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Buttermodel, Waffeleisen und "Erdenpfeifen"
Von Joachim Schröder, Pronsfeld

Buttermodel, Waffeleisen und "Erdenpfeifen"

Erst im späten Mittelalter wurde Butter zur Haus- und Handelsware. Zuvor kannte man sie als Salbe und Medikament.
Früher ließ man die Milch in flachen Gefäßen stehen, bis sich der Rahm abgesetzt hatte. Dann schöpfte man ihn ab, gab ihn in ein Butterfaß, wo er mit einem Stößer heftig bearbeitet wurde, bis das Fett zusammengeballt war. Dieses Butterfaß gab es einmal als aufrechtes Gefäß mit dem genannten hölzernen Stößer und als "Bechel" oder "Rommelfaß". Dabei handelte es sich um rundes, hölzernes Faß, in dessem Inneren Schaufeln bewegt wurden. Dies geschah durch Drehen einer Kurbel. Älter, ursprünglicher war die Kirne, ein hohes schmales Gefäß aus Holz oder Ton. Aus dem Deckel ragte ein runder Stiel heraus, an dessen unterem Ende ein flaches durchlöchertes Brett befestigt war. So wurde der Rahm durch Aufziehen und Niederdrücken des Stieles gerüttelt und geschüttelt, bis er zu Butter geworden war. Diese Faßform war in der bäuerlichen Hauswirtschaft der Eifel bis in das 19. Jahrhundert üblich, wie aus einer Nidegger Quelle hervorgeht: "Botterqwerns mit stoessel". Als weiteres Geschirr ist bekannt: Kessel, "erden kochduppen", Holzschüsseln für Milch, runde hölzerne Teller, "eßschoteln", Sahne und Rahmgefäße, "eiserne kochduppen" und Bretter verschiedener Art.
Um der Bauernbutter auf den Marktständen oder auf dem Eßtisch ein gefälliges Aussehen zu geben, formte man sie entweder mit Butterformbrettern zu Kugeln, mit Hilfe von Formen zu Pyramiden oder mit Buttermodeln zu figürlichen Bildern. Diese Modeln waren hölzerne flache Formen, die rund oder viereckig sein konnten. Sie enthielten auf der Grundfläche geometrische Ornamente, christliche Zeichen und Symbole, Heiligenbildnisse oder Zierelemente der Volkskunst wie Herzen, Blumen oder Ähren. Die Modeln waren zugleich Maßeinheit für ein halbes oder ein ganzes Pfund Butter.
Buttermodeln unterschieden sich von Gebäckmodeln dadurch, daß sie mehr Einzelheiten in der Formgebung garantieren konnten. Ein Abdruck war immer sehr sauber, und so konnte man selbst feinste Details der Darstellung immer erkennen.
Für den Hochzeitstag gab es eine besondere Form der Buttergestaltung: Dann formte die Bäuerin kunstvolle Butterhasen oder -lämmer, die meist zwei Kilo schwer waren. Oster- und Weihnachtsbutter kannte man in jedem Eifeler Haushalt als besondere Spezialität.

Zudem gab es in früheren Jahrhunderten den verbreiteten Aberglauben an die Butterhexe. So erzählte man, eine Frau (Hexe) aus dem Dorf verursache, daß die Milch im Butterfaß anderer Frauen sich beim Buttern ("beim Romeln, Kirnen, Becheln") nicht klümpere, sondern "kieselig" bleibe.
Der Bechelvorgang dauerte lange, bis zu zwei Stunden. Da die Zeit der Monotonie überbrückt werden mußte, sang man teils unverständliche Leierliedchen, von denen eines aus der Südeifel (Gilzem) überliefert ist:

"Drudel, Drudel, Depchen,
a jiddem Hous en Trepchen,
am Härenhous e Moas,
firr mech un uusen Klos".

In der Westeifel gab es eine regelrechte Beschwörungsformel, damit die Butter auch geriete:

"Botter dech, botter dech,
et as keene schungere Jung wie ech
(et ass kee schunger Mädche wie ech").

Wenn der Rahm nicht oder nur langsam zu Butter wurde, gab man einige Körner Salz in das Butterfaß. Auch ist der Brauch bekannt, Butter aus der Karwoche in den Bechel oder die Kirne beizumischen, auch Laute, in das jeweilige Gefäß gerufen, gepfiffen oder gesprochen, sollten helfen.
Äußerst beliebt war die Buttermilch, die sich aus dem Buttervorgang ergab. Sie mußte kühl getrunken werden, enthielt noch einige "Knibbelchen" und hatte einen säuerlich-herben Geschmack.

Die älteste aller Backformen ist das Hostieneisen und als Backware die Hostie. Im weltlichen Arbeitsbereich wurde sie als Oblate bezeichnet und fand zahlreiche Verwendungsmöglichkeiten. Konditoren, Kuchenbäcker und bäuerliche Haushalte stellten sie her, in Kanzleien waren "Siegeloblaten" bekannt.
Die Oblaten wurden in zangenförmigen Backformen hergestellt, indem man den Teig aus feinstem Weizenmehl, Salz und Wasser zwischen die beiden Platten füllte und durch Zusammendrücken der Zangengriffe flachpreßte. Gebacken wurde zunächst im offenen Feuer, später auf dem Herd. Hostien fanden Verwendung in der Kirche, beim Versehgang und bei häuslichen Krankenbesuchen des Priesters. Sie waren entweder glatt und schmucklos oder trugen religiöse Ornamente auf der einen Seite wie das Christogramm (JHS), das Lamm Gottes oder das Kreuz. Die andere Seite war mit Rillen versehen, die das Brechen erleichterten. Sie wurden entweder einzeln in kleinen Eisen gebacken oder mit Hilfe von Stecheisen aus einer größeren Platte ausgestochen. Hostien wurden stets in Hostienbäckereien der Klöster hergestellt, seltener durch den Küster.
Kucheneisen stellte bis zum Ende des 16. Jahrhunderts der Münzmeister oder Goldschmied her. Diese speziellen Backgeräte waren von hoher technischer und künstlerischer Perfektion und Präzision. Das änderte sich, als auch der Dorfschmied anfing, derlei Eisen zu fertigen. Motiv und Art ihrer Ausführung wurden grober und zeigten einen deutlichen Qualitätsverlust. Zwar waren die Eisen handgeschmiedet, aber gegen Ende des 17. Jahrhunderts kamen Formstempel für kleinere Einzelmotive auf, die dem Schmied die Arbeit erleichterten, aber die Vielfalt immer mehr einschränkten. Die individuell geschnittenen und gravierten Muster und Motive auf den Kucheneisen verschwanden zugunsten von uniformierten Dekorstempeln. Ab 1850 fertigten Gießereien gußeiserne Kuchen- und Waffeleisen an, die auf den Märkten vertrieben oder per Hausierhandel angeboten wurden.
Da sich nun auch neue Formen des Kochens entwickelten -die offene Feuerstelle wich dem geschlossenen Eisenherd-, entstand auch ein ganz neuer Typ des Waffeleisens. Nunmehr kamen Formen auf, die keine zangenförmigen Stiele mehr besaßen, sondern an beiden Seiten eine Auflagevorrichtung, mit der sie gedreht werden konnten. Dieser ringförmige Untersatz wurde in die Ringe der Herdabdeckplatte gelegt, die Waffeln wurden aber nach wie vor auf der offenen Flamme gebacken.
Eifeler Backmodeln stammen vielfach aus dem Virneburger Ländchen. Sie dienten im Haushalt zur Herstellung der Neujahrswecken und des Festtagsgebäcks. Die meisten sind sehr grob aus Holz geschnitzt und zeigen neben Tierdarstellungen Motive aus dem christlichen Heilsgeschehen: Leidenswerkzeuge (Geißel, Nägel, Hammer, Zange, Dornenkrone, Lanze), das Kreuz, den Heiligen Rock, das Abendmahl, das Lamm Gottes oder das Christogramm.
Der brauchtümliche Bezug des Gebäcks ist in den letzten Jahrzehnten immer mehr verlorengegangen, Kirmeswaffeln, Gebildbrote an Weihnachten und Ostern, Dreikönig und zur Hochzeit, haben ausgedient.

Zum Eifeler Bauern und -man höre- zur Bäuerin gehörte es, Tabak zu rauchen. Im Jahre 1620 gelangte das Rauchen über England nach Deutschland, erste Tabakanpflanzungen gab es in der Eifel 1697. Der Prümer Landrat Bärsch berichtet im Jahre 1823, daß die in der Bürgermeisterei Schönecken ausgesetzten Tabakpflanzen gut gedeihten. Wirtschaftlich war dieser Anbau ohne größere Bedeutung, wohl aber wichtig zur Selbstversorgung und als Marktangebot. Im Regierungsbezirk Trier gab es 1846 insgesamt 28 Tabakfabriken, in Prüm eine Zigarrenfabrik, die nachweislich bis 1866 arbeitete. Das Hauptanbaugebiet war die Wittlicher Senke, Einfuhren kamen aus der Pfalz, wo es 1800 Tabakpflanzer gab.
Ständiger Begleiter des Eifelers war die irdene Pfeife oder Mutzpfeife. Eine solche Pfeife mußte gut eingeraucht sein, was man an der Färbung erkennen konnte. Der Stiel mußte sich dunkel bis schwarz färben, der "Kopf" sollte gelb bis braun sein. Das eingerauchte Pfeifchen wurde "Hänschen" genannt, war äußerst beliebt und wurde von Liebhabern teuer bezahlt. Auch Frauen und Mädchen rauchten ihre Pfeife mit schwarzem Strangtabak. Dabei handelte es sich um gepreßte Tabakblätter, der zunächst geschnitten und dann kleingerieben wurden. Der Tabak wurde in einer getrockneten Schweinsblase aufbewahrt, in der auch die Pfeife "blind" gestopft wurde.

In der Prümer und Manderscheider Zigarrenfabrik wurde der in Ballen oder Fässer gepreßte Tabak gelockert und angefeuchtet, so daß die Blätter wieder einzeln zu liegen kamen. Aus diesen Blättern formte man die Zigarre zur Puppe, d.h. die Einlage wurde stabförmig gewickelt, darüber das Umblatt und schließlich das Deckblatt.
Eifeler Bauern gönnten sich meist nur sonntags eine Zigarre. Die Pfeife hatten sie oft den ganzen Tag im Mund. "De Peif, de Frau un den Kenger, dat sen drei liewe Denger", sagte der Volksmund.

Mit freundlicher Unterstützung von Joachim Schröder
Titel: Eifeler Handwerk
Untertitel: Buttermodel, Waffeleisen und "Erdenpfeifen"
Autor: Joachim Schröder
Copyright: © by Joachim Schröder
gepostet von Joachim Schröder am:
Date: 17.06.2009 15:45
Internet: www.joachim-schroeder.com


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