Drahtwaren aus der Vulkaneifel
Die Nerother "Musfallskrämer" sind in der Vulkaneifel bis heute ein fester Begriff. Ein ansehnliches Museum zeugt in dem kleinen Ort von der Arbeit der Drahtwarenhersteller: das Mausefallenmuseum. Hier stellte im Jahre 1979 der letzte Drahtwarenhersteller seine Arbeit ein.
Das seltene Gewerbe entwickelte sich im Kreis Daun durch die im 19. Jahrhundert vorherrschende Armut. Viele Familien betrieben es als Zuerwerb neben der Landwirtschaft. Auf die Idee, Mause- und Rattenfallen herzustellen, kam der Nerother Theodor Kläs im Jahre 1802. Als Leiter einer Elementarschule hatte er auf Reisen Kenntnisse von selbstgefertigten Holz- und Drahtwaren und deren Vertrieb durch Hausieren in die Eifel mitgebracht. Da die Nachfrage beträchtlich war, fungierte er schnell als "Ausbilder" für andere Familien, die seine Kenntnisse freudig aufgriffen und selbst mit der Fertigung von Drahterzeugnissen begannen. In einer Vielzahl von Modellen produzierte man in Heimarbeit Mause- und Rattenfallen aller Größen und Formen. Bald kamen weitere Drahtwaren hinzu: Seifenhalter, Gitterreiben, Konfektteller, Tortenkühler, Glas- und Flaschenträger, Schneeschläger, Eierkörbe, Frucht- und Blumenkörbe, Fliegenklatschen und Siebe aller Art.
Neroth erwarb durch diesen Zuerwerb eine wirtschaftliche und soziale Sonderrolle in der Eifel, und das, obwohl die Bedeutung der heimischen Eisenindustrie schwand. Unterstützt wurde dieses Kleingewerbe durch den Dauner Landrat von Brühl, der sich sogar für die Gründung einer Drahtverzinnerei einsetzte. Darüber hinaus förderte er genossenschaftliche Bestrebungen, die jedoch nicht zum Erstehen kamen.
Die gefertigten Artikel bestanden im wesentlichen aus zwei Materialien. Holz und Draht. Mit einfachen Handwerkszeugen wie Hammer, Zange, Bohrleier und selbstentwickelten Schablonen wurden die Waren geflochten, was viel Fingerfertigkeit erforderte.
Die fabrikmäßige Produktion begann 1885 mit der Gründung der Firma Pfeil. Um die Jahrhundertwende entstanden weitere Unternehmungen in Gerolstein, Pelm, Oberstadtfeld, Neunkirchen, Steinborn und Waldkönigen.
Den Vertrieb der Waren übernahmen Hausierer, die oft wochenlang ganz Deutschland in seinen damaligen Grenzen bereisten und "Musfallskrämer" genannt wurden.
Wegen der vordringenden Konkurrenz und der industriellen Massenanfertigung endete für die erfinderischen Nerother die Zeit der Hausherstellung von Drahtwaren erst vor wenigen Jahrzehnten.
Mit freundlicher Unterstützung von Joachim Schröder
Titel: Eifeler Handwerk
Untertitel: Drahtwaren aus der Vulkaneifel
Autor: Joachim Schröder
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gepostet von Joachim Schröder am:
Date: 17.06.2009 15:45
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