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Forst- und Holzwirtschaft
Von Joachim Schröder, Pronsfeld

Forst- und Holzwirtschaft

Einst war die Eifel von dichtem Laubwald bedeckt. "Silva arduenna" nannten die Römer diesen Landstrich, die ihrerseits nur geringe Waldrodungen vornahmen. Der systematische Ausbau des Landes zwischen Rhein, Mosel und Erft begann mit den Franken im 9. Jahrhundert, als eine erste Rodungsperiode einsetzte, der weitere folgten. So wurde der Eifelwald mehr und mehr gelichtet und neues Kulturland gewonnen. Im besonderen die Abteien und Grundherrschaften Prüm, Stablo - Malmedy, Echternach und St. Maximin in Trier taten sich durch Rodungen und den Aufbau einer neuen Baukultur hervor.

Die Rodungen waren hoheitlich geregelt, sie erfolgten unter strenger Kontrolle. Dies änderte sich im 13. bis 15. Jahrhundert, als rücksichtsloser Holzeinschlag zu großen Wüstungen führte. Ursachen waren die Brenn- und Bauholzbedürfnisse der Menschen, hinzu kamen Raubbau an Laub zum Füttern und Streuen des Viehs. Auch der zu frühe und ohne Bedacht erfolgte Eintrieb der Masttiere in den Wald führte zu großen Schäden des Jungwuchses. Später war es die in der Eifel betriebene Köhlerei für die seit dem 15. Jahrhundert entstandenen Eisenwerke mit ihrem großen Bedarf an Holzkohle, die den Wald ruinierte. Auch die Brennkulturen der Rott- und Schiffelwirtschaft führten zur Vernichtung des Waldes und der Entstehung großer Ödlandflächen und Heidelandschaften.

Den Höhepunkt erreichte die Waldvernichtung im 18. Jahrhundert mit Beginn der preußischen Zeit. Gemeinden und private Bauern schlugen zur persönlichen Sicherung das Holz, um in teils rechtloser Zeit einer Beschlagnahme zu entgehen. Der Ödlandanteil der Eifel betrug 1840 27,9 % der Fläche, im Kreis Prüm sogar 44,9 %.
Erst die ordnende Wirkung der Forstwirtschaft brachte seit der Mitte des 19. Jahrhunderts einen grundlegenden Wandel. Verordnungen wirkten regulierend, das Waldbild änderte sich (Laubwald, Fichtenhochwald, Niederwald) und die Verantwortung für den Wald stieg.
In einer Gesetzesverordnung der österreichischen Niederlande, wozu auch die Eifel gehörte, lesen wir 1754:
"Es ist erwiesen, daß zwei 30jährige Häue (Abholzungen) mehr Holz liefern als ein 60jähriger Hau, wenn 40 junge, schön gewachsene Eichenkielen und Heistern (Eichen- und Buchenstämme) je Morgen stehen bleiben, bis sie als Nutzholz verwendbar sind. Über ihre genaue Zahl, über Art und Gattung ist ein Verzeichnis anzulegen. Wo solche Eichenstämme fehlen, müssen sie gepflanzt werden. Das minderwertige Gehölz wird im Februar oder März gehauen, in Klafter geschichtet und verkauft. Die Abfuhr hat in der vorgeschriebenen Zeit zu erfolgen, wobei das Jungholz zu schonen ist. Jede Gemeinde mit mehr als 30 Morgen Busch muß diese in ordentliche Haue einteilen und die angegebene Zahl. Jungstämme stehenlassen. Von den Kahlfächen ist jährlich ein Teil anzupflanzen. Gemeinden, die nur Lohhecken besitzen, sollen den zehnten Teil zu Wald machen. Um den Verbrauch von Bauholz einzuschränken, wird bestimmt, daß in der ganzen Provinz die Häuser aus Steinen oder Ziegelsteinen mit Kalk oder Lehm zu errichten sind. Jedem Haushalt stehen höchstens sechs Klafter Brennholz zu. Die Größe der Klafter (...) wird so bestimmt, daß die sog. Spanische Klafter in der Länge von 7 Schuh, genannt Sancti Lamberti Schuh, 3 1/2 Schuh hoch und ebenso breit sein soll, die Klöppeln mit eingerechnet".

Gesetzesübertretungen wurden empfindlich bestraft. Eine noch härtere Strafe stand an, wenn an Sonn-und Feiertagen oder nachts Holz geschlagen wurde. Förster, Holzhauer und Waldhüter hatten eine gewisse Aufsichtsfunktion.
Was den Holzverkauf anbetraf, so heißt es in der Verordnung:

"Jeder Käufer muß vor dem Abholzen in die Hand des örtlichen Oberrichters schwören, daß er weder der betreffenden Gemeinde noch einer Privatperson irgendwelche Geldzuwendungen gemacht habe, um sich den Zuschlag zu sichern. Die Eidesleistung ist in ein besonderes Register einzutragen."

Ein Erlaß von 1775 ist dem Schutz des Jungholzes gewidmet:
"In den Ardennen scheint der Ginster neben die Schößlinge des Gehölzes gestellt zu sein, um diese so lange vor dem üblen Wetter zu schützen, bis sie stark genug sind, um ihm aus eigener Kraft zu widerstehen. Daher wird bestimmt, daß der Ginster gegen den Eintrieb von Vieh gebannt sein soll. Nach Ablauf dieser Frist ist er unter die Einwohner zu verteilen mit dem Vorbehalt, daß kein Fuhrwerk in den Wald fahren darf, sondern alles bis an den Waldrand getragen werden muß, unter Strafe von sechs Goldgulden und Schadenersatz".

Neben diesen "modernen" Verordnungen waren es vor allem staatliche Forstbehörden, die waldbesitzenden Gemeinden, Waldbauvereine und Forstberatungsstellen, die sich den Schutz der Eifeler Wälder auf ihre Fahnen schrieben.

Neben der Landwirtschaft blieb die Forstwirtschaft die wichtigste Erwerbsquelle der Eifeler Bevölkerung. Das Ziel der Forstwirtschaft war ein möglichst hoher Reinertrag durch Holzzucht. Der Niederwald war in der Eifel meistens Eichenschälwald ("Lohhecken") zur Herstellung der Lohe. Eichen- und Buchenwälder sorgten für Bau-, Möbel- und Brennholz, das rasante Vordringen der Fichte für "schnelles" Bauholz. Durch Aufforstungsaktionen, wie oben beschrieben, wurde die Eifel zu einem besonderen "Exportland" für Nutzholz, das den Wohlstand der Bevölkerung seit dem 19. Jahrhundert erheblich verbesserte.
Zur Aufforstung wurde die Fichte in besonderer Weise herangezogen, da sie den Vorzug hat, auf ungünstigerem Boden gut zu gedeihen. Zwar wurde allgemein kritisiert, daß dieser "Fremdling" die alten Eichen- und Buchenbestände gefährde und das Landschaftbild beeinträchtige, doch war ihr Vordringen nicht mehr aufzuhalten. Der wirtschaftliche Faktor, schnelles und brauchbares Bauholz zu gewinnen, stand im Vordergrund. Die Buche wurde herangezogen für Fußbodenbretter und Eisenbahnschwellen. Außerdem lieferte sie das beste Brennholz.
Auf Grund des großes Holzvorrates entstand in unserer Gegend eine bodenständige, rohstoffbezogene Holzverarbeitungsindustrie. Schwerpunkt der Sägewerksindustrie war der Kreis Schleiden, aber an jedem Fluß ließ sich mindestens ein Werk nieder.
Der weitaus größte Teil des Holzes wird zu Bauholz verarbeitet, der Rest dient zur Herstellung von Tischlerware, Grubenholz, Pfählen und Stangen. Nur 15 % des Sägegutes verbleibt in der Eifel, das übrige wird in den Rhein - Ruhr - Raum geliefert.

Im frühen Mittelalter mußten die Hintersassen auf dem Herrenhof, der auch eine größere Waldfläche besaß, Frondienste leisten. Abgaben und Dienstleistungen waren nach den Aufzeichnungen wie folgt zu leisten:

  1. 1. Einschlag von Bau- und Brandholz, dessen Transport zum Fronhof bzw. zum Kloster und Loheschälen. (Es gab also schon sehr früh einen bewirtschafteten Eichen-Niederwald).
  2. 2. Aus dem Wald des Hintersassenhofes mußten Bretter, Schindeln, Holzfackeln, Kienspäne und Wagenachsen geliefert werden.
  3. 3. Es mußte Brennholz für das Kalkbrennen geliefert werden.
  4. 4. Äcker mußten gegen Vieh- und Wildverbiß mit Zäunen umgeben werden.

Immer zählte die Waldarbeit zu den schwersten körperlichen Arbeiten überhaupt. Der Holzeinschlag erfolgte immer in den Wintermonaten , wo man den Unbilden der Witterung besonders ausgesetzt war. Bepackt mit Sägen, Äxten und Keilen machten sich die "Böschmänner" auf in die Wälder, oft hatte man lange Anmarschwege zu bewältigen.
Gearbeitet wurde zumeist in Zweimannkolonnen. Bei der Arbeit gab es oft einen regelrechten Wettkampf, wer wohl abends die meisten Raummeter Buchen- oder Eichenholz, bei Langholz, wer wohl den größten Stapel Fichtenstangen aufgeschichtet hatte.
Gearbeitet wurde nach einem Hauplan. Dieser sah vor, welche Bäume zu schlagen waren; zumeist hatte sie der Förster gezeichnet.
War der Holzeinschlag im März oder April beendet, begann die Pflanzzeit für die jungen, neu anzulegenden Kulturen. Waldarbeiter bauten auch Wege aus oder befestigten sie.
Mit Romantik hatte es wenig zu tun, wenn mittags ein kräftiges Reiserfeuer angezündet wurde, die Männer sich aufwärmten und in ihrem Henkelmann, dem "Mittchen", das Essen bereiteten.
Die Arbeit der Waldarbeiter wurde schlecht bezahlt. Die Festsetzung der Stücklöhne erfolgte durch die zuständigen Forstbeamten. Zulagen für Erschwernisse gab es nicht. So hatte jeder Böschmann noch eine kleine Landwirtschaft mit zwei Stück Vieh, ein paar Hühnern und einem Kartoffelacker. Sommers ging man vielfach einer Arbeit im Baugewerbe nach.

Einfache Holzarbeiten wurden früher von den Bauern selbst erledigt. So stellte man etwa Ochsenjoche und Eimerjoche selbst her. Letztere dienten zum Wassertransport vom Dorfbrunnen in die Häuser; sie wurden auf die Schulter gesetzt, zu beiden Seiten hing je ein Eimer.

Für Facharbeiten nahm man den Tischler zur Hilfe. Er fertigte Möbel, Fenster und Türen, Treppen und Geländer aus Holz. Zu seinen Arbeiten gehörte auch das Furnieren und Polieren. Zum Schmuck feinerer Arbeiten, etwa bei Schränken oder Truhen, bediente sich der Tischler der Intarsientechnik. Hierbei bestimmten verschiedene Holzarten, Färbung und Maserung das Muster der Einlegearbeit.

Bekannt geblieben ist bis heute das "Hobellied" des Tischlers:

"Da streiten sich die Leut herum
wohl um den Wert des Glücks.
Der eine heißt den anderen dumm
am End weiß keiner nix.
Da ist der allerärmste Mann
dem anderen viel zu reich.
Das Schicksal setzt den Hobel an
und hobelt alle gleich.

Die Jugend will stets mit Gewalt
in allem klüger sein.
Doch wird man erst ein bisserl alt,
dann fügt man sich schon drein.
Oft schimpft mein Weib mit mir, o Graus,
das bringt mich nicht in Wut.
Da klopf ich meinen Hobel aus
und denk: du brummst mir gut.

Zeigt sich der Tod einst mit Verlaub
und zupft mich: "Brüderl komm!"
So stell ich mich am Anfang taub
und schau mich gar nicht um.
Doch sagt er: "Lieber Valentin,
mach keine Umständ', geh!"
Da leg ich meinen Hobel hin
und sag der Welt ADE."

Mit freundlicher Unterstützung von Joachim Schröder
Titel: Eifeler Handwerk
Untertitel: Forst- und Holzwirtschaft
Autor: Joachim Schröder
Copyright: © by Joachim Schröder
gepostet von Joachim Schröder am:
Date: 17.06.2009 15:45
Internet: www.joachim-schroeder.com


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