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Im Eifeler Baackes
Von Joachim Schröder, Pronsfeld

Im Eifeler Baackes

Die Bitte um Brot – wer braucht sie heute noch zu äußern? Brot – ein Grundnahrungsmittel – damals wie heute.
Brot – zugleich ein symbolischer Begriff für Lebensunterhalt und Arbeit. Für manche ist es ein hartes und schwer verdientes »tägliches Brot«, das sie sich »im Schweiße ihres Angesichts« mühsam erarbeiten müssen. Andere finden ihr Brot sozusagen auf dem Tisch vor, ohne sich abrackern zu müssen. Wer sein tägliches Brot hat, lebt nicht im Überfluss, aber er hat sein Auskommen. In unseren Breiten ist Brot kein Luxus, sondern wird als Selbstverständlichkeit empfunden.
Die Geschichte des Brotes zeigt, dass die Getreidekörner ursprünglich roh verzehrt, später angeröstet oder zermahlen wurden. Dieser Schrot ergab durch Hinzufügen von Wasser einen Brei, der wohl eher durch Zufall in Asche oder Feuer geriet und so zum Fladen wurde. Als dann »saurer Teig« in die Breimasse gelangte, war das Brot in unserem heutigen Sinne erfunden.
Das ehemals luxuriöse Nahrungsmittel wurde im Mittelalter allmählich zum Standardgut, dem man stets hohe Achtung entgegenbrachte. Bei vielen Völkern galt und gilt es als heilig. Wohlwissend, wie viel Arbeitsgänge vorangehen, bis es duftend auf den Tisch gelangt: Vom gepflügten und geeggten Acker über die Ernte bis zum Mahlen und Backen sind viele schwere Handgriffe vonnöten. Waren! Denn heute ist durch Großproduktionen in Fabriken die Herstellung erheblich vereinfacht.
Solange die Bewohner unserer Eifeldörfer ausschließlich von der Landwirtschaft lebten, lernten auch die Kinder von klein auf, dass »das Brot lieb ist«. Einerseits wurden sie sehr früh in die Sorge um das tägliche Brot miteinbezogen, andererseits übernahmen sie vom Erwachsenen die Hochachtung vor dem Brot, die sich unter anderem durch Segenszeichen ausdrückte. Dieses Segensbrauchtum um das Brot hat seinen Ursprung darin, dass die Bauern bei aller Fürsorge doch in ständiger Abhängigkeit waren von Witterung, Reifeverlauf und Ertrag.
Als Brotgetreide wurden in der gesamten Eifel Weizen und Roggen – beides konnte auch vermischt werden als Winterfrucht – im Herbst gesät. Bis in die Vierziger Jahre wurde mit der Hand geerntet: Der Bauer mähte, die Bäuerin nahm die Halme zu Garben auf und die Kinder legten Halme aus, die als »Seile« dienten. Dann wurden die Garben gebunden und zu Kasten aufgerichtet. War die Frucht trocken, wurden die Garben mit dem Leiterwagen in die heimische Scheune gefahren. Hierzu machten sich Pferde, Ochsen oder Kühe nutzbar. Die Frucht wurde mit Dreschflegeln gedroschen, später mit Maschinen. Anschließend wurde sie auf dem Speicher gelagert, ehe sie in den verschiedenen Mühlen – fast jedes Taldorf hatte eine solche – verarbeitet wurde.
Jedes Bauernhaus besaß früher einen steinernen Backofen, meistens in der Küche, seltener in einem besonderen »Baackes«. In anderen Regionen des Rheinlandes gab es auch die Form des »Gemeindebackens« in einem öffentlichen Backofen. Eine solche Einrichtung war rentabler und sparsamer, da das Brennholz besser genutzt werden konnte und die Brandgefahr geringer war. Die Errichtung eines guten Backofens setzte große Erfahrung voraus, sodass nicht selten auswärtige Ofensetzer herangezogen wurden. Die Kunst des Gewölbebaus ohne Fugen und Beschaffung des notwendigen Tuffsteines besorgten eifelweit bekannte Backofenbauer aus Bell bei Mayen oder aus Königswinter.am Rhein.

Alle Haushalte innerhalb der Gemeinden besaßen Backrecht. Damit die Abläufe gut funktionierten, waren besondere Absprachen vonnöten und streng einzuhalten. So kam jede Familie im Monat zwei- oder dreimal zum Gemeindebaackes, wo die Arbeit in acht Stunden abgeschlossen sein musste. Die Backfolge musste jede Woche neu bestimmt werden, um Ungerechtigkeiten auszugleichen, mancherorts gab es unter Aufsicht des Gemeindedieners auch eine Auslosung.
Wichtig für die Teigbereitung war vor allem das richtige Mischverhältnis von Mehl, Salz, Wasser und Sauerteig. Der Sauerteig, in der Eifel »Damp« genannt, bestand aus dem Restteig vom vorigen Backvorgang, der in der »Mohl«, einer Mulde im Esstisch, aufbewahrt wurde.
Damit die Gärung in Gang kam, goss man lauwarmes Wasser auf den Sauerteig, teilweise wurde auch Buttermilch verwandt. Diese Masse vermischte man mit Mehl zu einem Brei, der anschließend fünf bis sechs Stunden »gehen musste«. Der Brotteig musste sodann gründlich durchgearbeitet werden, um ein gleichmäßig durchgebackenes Brot ohne Klümpchenbildung zu erhalten. Dieses Kneten war Schwerstarbeit und dauerte bei Graubrotteig bis zu anderthalb, bei Schwarzbrotteig bis zu drei Stunden. Um mehr Masse zu erhalten, wurde der Teig nicht selten mit Erbsen, Bohnen und kleingedrückten Kartoffeln »gelängt«. Dies hatte auch den Vorteil, dass das Brot nicht so schnell erhärtete. Abschließend wurde der Teig in bestimmte Portionen geteilt und in die »Kurbeln« gelegt. ((Ich als Laie und Großstadtkind weiß nicht, was mit diesen „Kurbeln“ gemeint ist.))
Nunmehr wurde der Ofen mit Reisigbündeln, in der Eifel »Schanzen« genannt, angeheizt. Eine gute zeitliche Abstimmung war wichtig für den Backvorgang, denn die richtige Temperatur und das gleichzeitige Aufgehen des Teiges mussten übereinstimmen, ansonsten verbrannte die Oberfläche des Brotes oder es wurde nicht richtig ausgebacken. Die richtige Ofentemperatur konnte der erfahrene Bäcker an der Farbe der Steine im Ofeninnern erkennen. In der Regel waren fünf bis sechs Schanzen für einen Backvorgang nötig.
Das »Einschießen« der Brote erforderte eine gewisse Geschicklichkeit, denn die Laibe wurden in Querreihen auf die »Scheß« gelegt, platzsparend, aber nicht zu eng, um ein Zusammenbacken zu vermeiden. Um die Brote verschiedener Familien auseinander halten zu können, versah man sie mit bestimmten Kennzeichen (»Brotzeichen«) wie Löchern, Längs- und Querstrichen.
Gewisse Glaubens- und Brauchhandlungen begleiteten den Backvorgang. Für den gläubigem Eifelbauern lag das Gelingen in Gottes Hand, und so wurde während des Backens gebetet. Außerdem ist aus Pronsfeldüberliefert, dass man dem Teig ein Kreuzzeichen eindrückte. Das letzte Brot, das in den Ofen kam, erhielt vier »Eindrücke« in Kreuzform. Es wurde Kreuzbrot genannt und sollte besonderen Schutz bieten im bäuerlichen Alltag.
Das Brotbacken wurde in der Eifel bis in die Fünfziger Jahre betrieben.Dann wurde im rasanten Tempo der Brotkauf üblich. Das Zurückgehen der Landwirtschaft, die Aufgabe des Prinzips »Selbstversorgung« und eine damit einhergehende neue Mentalität sind wohl die wichtigsten Gründe. Leider fielen die Backhäuser dem Abrisskran zum Opfer. Nur hier und da erinnert noch ein »Baackes« an die alte Tradition.

Rings um das Brotbacken entfaltete sich ein lebhaftes Brauchtum in der Eifel, das im Folgenden näher betrachtet werden soll.
Das erste Brot, das aus der neuen Ernte gebacken wurde, brachte man in früherer Zeit((in welcher Zeit?)) zur Kirche, um durch den Brotsegen die kirchliche Weihe zu erbitten. Seine höchste Weihe bekam das Brot durch die sakramentale Verwendung in der heiligen Messe. Brot und Wein, das ist eine Einheit in der Wandlung und im anschließenden Empfang.

Das Brot spielte seit jeher eine große Rolle als Abwehrmittel gegen Unholde und Schaden aller Art. So wurden Brot, Zwieback und Blumen in Brunnen und Quellen geworfen, um das Wasser vor Versiechen und Verunreinigung zu schützen. Altem Volksglauben entsprechend brachten vorchristliche Bauern den »Wettergöttern« Getreide- und Brotopfer dar, um sie milde zu stimmen und Schaden abzuwenden. So gehörte es zu den Hagelzeremonien, dass man Brote zum Schutze des Hauses und der Flur in Dachrinnen und auf Wege legte, oftmals mit Käse und Honig bestrichen. Gegen Krankheiten bei Tier und Mensch wurden so genannte Heilbrote verabreicht, die auf die heidnischen Versöhnungsopfer zurückgehen. Vom Glauben an diese heilbringende Kraft des Brotes zeugt bis in das 20. Jahrhundert der Brauch, zu Neujahr jedem Familienmitglied und jedem Stück Vieh im Stall ein kleines Gebäck zum Schutz gegen die bösen Geister zu schenken. Besonders wirksam waren Brote und alle Gebäckarten, die in den so genannten Raunächtengebacken wurden. Diese Backwaren hatten heil- und glücksbringende sowie wahrsagende Kraft.
Die vorchristlichen Brotversöhnungsopfer ersetzte die Kirche später durch Brotweihen (Eulogien) und Segnungen an Neujahr, Ostern und an bestimmten Heiligenfesten. Seit Jahrzehnten ist es in der Eifel Brauch, am Erntedankfest Brot, Erntegaben wie Früchte und Kräuter zu segnen. Die bekanntesten christlichen »Heilbrote« sind bis heute: der Martin- und Nikolausweck, das Wendelinbrot.
Den Gebildbroten lag die Vermutung zugrunde, dass Heilgötter, Krankheitsdämonen und Seelengeister durch entsprechende Nachbildungen von Tieren in Brot versöhnt werden könnten. Somit handelt es sich hier um heidnischen Analogie- und Ähnlichkeitszauber. Nach Volksglauben besaßen diese Gebäcke heilbringende Kräfte, weshalb sie noch bis in das letzteJahrhundert dem Vieh bei Erkrankungen gereicht und den Kindern in die Wiege gelegt wurden.

Mit freundlicher Unterstützung von Joachim Schröder
Titel: Eifeler Bauernleben früher
Untertitel: Im Eifeler Baackes
Autor: Joachim Schröder
Copyright: © by Joachim Schröder
gepostet von Joachim Schröder am:
Date: 11.05.2009 15:48
Internet: www.joachim-schroeder.com

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