Eifeler Handwerk
"Kein Handwerker kann durch die Straßen gehn,
ohne die Zeugen seiner Arbeit hier zu sehn".
(Spruch aus Brühl)
Wie in anderen Landstrichen auch sind es vor allem die Bodenverhältnisse und landschaftlichen Eigenarten, die das Handwerk und Gewerbe bestimmen oder beeinflussen. Je wechselvoller die Landschaftsformen, Wuchs und Gesteinsvorkommen sind, desto mannigfaltiger sind auch die handwerklichen Folgerungen, die sich hieraus ergeben.
Während in den Monaten März bis Oktober die Arbeit rund um Hof und Stall, Feld und Flur absoluten Vorrang hatte, war sie wintertags handwerklicher Art. In der Zentraleifel, Raum Daun, waren vor allem ältere Männer mit dem Flechten von Körben beschäftigt, sogenannter "Räste". Diese waren aus Eichenrinde gefertigt und dienten der Aufnahme von Gemüse und Kartoffeln. Daneben wurden Eichenholzkörbe, Bienenkörbe und Brotteigkörbe hergestellt. Als Material dienten Weiden, Schilfrohr, Haselnußbänder oder Haferstroh.
Ein echtes Eifeler "Exportprodukt" waren Stühle. Zentrum der Stuhlproduktion war das waldreiche Gebiet um Heimbach (Kermeter), daher die Bezeichnung "Heimischer Stühl", die in Kölner Verzeichnissen geführt wird. Ein Hauptzweig der häuslichen Fertigung bei Männern waren auch die Spinnräder, die oft kunstvoll gedrechselt und verziert waren. Weitere Hausprodukte dienten dem häuslichen und wirtschaftlichen Einsatz: Besen, Rechen, Pflug und Räder.
Je nach Region blühten schon früh kleingewerbliche Tätigkeiten, so etwa in den Basaltlavagegenden um Mayen. Hier wurden wichtige Steingeräte hergestellt und verkauft, im besonderen Mahl- oder Mühlsteine. Aber auch Beile, Äxte, Hämmer, Schaber und Meißel sind typische Erzeugnisse dieser Basaltregion, die dem Steinmetzhandwerk Vorschub leistete. Außer dem Basalt war es der Eifeler Buntsandstein, der den Steinmetzberuf zu ungeahnter Höhe gelangen ließ. Beweise für die hohe Kunst dieses Handwerks sind Altäre, Reliefs, Särge und Denkmäler. Plattenlegen und Pflastern sind ebenfalls zu nennen. Der Steinbau brachte den Maurer, Kalkbrenner, Verputzer und Maler hervor.
Anders dagegen die Tätigkeit im Schleidener Tal: hier dominierte das Berg- und Hüttenwesen. Sogenannte "Reitmeister" schufen sich einen Ruf weit über die Eifel hinaus. Es entstand ein blühendes Gewerbe: eiserne Öfen, Platten, die vielgerühmten Takeneisen, Töpfe, Kannen und Eimer aus Eisen wurden bis nach Frankfurt ausgeliefert. So waren Pochhämmer, Hochöfen und Hüttenwerke in der Nordeifel sichtbare Zeichen erster Industrie- und Gewerbeanlagen. So gebar der Roteisenstein das Handwerk des Schmiedes, des Schlossers und des Gießers. Andere "Berufe" wurden indirekt vom Erzvorkommen befruchtet: Stellmacher und Wagner, Schreiner und Zimmerleute. Herrliches Fachwerk, geschnitzte Möbel und Hausrat, kostbare Heiligenfiguren legen bis heute Zeugnis ab vom hohen Stand dieses Handwerks.
Riesige Holzkohlenmengen besorgten der Eisenverhüttung die Köhler der Eifel. So gab es in den Waldbereichen des Urfter- und Olefer Tales zahlreiche Kohlenmeiler, geschichtete Holzstöße, die zu Kohlen geschwelt wurden.
Eifeler Weber und Tucher wirkten besonders im Dreieck Adenau - Monschau - Münstereifel.Ausgedehnte Triften und Berghänge, auf denen die Schafzucht betrieben wurde, führten zum Handwerk der Weber und Färber. Das Ledergewerbe war im Raum Prüm - Schönecken - Malmedy beheimatet, während die Herstellung von "Irdenware" (Steingut, Ton) in Speicher ihr Zentrum hatte.
Der Töpferton wurde hier zu Schüsseln, Bechern, Tassen und "Kumpen" geformt, danach gebrannt und bemalt. Die Blaumalerei wurde im Zuge des aufsteigenden Töpferhandwerks ein echtes Eifeler Markenzeichen. Geschickte Hände zauberten auf den grauen Ton Frucht- und Blumenmuster, Bogen, Linien, Punkte, Wellen, vornehmlich an den Rändern und auf den bauchigen Flächen der Tongefäße. Alte Eifeler Volkskunst, die uns bis heute fasziniert. Das Lehmvorkommen führte zum Handwerk der Ziegelbrenner, so z.B. in Niederprüm.
Auch entstanden regelrechte "Gewerbedörfer", in denen das Handwerk und der Handel blühten. Mit seinen Erzeugnissen wie Steingutwaren, Haus- und Küchengeräten zog dieses Wandergewerbe ins ferne Land, wobei ihm überspannte Wagen, im Volksmund "Hoageljäns" genannt, als Transportgerät und Wohnung dienten. "Wie die Zugvögel" fuhren sie hinaus und kamen im Herbst zurück. Beispieldörfer für das Wandergewerbe sind Neroth (Drahtwaren) und Niederkail (Steingut). Auch der Eifeldichter Peter Zirbes war umherfahrender Steinguthändler, der es aber nie zu großem Wohlstand brachte, während andere in den Städten des Ruhrgebietes und Niederrheins durchaus erfolgreich waren.
So hatte die Eifel auch in handwerklich - gewerblicher Hinsicht durchaus hohes Ansehen, was bis vor wenigen Jahrzehnten nicht immer die richtige Würdigung fand. Doch gerade der Holz- und Steinreichtum brachte unseren Vorfahren Ansehen und ein wenig Wohlstand.
Ein Nachweis unserer Eifeler Handwerksgeschichte kann leicht erbracht werden, weil neben den schriftlichen Aufzeichnungen vor allem Funde von Werkzeugen auf eine frühe und reiche Geschichte hinweisen.
Mit freundlicher Unterstützung von Joachim Schröder
Titel: Eifeler Handwerk
Autor: Joachim Schröder
Copyright: © by Joachim Schröder
gepostet von Joachim Schröder am:
Date: 17.06.2009 15:45
Internet: www.joachim-schroeder.com
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