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Eifeler Hirten- und Gesindewesen
Von Joachim Schröder, Pronsfeld

Eifeler Hirten- und Gesindewesen

St. Jertrud jet de Beijen de Floch,, de Kiejen de Jaank, de Pärden de Straank, dem Hammel haut sie de Kripp op!" - "St. Gertrud gibt den Bienen den Flug, den Kühen den Gang, den Pferden den Strang, dem Hammel hebt sie die Krippe auf". So lautet der eifelweit bekannte Spruch, auch eine Art Bauernregel, die darauf hinweist, daß ab dem 17. März das Vieh auf die Weiden getrieben wird. Jedoch scheint dieser Termin, zumindest für die Höhen der Schneifel und des Venngebietes weitaus verfrüht, wenn man bedenkt, daß oft noch im April Schnee fällt und die letzten Fröste bis in den Mai hineinreichen.
Das Vieh treiben, bewachen und hüten brachte einerseits viel Mühen mit sich. Hirten waren zu früherer Zeit vornehmlich Gemeindehirten, "Lohnhirten". Vereinzelt gab es auch Hofhirten, die nur für ein Gehöft zuständig zeichneten. Derartige Gemeindehirten gab es bis vor hundert Jahren, in der Westeifel noch bis in die 30er Jahre dieses Jahrhunderts, zumeist als Schweine- oder Schafhirt.Hüter war fast immer der "Kihjung", seltener ein "Kihmädchen". Diese Hütejungen trugen oftmals volksbeliebte Namen wie "Schäferkobes", Kihmaates" oder "Schwingshennes".

Am Morgen des Weidganges zog der Schafshirt durchs Dorf, um die Schafe zu sammeln. Dies geschah ganz einfach durch Pfiffe auf mehreren Fingern, die ihn als Hüter unverwechselbar machten. Dieses schlichte Signal reichte: alle Bauern öffneten ihre Ställe und vertrauten für einen bestimmten Zeitraum dem Hüter ihre Herde.

Die Gemeindehirten, oft auch allgemein "Sauhirt", "Schwingshirt" oder "Scholtes" gerufen, schützten ihre Weideflächen, die von keinem betreten werden durfte, durch einen Strohwisch oder Wehrwisch, im Kreis Prüm auch "Schütze" genannt. Diese Wedel bestanden meistens aus Ginsterbusch, Buchen- oder Haselzweigen und wurden in Abständen an den Rand der Weidetrift gut sichtbar aufgesteckt. Diese streng diktierte Regel war zwar ein ungeschriebenes Gesetz, wurde aber eingehalten. erst am Michelstag (29. september) lockerten sich diese Vorschriften und es herrschte allgemeine Weidefreiheit. "Matt Mechelsdaach sen de Wisen all opjedun un jemeen", sagte hierzu der Volksmund. Aus Freude über die Hütebefreiung entzündeten die Burschen "Mechelsfeijer" und rotteten sich zusammen.
Besonderes Augenmerk wurde auf den Hütedienst für Pferde und Fohlen gelegt. Nächtlicher Weidegang war sehr beliebt. Die Pflege und Hut der Pferde eines Hofes war den Jungknechten oder besonders gedungenen Dienstjungen anvertraut. Diese hatten eine verantwortungbewußte Arbeit zu verrichten, was folgende Redensart belegt: "Dän Deiwel wolt alles jän, nemmen keen Schnouer udder e Pärdsjung" (Der Teufel wollte alles werden, nur keine Schwiegertochter oder ein Pferdejunge").
Die Gemeindehirten erhielten ihre Kost wechselnd bei einem anderen Bauern. Wer einen Hirten "an der Hol" (am Kesselhaken, sprich in Essen ) hatte, dazu oft noch den Frühmesser, Hilfslehrer oder Pastor, brauchte viele Kartoffeln für die tägliche "Jromperszopp". Ansonsten bekam der Hütejunge Flachs, fertiges Leinen, Naturalien, seltener Geld. Der Schafhirte hatte bei einem Bauern so viele eigene Mutterschafe in Pflege und Futter, wie er Tage dort in Kost war . Was er aus Wolle und Lämmern einnahm, brachte ihm Anteil am Erlös. Zudem waren Hirten oftmals als Schlächter und "Viehdoktor" tätig, die beim Verkauf von Tieren ein Trinkgeld erhielten.
Nach einer Quelle (A. Wrede, S. 267) gab es im Jahre 1861 noch 23583 Schafe im Kreis Bitburg; Zahlen aus anderen Landkreisen sind nicht bekannt.

Eifeler Bauern, von auswärtigen zuweilen als "knastisch" (zugeknöpft, sparsam) bezeichnet, waren stets bemüht, ihre Arbeit in Haus und Hof durch eigene Leute zu versorgen. Darüber hinaus kam es jedoch auch dazu, daß Gesinde, Knechte und Mägde, gehalten wurden, um mitanzupacken. Hierzu gab es Gesindemärkte, an denen Burschen und Mädchen sich "verdingten". Gesindemärkte wurden bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts beispielsweise am 26. Dezember in Prüm, Wittlich und Lutzerath, am 27. Dezember in Münstermaifeld oder am 6. Dezember in Cochem abgehalten. Den größten Eifeler Gesindemarkt gab es in Neuerburg, wo vornehmlich Luxemburger Bauern ihre Gehilfen aussuchten. Am 2. Adventsmontag 1952 versuchten sich hier noch über 100 junge Männer zu verdingen, etwa 200 Bauern hingegen suchten nach Knechten. Einen letzten Markt dieser Art gab es im Jahre 1958 in Bitburg.

Ein interessantes Beispiel, wie es auf einem Eifeler Gesindemarkt zuging, liefert uns Dr. Milz in der Zeitschrift "Die Eifel" von 1991:

Bauer zum Bauernmädchen: "Wo kommst du her?"
"Von... Ich war schon zwei Jahre in ...Da habe ich gedient".
"So! Kannst du kochen?"
"Ja, das habe ich schon zu Hause getan".
"Kannst du melken?"
"Gewiß das! Ich kann melken, Butter machen und das Vieh versorgen".
"Kannst du auch Brot backen?"
"Aber sicher, das mußte ich schon immer tun".
"Dann gehen wir einen Schoppen trinken!"

Gesindemärkte boten Abwechslung und Kurzweil, sie waren zugleich Vergnügungsstätten. Waren wurden ebenso angeboten wie Rummel, Getränke und Backwerk. Besonders beliebt waren die länglichen und herzförmigen Lebkuchen, die auch durch Spiele, besonders am Drehbrett, zu gewinnen waren.
Nach Abschluß der Verdingung erhielten die neuen Dienstleute den sog. "Mietpfennig" oder das Handgeld. Erst durch Annahme dieses Geldes wurde der Mietvertrag beschlossene Sache.

Von je her bestand in den Eifeler Bauernhöfen ein patriarchalisches Verhältnis. Es war darin begründet, daß Bauersleute und Gesinde für die Wirtschaft und das Haus ihre ganze Kraft einsetzten. Knechte und Mägde waren Teil der Sippe, es gab in der Wertschätzung keinen Unterschied zwischen Bauer und Knecht, zwischen Bäuerin und Magd. Man aß zur gleichen Zeit miteinander am gleichen Tisch dieselben Mahlzeiten. Das Gesinde wurde am Christtag oft reicher beschenkt als die Kinder, an Festtagen wie Kirmes oder Ostern wurden die Bräuche gemeinsam gepflegt.
In größeren Eifeler Bauernhäusern bestand eine ganz bestimmte Rangfolge unter dem Gesinde. Es gab in der Südeifel einen Oberknecht, in der Nordeifel Meisterknecht genannt, der das ganze Vertrauen des Bauern besaß und über Hof, Stall und Feld wachte. Ihm folgte der Gespannknecht, verantwortlich für die Feldarbeit, schließlich der Ochsenknecht oder "Pärdsjung" sowie die Hütejungen. Bei den Mägden war die Rangfolge nicht so deutlich definiert, jedoch unterschied man zwischen denen, die für die Feld- und Hofarbeit verantwortlich zeichneten, vor allem für das Melken, und denen, die für Haus und Küche zuständig waren.

Zum Brauchtum gehörte ferner, daß die Magd dreimal im Haus um die "Hol" (Kesselhaken), der Knecht dreimal um die "Geißel" (Peitschenstiel) geführt wurde: Zeichen der Auf- und Annahme in die Hausgemeinschaft. Dies geschah meistens am Lichtmeßtag. Den Hausherr nannten die "Neuen" immer "Ihm", die Hausherrin "Mihn". Diese wurden mit "Sie" ("Dir") angesprochen, andere Teilhaber an der Hausgemeinschaft mit "Du". Größere Höfe hatten einen Meisterknecht und einen Unterknecht, bei den Frauen gab es dieselbe Gliederung. Dazu kamen in den meisten Fällen ein Ochsen- oder Pferdejunge und eine Kuhmagd.
Als Lohn erhielten die Knechte einen geringen Anteil Bargeld, dazu Wolle, Kleidung und Schuhe. Vor 150 Jahren gab es auf dem Maifeld für den Meisterknecht 36 Taler, zwei Paar Schuhe, ein Pfund Wolle, und eine leinene Hose, für den Unterknecht 24 Taler mit gleichen Zugaben. In der Westeifel ist auch von einem neuen Anzug nebst Wäsche die Rede. Die Meistermagd erhielt 17 Taler, eine Schürze, ein Hemd, ein Pfund Wolle und drei Paar Schuhe, die Untermagd 13 Taler, zwei Paar Schuhe, eine Schürze, ein Hemd, ein Pfund Wolle. Ferner erhielten Knechte und Mägde Naturalien in Form von Weizen, Flachs, Obst, Viez oder Roggen. Vereinzelt hat sich auch die Sitte, dem Gesinde den Ertrag einer kleinen Bodenfläche zukommen zu lassen, dazu das Saatgut und den Dünger, erhalten.
Knechte und Mägde, die das Vieh zu versorgen hatten, durften beim Verkauf Trinkgeld erwarten. Dieses diente wiederum zur Anschaffung von "Geschirr" (Küchenutensilien), Anzügen , Fleisch oder Kartoffeln.

Mit freundlicher Unterstützung von Joachim Schröder
Titel: Eifeler Handwerk
Untertitel: Eifeler Hirten- und Gesindewesen
Autor: Joachim Schröder
Copyright: © by Joachim Schröder
gepostet von Joachim Schröder am:
Date: 17.06.2009 15:45
Internet: www.joachim-schroeder.com


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