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Wo früher die Meiler qualmten
Von Joachim Schröder, Pronsfeld

Wo früher die Meiler qualmten

So lange man zurückdenken kann, war der Wald als wirtschaftliche Nutzfläche für die bäuerliche Bevölkerung der Eifel von größter Bedeutung.
Da das vorhandene Ackerland oftmals nicht ausreichte, mußte auch der Waldboden als Acker- und Weidefläche genutzt werden. Zwei landwirtschaftliche Waldnutzungsformen wurden stellenweise noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts betrieben: die Rottwirtschaft und die Schiffelwirtschaft. Bei der Rottwirtschaft wechselten Feld- und Waldnutzung periodisch. Während einer 12jährigen Brachzeit, die auf die zweijährige Bestellung mit Roggen und Buchweizen folgte, entstand aus dem Wurzelausschlag ein Niederwald. Dieser konnte für die Herstellung von Holzkohle und den Lohgewinn (Gerbsäure für die Lederherstellung) genutzt werden. Bei der Schiffelwirtschaft rodete man auch die Wurzelstöcke. Hier diente das Brachland als Schafweidefläche. Für die Viehwirtschaft war der Laubwald von großer Bedeutung: Die Früchte der Eichen und Buchen dienten der Schweinemast, Laub, Moose und Kräuter als Futter und Streumaterial für das Vieh.
In großen Mengen lieferte der Eifelwald Brenn- und Baumaterial. Vor allem Buchen-, Eichen-, Kiefern- und Lerchenholz war als Brennmaterial für das Herdfeuer geschätzt. Aber auch Fichten und Tannen, sogar Tannenzapfen, waren zum Feuern geeignet. Als Bauholz griff man fast auschließlich auf Nadelholz zurück. Minderwertiges Gehölz wurde gehauen, in Klafter geschichtet und verkauft.
Während das Jagdrecht weitgehend den Landesherren und Grundbesitzern vorbehalten war, durfte die Bevölkerung einen Großteil ihres Bedarfs an Nahrungs- und Heilmitteln durch das Sammeln von Pilzen, Beeren, Kräutern, Bucheckern usw. decken.

Mit der Entwicklung der Eisenerzeugung in der Eifel während des 15. Jahrhunderts wurde der Wald als Brennstofflieferant erstmals für industrielle Zwecke genutzt. Reiche Bestände an Laubwald ermöglichten die Gewinnung großer Mengen Holzkohle, mit denen die Öfen gefeuert werden konnten. Mit dem konjunkturellen Aufschwung der Eisenindustrie brauchte es solche Mengen an Kohle, das hieraus ein neues Gwerbe entstand: die Köhlerei.

Grundsätzlich konnte für die Holzkohlengewinnung jedes Laubholz herangezogen werden. Buchenholz war jedoch am meistens wegen seiner Heizintensität geschätzt. Für den Verkohlungsprozeß war das Alter des Baumbestandes von großer Bedeutung. Erwachsenes Stammholz schätzte man weniger wegen seiner langen Brenndauer, junges Stangenholz dagegen sehr. Es handelte sich dabei um Unterholz oder Wurzelausschlag des Niederwaldes, dessen Baumbestände man in der Eifel bis heute Kohlhecken nennt.
Da Holzkohle relativ leicht ist, konnte sie über größere Strecken transportiert werden, was zur Folge hatte, daß man tief in die Wälder eindringen konnte. So wurde die bäuerliche Waldnutzung in siedlungsnahen Räumen durch die Köhlerei kaum behindert. Im Schleidener Tal oder im Kermeter bildete sich im weiten Umkreis der Erzvorkommen ein Kohlholzkahlschlag mit einem kaum vorstellbaren Ausmaß an Waldverwüstung.
Für die Herstellung eines Wagens Roheisen benötigte man fast fünf Wagen Holzkohle, die wiederum aus 36 Wagen Holz gewonnen wurden. Hierfür mußten ca. 15.000 qm Buchenwaldbestand gerodet werden. So wurden für die Eisenhütte in Gemünd Tausende Wagen Holzkohle aus dem Kermeter Wald herangeschafft . Mehrfach mußte die Eisenproduktion in den Hütten des Schleidener Tales geschlossen werden, da die Holzknappheit dazu Anlaß gab. Im 18. Jahrhundert war die Verhüttung in der gesamten Nordeifel gefährdet. Die Waldverwüstungen erreichten ihren Höhepunkt, als die Eisenindustrie durch den hohen Eisenbedarf der französischen Besatzungsarmee 1794 bis 1814 noch einmal einen Aufschwung erlebte. Die Einführung der Dampfkraft, das Vordringen der Steinkohle und die bessere Qualität anderer Erze (z.B. Lothringen) sorgten schließlich für den Niedergang der Eifeler Eisenhütten und damit der Köhlerei. Im Jahre 1896 folgte die Schließung der letzten Eifeler Eisenhütte in Jünkerath. Der letzte gewerbsmäßig betriebene Kohlenmeiler brannte 1969 in Schmidt bei Monschau. Im Museumswald Kommern wird alljährlich mit dem Abbrennen eines Meilers an die komplizierte Köhlerarbeit erinnert.

Die Arbeit des Köhlers war eine überaus schwere. Er lebte mit seinen Arbeitskollegen wohl die meiste Zeit in den Wäldern in kleinen Hütten, die aus Pfählen errichtet waren. Er hatte nur sporadisch Kontakt zu den Fuhrleuten, die die Holzkohle abtransportierten. Somit lebte er durch die räumliche Trennung in einer von Isolation geprägten Welt. Zudem waren Köhler oft bettelarm.

Seine Arbeit erstreckte sich über das ganze Jahr. Während der Wintermonate wurde das Kohlholz gefällt, zum Austrocknen gerissen und an den Meilerstellen gestapelt. Im Frühjahr wurde der Meilerboden von der aschenhaltigen Köhlererde des letzten Brennvorgangs gereinigt und geebnet. Das Material wurde aufgehäuft, da es zur Abdichtung später wieder gebraucht wurde. Nunmehr konnte das etwa ein Meter hohe Kohlholz am Rand des Meilers bereitgestellt werden. Aus drei Eisenstangen, die mit Hilfe von Eisenreifen auseinandergehalten wurden, wurde die sogenannte Fülle errichtet. Es handelt sich dabei um den Meilerschacht in der Mitte, der für die Belüftung notwendig war. Jetzt begann der Köhler mit dem möglichst dichten Aufstapeln der Kohlholzscheite. Auf die unterste Holzschicht, "1. Gesetz" genannt, setzte er eine zweite und eine dritte Schicht. Die Fugen zwischen den Scheiten mußten sodann mit dünnerem Astholz verschlossen werden, damit der Meiler keine "falsche Luft" bekam. Gleiches geschah mit dem flachen oberen Teil des Meilers, der ebenfalls mit Kleinholz und später mit Grassoden und einer 5 cm dicken Schicht aus Köhlererde abgedeckt wurde. Somit war der Meileraufbau abgeschlossen. Im Kermeter wurden bis zu 30 Meiler zugleich errichtet.
Am Fuß des Kolosses stieß der Köhler Zuglöcher in den Stapel, die der Fülle im Inneren die für den Brennvorgang erforderliche Luft zuführten. Vor dem Meiler wurde das Feuer entzündet, dessen Glut auf dem Meilerkopf in die Fülle geworfen wurde. Am zweiten Brenntag stieß man zusätzliche Rauchlöcher in den oberen Teil des Meilers, die je nach Windrichtung und -intensität verschlossen oder geöffnet wurden. So war eine gleichmäßige Be- und Entlüftung gewährleistet, zudem war sichergestellt, daß das Feuer erlosch oder zu stark brannte.
An der Farbe des Rauches konnte der erfahrene Köhler Auskunft erhalten über den Verkohlungsprozeß im Inneren. Wurde der anfänglich weiße Rauch dünner und bläulich, war die Verschwelung abgeschlossen.
Während des etwa einwöchigen Brandes wurde die bereits entstandene Holzkohle aus dem Meiler entnommen und zu kleinen Haufen zusammengetragen. Dann löschte man die glühendheiße Kohle ab.. Nach jeder Holzkohlenentnahme wurde der Meiler, der zusehends zerfiel, mit Köhlererde abgedichtet. Die grob sortierte Kohle füllte man in Säcke, sie wurde anschließend sofort zum Werk transportiert.

Mit freundlicher Unterstützung von Joachim Schröder
Titel: Eifeler Handwerk
Untertitel: Wo früher die Meiler qualmten
Autor: Joachim Schröder
Copyright: © by Joachim Schröder
gepostet von Joachim Schröder am:
Date: 05.11.2009 11:58
Internet: www.joachim-schroeder.com


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