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Herbstzeit - Erntezeit
Von Joachim Schröder, Pronsfeld

Herbstzeit - Erntezeit

Wie am Gertrudistag im Frühjahr ist im Herbst der Michelstag eine bedeutende Zeitenscheide. In der Eifel wurden bis in die 50er Jahre am Vorabend des "Mechelsdaaches" auf den Höhen Bergfeuer entzündet, verschiedentlich auch Feuerräder zu Tal gerollt. Zuvor sammelte die Dorfjugend Stroh und Reisig unter Singen von Heischeliedern bei den Dorfbauern. "Jet uus jett firr et Mechelsfeier", "Jett uus en Bird Strieh", "Jett uus en ahle Kuref, en ahle Bäsem", lauteten die Gesänge der Jugend.
Von diesem Tag an herrschte Weidefreiheit auf allen Wiesen. Zäune wurden aufgelöst, die Arbeit der Kuhjungen war vorbei. Letzte Wiesen- und Ränderflächen konnten nun ungehindert angegangen werden.

Auch war ein wichtiger Los- und Fälligkeitstag. So mußten zu diesem Termin Pachtzinsen entrichtet werden. "Der Michelsdaach de Pächter schrecke mat", hieß es im Volksmund. Das Wetter an diesem Tag war bestimmend für die weitere Witterung, ihm wurde hohe Bedeutung beigemessen.

Von nun an kehrte in der Eifel der Herbst ein. Es kam die Zeit der Obsternte, an Ahr und Mosel der Weinlese. Im Mittelpunkt der Bemühungen stand die Sorge um die Kartoffeln, dem Grundnahrungsmittel der Menschen hier. Aber Birnen, Äpfel und Quetschen waren höchst beliebt, brannte man hieraus doch den geschätzten Schnaps, kochte Mus, Gelee oder trocknete die Früchte nach dem Backen der Brote im "Baakes".
In diese Herbstzeit mit ihrem Segen und den vielfältigen Gaben der Natur fielen zahlreiche Kirmesfeiern zwischen dem Michels- und Martinstag. Bereits in vorchristlicher Zeit feierte man der Fruchtbarkeit dienende Opfer- und Dankfeste, wobei der üppige Verzehr von Obst, Wein und Schnaps im Mittelpunkt stand. An die Stelle der Opferfeste wurden nunmehr kirchliche Feiern gesetzt, allen voran der Kirchweihtag oder das Patronatsfest eines Heiligen. Der Dank für die Ernte des Jahres rückte an die Stelle heidnischer Opferfeiern.
Kirmesfeste, verbunden mit feierlichen Hochämtern und Ernteumzügen, waren in der Eifel seit ehedem große Familienbegegnungen, Sippenfeste. Wie bei einer Hochzeit wurde gebacken: Weck, Kränze, Streuselkuchen. "Knepplatz un Bretzeln, on alles, wat jot schmaat"- so lautete ein Monschauer Kirmesliedchen.

Hauptmahlzeit an den drei Kirmestagen war das Mittagsessen am Sonntag nach dem feierlichen Hochamt. Übliche Kirmesspeisen waren früher fette Brühe mit gehacktem Hammel- oder Kalbfleisch, die "Zos", weiterhin Weißbrei mit Zucker und Eidotter. Ein köstlicher Bauernspruch ist uns aus der Westeifel überliefert:
"Frau, dou hass decker jehurt,, Maan un Weif sen eene Leif, daan ärßen ech de Breij matt firr dech!" ("Frau, du hast öfter gehört, Mann und Frau sind ein Leib, dann esse ich den Brei mit für dich!"). Eine beliebte Kirmesspeise war in der Eifel das Sauerragout: Gehacktes mit Zwetschgen und Reis.
Den Nachmittag verbrachte die große Kirmesgesellschaft -nicht selten waren es über 100 Leute- mit Kaffee und Kuchen, Fladen, Gebäck und Schnaps und "Steckelcher und Verzellcher von anno Tuback". Man erzählte von früher, Sagen und Gruselgeschichten, Witze und "Tratsch", dazu gesellten sich Karten- und Dill-Dopp-Spiel.
Die Eifeler Herbstkirmessen lassen vermuten, daß der Brauch auf uralten Herbst- und Sippenfesten beruht. Die Bauern wollten nach Abschluß der wichtigen Erntearbeiten und der damit verbundenen Beschaffung aller Wintervorräte ein großes Fest begehen, an dem alle Familienangehörigen samt Gesinde und Nachbarn teilhaben sollten.

Den kommenden Winter deutete man gern, wie sich das Herbstlaub hielt.
"Fäält et Lof mattenee von de Beemen, dann douert den Herest net lang" - es gibt also einen frühen Winter. Anhaltend schöne Tage im Ausgang des Monats Oktober nannte man "Allerhelijesummer".

Einige Eifelpfarreien tragen das Patrozinium des hl. Remigius. Der Remigiustag hat mit dem Michelstag wesentliche Bräuche gemeinsam. Der Festtag am 1. Oktober war so bedeutend, daß man den ganzen Monat in der Nordeifel "Remeismond" nannte. Er galt als Zahltag für herbstliche Renten und Zinsen. Öfters waren die Pfarrinsassen verpflichtet, an diesem Tag Wachskerzen zu stellen für Pfarrer und Kirche. Als Termin des Schweineeintriebs nennen Eifeler und Luxemburger Weistümer ausdrücklich den Remigiustag.

Das Erntedankfest in seiner heutigen Form ist erst wenige Jahrzehnte alt. In den Jahren des Nationalsozialismus wurde der erste Sonntag im Oktober unter völlig landschaftsfremden Formen auch in der Eifel als Erntedankfest eingeführt. Diese "befohlene" Form konnte naturgemäß nicht heimisch und volkstümlich werden. In den letzten Jahren fand ein kirchliches Erntedankfest Einzug mit Segnung der Früchte und der Brote. Dieser volksfromme Brauch ist auf dem besten Weg, zu einer guten Einrichtung zu werden. Weltliches Beiwerk wie Tanz und historische Umzüge sind stark unter kommerziellen Gesichtspunkten zu betrachten. Aber wo ist dieser Gedanke im Brauchtumsgeschehen heute nicht im Spiel?

Eifeler Sprüche und Redensarten, auf die Erntezeit bezogen:

  • "Wie der Ägidius sich verhält, so ist der ganze Herbst bestellt".
  • "Viele Hände machen schnell ein Ende".
  • "Er tut gern fertige Arbeit".
  • "Wer im Heu nicht gabelt, in der Ernte nicht zappelt, im Herbst nicht früh aufsteht, der wird sehen, wie es ihm im Winter geht".
  • "Mit Putzen und Kehren kann kein Bauer nicht ernähren".
  • "Bei der Arbeit ist mir ein Schisser (kleiner Regenguß) lieber als ein Schwätzer".
  • "Ein alter Fuhrmann ist ein guter Wegweiser".
  • "Leicht geladen ist schnell gefahren".
  • "Wer den Halm nicht aufhebt, bekommt nie eine Garbe".
  • "Jakobstag regnet es in die Backmulde".
  • "An Mariä Himmelfahrt kriegen die Äpfel den Geschmack und die Nüsse den Krach".
  • "Bartholomäus verbietet Butter und Käse, den Nachmittagskaffee, Strohhut und Leinenhosen".
  • "Jakobus salzt die Äpfel, Laurentius schmalzt sie, Bartholomäus gibt ihnen den Geschmack, Michael tut sie ab".
  • "In diesem Jahr regnet es Kartoffeln".

Und was sagte Wandalbert, der Dichtermönch vor 1200 Jahren?

"Nun vollendet der Bauer,
was etwa im Monat August bleibt
übrig an Erntegeschäften;
und dann sind geborgen die Früchte.
Doch jetzt nahet die Zeit,
an den Weinberg Wachen zu stellen,
welche den streifenden Dieb
zu hindern vermögen."

Und:
"Nicht wird die ärmliche Wicke,
die winzige Linse mißachtet,
und in besondere Haufen
man schichtet die einzelnen Früchte.
Nun auch pflückt man vom Baum
das reif gewordene Obst
und fügt's dem genossenen Mahl
hinzu als üblichen Nachtisch.
Setzt zu den schmackhaften Weinen
die liebliche Feige und Pflaume,
etliche Birnen auch noch
und reichliche Mengen von Nüssen..."

Mit freundlicher Unterstützung von Joachim Schröder
Titel: Eifeler Handwerk
Untertitel: Herbstzeit - Erntezeit
Autor: Joachim Schröder
Copyright: © by Joachim Schröder
gepostet von Joachim Schröder am:
Date: 17.06.2009 15:45
Internet: www.joachim-schroeder.com


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