Ritzstrasse - Prümbrücke - Kreisel
Von Joachim Schröder, Pronsfeld
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Einst gab es an dieser Stelle auch eines von vier Stadttoren, auch "Sötern-Tor" genannt. Hier wurde der Zoll entrichtet. Das Prümufer am Ende der Ritzstraße war Banngrenze zwischen der Ortschaft Rommersheim und der Siedlung Prüm. Die Ritzstraße - im Volksmund "Ritz" genannt - spielte im Mittelalter in der Justiz eine bedeutende Rolle. Hier konnte ein verurteilter Missetäter noch entkommen. Eine interessante Geschichte! Denn bevor der Verbrecher bei seiner Abführung zum "Oberhof" bzw. dem Hochgericht die Möglichkeit hatte, dem drohenden Halsgericht zu entgehen, musste es ihm gelingen, "einen Herrn aus dem Kloster (also einen Mönch) mit der Kappe zu kriegen". Dann konnte er sich sechs Wochen und drei Tage seiner Freiheit erfreuen. Die "Ritzer Pforte", wo später die Steinbrücke über die Prüm erbaut wurde, bildete dabei so etwas wie eine "juristische Grenze". Gelang es dem Verurteilten nicht, die Pforte zu erreichen, wurde er einem Gerichtsboten des Oberhofes in Rommersheim übergeben. Im Weistum von 1550 heißt es: "An je Ritz, wo der Missetäter dem Hochgericht ausgeliefert wurde, Fuß am Stein und Fuß an der Bach".
Um das Flüsschen Prüm siedelten sich im 18. und 19. Jahrhundert Gerbereien und Färbereien an. Leider kam es bei Überschwemmungen immer wieder zu Hauseinbrüchen und Wasserunfällen. Auch blockierten Eisblöcke den Durchfluss an dieser Stelle, so dass sich das Wasser bis in obere Ritzstraße staute. Dabei mussten Anwohner von der Feuerwehr aus ihren bedrohten Häusern gerettet werden. Im Zuge der Erbauung der Eisenbahnlinie Gerolstein - Pronsfeld (1882/83) wurden an der Prümer Brücke das Tor zur Stadt und einige Wohnhäuser abgerissen. Ein zweites Gleis wurde 1909 installiert, jedoch 1930 wieder rückgebaut. Im Jahre 1948 wurde die Bahnstrecke feierlich wiedereröffnet, ehe es im Jahre 1980 zur Stilllegung des Personenverkehrs und 2001 zur Gesamtstilllegung kam.
In den 1960er Jahren wurde das Flussbett der Prüm ausgebaggert und eine neue Stützmauer erbaut. Der Weg entlang der Prüm erhielt zunächst den Namen "Industriestraße", später dann "Prümtalstraße". Schließlich erfolgte im Jahre 1954 der Abbau der Holzbrücke und der Neubau einer Stahl-Beton-Brücke. 20 Jahre später kam es bei Bauarbeiten zu einem folgenschweren Unfall durch die Explosion einer Sprengladung. Fünf Bauarbeiter wurden verletzt, ein Mensch erlag seinen schweren Verletzungen.
Mit freundlicher Unterstützung von Joachim Schröder
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