Prümer Abtei Besitz in den gesamten Rheinlanden (und darüber hinaus) hatte. Das Untersuchungsgebiet ist die Westeifel, also der Raum Prüm mit Umland.

Der bäuerliche Gutsbetrieb auf den Prümer Höfen bestand aus einer großen Zahl von Kleinwirtschaften, die sich um einen abteilichen Herren- oder Fronhof als Verwaltungsmittelpunkt lagerten. Jeder dieser Fronhöfe mit den zugehörigen Ländereien und Wäldern bildete eine Wirtschaftseinheit. Der gesamte Besitz eines Herrenhofes war getrennt in Herrenland und in Pachtland. Das Herrenland gehörte unmittelbar zum Herrenhof und stand unter der Verwaltung des abteilichen Meiers, dem eine Reihe von Knechten und Mägden bei der Bewirtschaftung half. Das Pachtland verteilte sich auf einzelne Hofstätten, die an Zinsbauern vergeben waren, aber in Erbfolge in derselben Familie blieben. Ein Pachthof umfaßte östlich der Prüm etwa 60 Morgen Acker- und Wiesenland, während es westlich der Prüm 100 bis 150 Morgen betrug.
Die Bauern hatten gemeinsam mit dem Herrenhof den Wald und die Viehtriften in Benutzung. Das Vieh ging nach einzelnen Gattungen gesondert als Pferde-, Rinder-, Schaf- und Schweineherde auf die Weide. Die Größe der Hofswaldungen wurde bestimmt nach der Zahl der Schweine, die im Herbst zur Eichelmast in die Wälder getrieben wurden. Das Bau-, Wirtschafts- und Brennholz wiesen die Förster den einzelnen Zinsbauern in den abteilichen Hofswäldern zu.

Der Herrenhof und die Gehöfte der Zinsbauern bildeten eine aufgelockerte Anlage in Holzpfosten- und Fachwerkbau, bei der die einzelnen Hofteile wie Wohnhaus, Stall, Schuppen, Keller, Getreide- und Heustapel zur Minderung der Brandgefahr für sich allein standen, aber durch eine Einfriedung wie Zaun oder Hecke zusammengeschlossen waren. Steinbauten kamen erst im 12. Jahrhundert in Anwendung, wenngleich diese Bauweise durch die Römer und Franken bekannt war.
Die Pachtbauern bewirtschafteten zunächst einmal das zu ihrer Eigenwirtschaft gehörende Ackerland und mußten darüber hinaus Arbeiten im Herrenland leisten. Den einzelnen Zinsbauern war von dem Herrenland eine bestimmte Fläche zur Bearbeitung zugeteilt. Dieses hatte der Bauer zu pflügen, zu säen, zu ernten und die Erträge in die Scheune oder Miete des Herrenhofes einzufahren sowie im Winter zu dreschen. Auch mußte er den Dünger stellen. Zu dieser Arbeit an seinem Pflichtanteil des Herrenlandes kam das Mähen der Hofswiesen, das Trocknen und Einfahren des Heus. Zur Erntezeit waren viele Helfer eingesetzt, die sich aus umliegenden Orten rekrutierten. An weiteren Fronarbeiten standen an: das Pflügen von Ackerland, das Schlagen und Bergen von Nutz- und Brennholz, das Anfertigen von Weinbütten und Hilfe bei der Traubenlese in den Wingerten der Abtei an der Ahr und an der Mosel.
Den Pächtern oblag das Einzäunen der Getreidefelder zum Schutz gegen das Weidevieh und das Wild. Ferner lieferte jeder hörige Bauer Bretter und Schindeln zur Bedachung des Gebäude und der Speicher für das Getreide. Pächter wurden aufgeboten beim Getreidedrusch, um das Erntegut zu bewachen, in den Wäldern hatten sie Hirtendienst bei den Schweinen zu verrichten.
Den Frauen der Pächter oblagen alle Arbeiten der Flachs- und Hanfbereitung von der Aussaat bis zum häuslichen Weben. Zudem hatten sie die Schafe zu pflegen und die Wolle zu waschen. Sie nähten "Beinkleider" in Form von kurzen Hosen, die sie dem Meier ablieferten, der sie an den Abt weiterreichte. Zur weiteren Arbeit der Zinsbäuerin gehörte das Graben, Anpflanzen, Jäten und Reinigen des Gartens beim Herrenhof, dessen Beete den einzelnen Zinshöfen zugeteilt waren. Jeder Fronhof hatte nach Möglichkeit eine Mühle, die die Zinsleute betrieben. Bei jedem Herrenhof stand ein Back- und ein Brauhaus, in denen die Zinsbauern zum Backen und Brauen für ihren Eigenbedarf und für Zwecke des Klosterhofes tätig waren. Brot und Bier wurde bei bestimmten Fronarbeiten den Hörigen gereicht, besonders in der Erntezeit, bei der Pflugarbeit oder bei Nachtwachen. An verschiedenen Tagen gab es zudem Wildbret oder Fleisch von Haustieren.

Neben den verschiedensten Fuhren (Heu, Getreide, Holz, Steine) kamen noch bestimmte Fahrten, um Getreide und Wein, Eier und Früchte von entfernten Höfen zur Abtei nach Prüm zu schaffen. Solche Angerfahrten waren Pflichtdienste, die in bestimmten Folgen zu erbringen waren. So mußten beispielsweise Rommersheimer Zinsbauern Wein von der Mosel und Getreide aus Luxemburg zur Abtei befördern; Bauern aus Iversheim und Münstereifel brachten Gemüse und Früchte nach Prüm (Eine solche Angerfahrt gab es im Jahre 1996 aus Anlaß des historischen Karolingerfestes in Prüm in nachgestellter Form). Salz erhielten die Prümer Mönche aus den Salinen von Metz; es wurde moselabwärts bis Schweich gebracht und von dort aus mit dem Fuhrwerk zur Abtei gefahren. Hier wurde es wie der Wein auf die einzelnen Höfe verteilt. Spann- und Reitpferde waren zu stellen für diese Transporte, Mehl, Fleisch und Wein für die Fuhrleute.
Außer den Zinsbauern hatte jeder Hof noch Hofsboten, die zu Fuß oder zu Pferde im Dienste der Abtei ihre Boten- und Milizdienste zu verrichten hatten. Auch sie konnten zur Feld- und Hofarbeit herangezogen werden.
Zu diesen vielen Dienstleistungen der Bauern, von denen sie freilich auch ihren Vorteil hatten, kamen noch die Pachtabgaben für sein Gehöft samt zugehörigen Ländereien. In Rommersheim z. B. betrugen die Pachtabgaben ein Schwein, ein Pfd. Flachs, drei Hühner und 18 Eier.

Die rechtliche Lage der Bauern ist mit "Höriger" klar definiert, ihre Güter wurden "Knechtshöfe" genannt. Die soziale Lage ist dennoch nicht unbedingt eine schlechte, sind sie doch "lebensversichert". Für eine erträgliche Lebenshaltung spricht auch, daß manche mehrere Höfe in Pacht nahmen, was erhebliche Vorteile brachte. In ertragreichen Jahren verzichtete der Herrenhof auch auf die Abgaben, gab sogar Brot und andere Naturalien an die Bauern ab. Vielfach geben Texte und bildliche Darstellungen ein falsches Bild von der Abgabenlast, wie Dr. Kyll ausdrücklich betont. Auch bei sehr kritischem Urteil war die Situation der Zinsleute nicht so schlecht. Eine eigenverantwortliche Versorgung hätte sie schlechter dastehen lassen als diese kollektive Art der Gemeinschaftsversorgung.
Die bäuerliche Betriebsform war die Dreifelderwirtschaft, die die ganze Flur in drei Bezirke aufteilte. Von ihnen liegt jeder im ersten Jahr brach, wird im zweiten für Sommergetreide und im dritten Jahr für Wintergetreide genutzt. Die Dreifelderwirtschaft hatte notwendigerweise den Flurzwang und verpflichtete darüber hinaus zu gemeinsamer, gleichzeitiger Aussaat und Ernte. Die landwirtschaftliche Arbeitsweise war vorgegeben. Die hörigen Bauern wurden an bestimmten Tagen des Jahres vom Meier des Herrenhofes zur Arbeit aufgeboten. Besonders in der Erntezeit galt es alle Kräfte zu bündeln und die Arbeitsschritte abzustimmen. Männer, Frauen und die Jugend wurden aufgeboten, um die Ernte zu bergen. Doch lesen wir Wandalbert, den Prümer Dichtermönchen:

"Drum ist die Ernte das höchste Geschäft,
die eiligste Arbeit,
jeglichen Manns, und im Feld ist beschäftigt
die sämtliche Jugend.
Daß nicht plötzlicher Regen zerstör
die gereiften Früchte,
und die Erde verspotte die Arbeit,
der der Bedacht fehlt.
Nicht die Sorge allein für die Ernte des
Speltes erweckt des
Landmanns Eifer; rufen zugleich ihn
sämtliche Äcker,
denn wie mit vielerlei Samen sie vorher
bestellt sind, so geben
nachher sie vielerlei Ernte, und auch zu
verschiedenen Zeiten.
Und in besonderen Haufen man schichtet
die einzelnen Früchte..."

Die einzelnen Fruchtarten wurden somit auf besondere Haufen zum Trocknen aufgerichtet, wie es eigentlich bis in unser Jahrhundert der Fall war: Roggen und Weizen auf Kasten, Hafer und Gerste auf "Kipp", Buchweizen, Kleesamen und vereinzelt auch Hafer auf "Heicheln". Das Prümer Urbar kannte die o.g. Fruchtarten, dazu Spelt, eine Weizenart. Bei der Gerste unterschied Wandalbert zwischen Sommer- und Wintergerste. Als erste Getreideart reifte die Wintergerste, die bis in den Dezember hinein gesät und im Juli gereift war.
Wandalbert:
" Jetzt färbt sich die üppige Saat an den
Spitzen der Halme,
und die Gerste, gesät bei Beginn der
herbstlichen Fröste,
steht schon reif und erweckt die Hoffnung
baldiger Ernte..."

Die Sommergerste wurde im Februar ausgesät. Hafer wurde gerne verwandt zur Brei- und Brotbereitung, diente aber auch zur Aufzucht der Schweine. Besonders häufig nennt das Urbar den Anbau von Hanf, der auf allen Gutshöfen angebaut wurde. Nach Wandalbert kam er in den Monaten März und April zur Aussaat. Der männliche Hanf wurde im Juli geerntet und der weibliche im August. Weizen gab es noch äußerst selten, gewöhnliches Brot backte man zu Wandalberts Zeiten aus Hafer und/oder Gerste. Weizen und Roggen gebrauchten nur die sozial gehobenen Volksschichten. So wurde er auch den Kranken im Prümer Klosterhospital gereicht sowie den Mönchen an hohen Feiertagen. Spelt ersetzte den Weizen. Er wurde im September gesät und mußte nach den Worten des Dichtermönchen im Mai so hoch sein, daß sich ein Hase in ihm verstecken kann:
"Und der saftige Spelt
verbirgt den Hasen, das Langohr..."

Neben der Dreifelderwirtschaft pflegte der Bauer des Mittelalters die Feldgraswirtschaft. Hierbei wurde das ungepflügte Land ein Jahr lang beackert, um anschließend brach zu liegen und als Viehweide gebraucht zu werden. Diese Betriebsform war bis zum Ersten Weltkrieg in einzelnen Bereichen des Prümer Landes, besonders in der Schneifel, als Schiffelwirtschaft erhalten geblieben. Bis zum Eindringen des Kartoffelanbaus um 1750 war die Dreifelderwirtschaft eine maßgebliche Form des Feldbearbeitung in der Westeifel.

Im August wurden auf den Feldern Bohnen, Linsen und Wicken geerntet, die Abwechslung in die bäuerliche Küche brachten. Erste reife Trauben gab es bereits im August, wie Wandalbert schildert:
"Auch von dem Weinstock
nimmt man schon einige Trauben,
man weiht sie auf dem Altar
und fleht um reichlichen
Wein in der Herbstzeit..."
Auch sonstige Früchte brachte man zum Altar:
"Bald ist's möglich zu weihn
die Erstlingsfrüchte auf dem Altar
und reichen Ertrag des
Jahres zu erflehen..."

Die gesamte Gemarkung mit Feld und Wald diente dem Eifelbauern als Weidetrift. Zur Sicherung gegen das Weidevieh und Schwarz-/Rotwild wurden die Saatfelder mit Gräben und Zäunen eingefaßt, die bis zur Ernte geschlossen blieben. Dieses Einzäunen wurde jedem Zinsbauern in einer bestimmten Länge zur Pflicht gemacht. Das Gatter bestand aus Pfählen, an denen übereinander von Pfahl zu Pfahl Stangen geflochten wurden. Das erforderliche Material mußte von den Bauern aufgebracht werden.

Unmittelbar an den Herrenhof angrenzend lag ein großer Garten, in dem jede Zinsbäuerin ein Beet zu betreuen hatte. Im März mußte es eingezäunt werden. Es bestand aus dem Gemüse- und Kräutergarten sowie dem Obst- und Baumgarten (Bungert). Andere Beete des Gartens waren bestimmt für Knoblauch, Schnitt- und Breitlauch, Zwiebel, Lattich, Pfefferminze und Erdbeeren. Auch gab es Blumenbeete: Veilchen, Rosen, Iris und Lilien. In den Bungerten wuchsen Birnen, Pflaumen, Äpfel, Nüsse und Pfirsische. Die Gartenkultur war immer die große Liebe der Mönche, und sie gaben ihr Wissen gerne weiter an die hörigen Bauern.
Wandalbert:
"Auch schon schmückt
man im Juli
mit späteren Birnen die Tische,
pflückt die kleineren
Pfirsische, die wunderbar süß
von Geschmack sind,
und von des Sommers Hitze
gekocht am frühesten reifen..."

Beim Fehlen der Kartoffeln und des Kaffees waren Brot, Brei und Suppen die Hauptgerichte des Bauern. Obst und Most ergänzten die Kost. Die Rindviehzucht war allgemein verbreitet. Das Urbar schreibt von kleinen Leuten, die Rinder haben, und solchen, die keine besitzen. Milch- und Fleischertrag waren gering. Hauptlieferant von Fleisch war das Schwein. Nach dem Urbar lieferten die abteilichen Zinsbauern 1800 Schweine an das Kloster und die Herrenhöfe. Der Hof Rommersheim war alleine mit 30 Schweinen beteiligt. Die große Zahl der Schweine gründete auf den reichen Waldbeständen mit ihren riesigen Vorräten an Eicheln und Bucheckern. Der Schweineauftrieb in die Wälder begann im Oktober, da um diese Zeit Eichen und Buchen ihre Früchte abwerfen. Im Sommer trieb man die Herden auf die Brachflur. Während des Winters blieben die Tiere in den Wäldern.
Schlachtmonat war der Dezember:
"Jetzt auch pflegt man die Schweine zu
schlachten, welche die Eichel
ausgefüttert schon hat,
so daß sie die völlige Mast durch
wanstigen Bauch bekunden und hängt in
den laulichen Rauch sie,
wenn man die Rücken zuvor
mit befeuchtetem Salz bestreut hat..."

Zu dem Schweinefleisch kam das Geflügel. 4000 Hühner hatten die Zinsbauern zu liefern. Im eigentlichen Prümer Land betrug die Zahl der Zinshühner für jeden Hof drei Stück. Außer den Hühnern kennt Wandalbert noch Gänse. Das Federvieh wurde in großen Mengen im Freien gehütet. Seltener werden Pferde erwähnt, die aber zu jedem Zinshof gehörten. Meist erwähnt sie das Urbar in Verbindung mit dem Boten- und Milizdienst der Scharmänner und als Vorspann- und Beipferde beim Besuch des Abtes. Im Kriegsfall mußte der Bauer der Abtei ein "herperret" (Herrenpferd) mit einem Pferdeknecht bereitstellen. Eine gute Pferdezucht ist nach Wandalberts Worten erstrebenswert:
"Wer ein Freund ist von Rossen
und sich ein Gestüt hat gezogen,
führt jetzt hin zu den Stuten den Hengst,
den sorglich erwählten,
daß er dem Herrn das edle Geschlecht
der Rosse bewahre..."

Das Prümer Land hielt eine Fülle von Wiesen zur Verfügung, die nach der Heuernte zu beweiden waren. Der April brachte den Viehaustrieb:
"Und die Hürde entläßt zum
Weideplatz wieder die Herden..."
Auf den Prümer Klostergütern kannte man bereits im 9. Jahrhundert die Bewässerung der Wiesen zur Steigerung des Grasertrages. Zum Monat April bemerkt Wandalbert als Arbeit des Bauernvolkes:
"Emsig tränkt's mit dem Fluß
dem ausgelass'nen, die Wiesen..."

Das Mittelalter rechnete die Bienen zu den Haustieren. Das Urbar kennt nur die Waldbienenzucht. Honig war der einzige Süßstoff und Wachs war in großen Mengen im Gottesdienst und im Bauernhaus in Verwendung. Honig stand in der Klostermedizin in hohem Ansehen und diente als Weingewürz. Die Höfe Bleialf, Mürlenbach und Seffern stellten jährlich einen Scheffel Honig als Zins, Sellerich und Olzheim nur einen halben Scheffel. Zum Monat März sagt Wandalbert:
"Aber dann kommt auch der Lenz fürs
Völkchen der Bienen, die Stände
gilt es zur Wohnung zu rüsten, schon treibt
ein mächtiger Wunsch
Honig und Nachwuchs an, zu entschlüpfen
den offenen Häuslein..."
Es klingt wie eine frühe Erläuterung der Bauernregel zum Gertrudistag:
"St. Gertraud gibt den Bienen den Flug,
den Kühen den Gang,
den Pferden den Strang".
(17. März)

Das Urbar schenkt der Waldwirtschaft einen breiten Raum. Die Abtei und die einzelnen Klosterhöfe bezogen gewaltige Einnahmen aus dem reichen Waldbesitz. Die Lieferungen an Bau- und Brennholz, Brettern, Schindeln, Lohe, Holzfackeln. Kienspan und Strauchbeeren war genau geregelt. Im Januar war die rechte Zeit, das Holz zu schlagen:
"Aber die Zeit ist's
im Wald die Eichen
und spaltbaren Hölzer umzuhauen,
und zu Häusern und Schiffen
die Äxte zu brauchen..."

Das Brennholz wurde in Klaftern zusammengesetzt: 12 Fuß Länge, 6 Fuß Breite (3,84 mal 1,92 m). Das Reisig schichtete man vor der Abfuhr in Haufen von 12 Fuß mal 6 Fuß. In Eichenwäldern schälte man Lohe und bürdete sie in 15 Rindenstücken zusammen. Die Rinde wurde von der Abtei verkauft, von dem Erlös beschaffte man Beleuchtungsmittel, besonders für die Druscharbeiten auf dem Herrenhof, die im Dezember mit seinen kurzen Tagen durchgeführt wurden.
Aus den Beeren stellte man einen Fruchtwein her, der hohen Gästen gereicht wurde. Im Mai sammelte man in den Wäldern Würzkräuter, um den Geschmack des herbes Weines zu verfeinern. Wandalbert selbst gilt als Erfinder der Waldmeisterbowle. Heilkräuter waren für die Hausapotheke unersetzlich.

Großes Interesse zeigte der Bauer an der Jagd. Hase, Wildvögel, Hirsch, Bär und Wildschwein finden bei Wandalbert Erwähnung. Im November machte man Treibjagd auf das Schwarzwild. Das Wild wird mit Hunden aus dem Wald den Jägern zugetrieben, die mit ihren Jagdspießen am Waldesrand warteten. Bär, Hirsch und Schwarzwild werden in den Monaten Januar bis April gejagd:
"Dann erst beliebt's nach Sitte der Jäger,
die wiedergefund'nen
Hirsche zu jagen mit Hunden und Spieß,
mit wuchtigen Eisen
Ebern den Leib zu durchstoßen und Bären,
die plumpen, in Höhlen
aufzuspüren durch Hunde.
Eifrig hetzt nun der Jäger die fett
gewordenen Hirsche,
oder er pirscht umher mit der Meute
der Hunde im Hochwald,
hört doch beim Wild jetzt endlich die
Magerkeit auf, die die Brunstzeit
während des Herbstes erzeugt und Mangel
an Futter im Winter..."

Zur Jagd tritt der Fischfang, insbesondere auf Lachs. Die Unterhaltung großer Fischweiher, etwa in Mehring an der Mosel, oblag den Zinsbauern. Als Fanggerät nennt das Urbar ein Hebenetz aus Weidengeflecht:
"Weidengeflecht in Flüsse zu senken, die
reich sind an Fischen.
Auch an die Ufer sodann noch die stillen
Gebunde zu heften,
dort wo Furten besänftigen die reißende
Strömung der Flüsse.
Also ersinnt man's, daß glücklicher Fang
den Netzen zu teil wird..."

Neben der hier erläuterten harten Arbeit des Eifelbauern findet Wandalbert auch ein Wort für die stillen Stunden der Erholung im bäuerlichen Jahreslauf. Im Januar hatte der Bauer tatsächlich Zeit, seine Arbeitsgeräte in Ordnung zu bringen und am offenen Herdfeuer der Muße zu huldigen:
" Nun noch für die Muße die Sorge! Sie
löst die Sorgen,
ruft mit freundlicher Lockung zum
Ausruhn, dann, wenn das graus'ge
Blasen der Windsbraut Halt gebietet der
ländlichen Arbeit.
Reizende Kurzweil dann, willkommen
dann ist der Kamin uns,
und mit dem Wein, dem neuen, ergötzt es,
den Schlummer zu laben".

Anmerkung:
Die Zitate aus Wandalberts "De mensium nominibus" sind entnommen der deutschen Übersetzung, die Paul Herzsohn in der Westdeutschen Zeitschrift für Geschichte, Jg. 1, 1882, Seite 277 bis 299 veröffentlicht hat.

Mit freundlicher Unterstützung von Joachim Schröder
Titel: Eifeler Bauernleben früher
Autor: Joachim Schröder
Copyright: © by Joachim Schröder
gepostet von Joachim Schröder am:
Date: 06.05.2009 10:32
Internet: www.joachim-schroeder.com

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