www.fleurop.de
  www.brauchtumsseiten.de   www.feiertagsseiten.de   www.weihnachtsseiten.de   www.osterseiten.de   www.muttertagsseiten.de   www.pfingstseiten.de
   Sie sind hier :  
Suchbegriff(e) eingeben:
Empfehlungen
Hotelbewertungen

Brauchtum im Jahresverlauf oder von A - Z
Januar
Februar
März
April
Mai
Juni
Juli
August
September
Oktober
November
Dezember
A B C
D E F
G H I
J K L
M N O
P Q R
S T U
V W X
Y Z
Neu  Veranstaltungskalender


468x60

Infos hinzufügen  |  Druck Version  |  PDF Version  |  Buchtips  |  Zurück
Translate this page into English Translate this page into English   |   Traduction française de cette page Pressure Version

Vortrag zu einem im Jahr 2010 erscheinenden Buches  —  Eifeler Bräuche in Bildern
Von Joachim Schröder, Pronsfeld  —   Seite 2 von 3

„Die Eifel ist eine einzigartige Kultur- und Naturlandschaft“
(Wilhelm von Humboldt)

„Die Eifel hat des Schönen und Reizvollen viel“
(Ernst Moritz Arndt)

„Die Eifel hat Ihresgleichen nicht“
(Sophie Lange)

Regelmäßig gepflegtes Brauchtum im Jahreslauf

Die Eifel war und ist ein Brauchtumsland. Natürlich pflegt man anderenorts wie beispielsweise in Bayern, im Harz oder in der Lausitz gewisse Traditionen, übt sich in der Brauchpraxis und folgt gewissen, vom Jahreslauf bestimmten Riten und Handlungen. Vorgaben dafür und Brauchtumsanlässe generell liefern die großen Feiertage und Feste, aber auch Namens- und Lostage, ortsspezifische Feiern wie Kirchweih oder Patronatsfeste.
Alle Großregionen der Eifel – von Aachen bis Trier, von Koblenz bis Köln – pflegen Brauchtumspraktiken, freilich in unterschiedlicher Form. Als „Hochburg“ gelebten Brauchtums gilt die West- und Vulkaneifel, also die Regionen um Daun und Gerolstein, Prüm, Neuerburg und Bitburg.

Das neue Jahr wird „angeschossen“, mit Knallern und Feuerwerk begrüßt. Früher war das freilich anders: So entzündete man kleine Feuer, traf sich im Wirtshaus zum Kartenspiel und geselligen Miteinander. Erst um Mitternacht waren Frauen zugelassen, um ausgelassen mitzufeiern. Man trank nicht Sekt und aß am Büffet, es ging auch bescheidener: Viez diente als Getränk, eine mit Rauchfleisch oder Speck belegte Brotplatte sorgte für eine deftige Mahlzeit.
Der Januar stand noch ganz im Zeichen des Weihnachtsfestes. In der häuslichen Stube standen der „Christbaum“ und die selbstgefertigte Krippe noch bis zum Lichtmesstag am 2. Februar. Am „Erscheinungstag“ (6. Januar) empfing man mit Freuden die „Heiligen Drei Könige“ an der Haustür, die ihrerseits das „C+M+B“ an die Tür zeichneten und einen Spruch aufgesagten. Am Lichtmesstag ging es zur Kerzenweihe in den Gottesdienst, einen Tag später zum Blasius-Halssegen in die Kirche. In Prüm verehrte man am 1. Februar die Heilige Brigitte mit einem Pilgergottesdienst – Brigitte galt als Viehheilige, die besonders Bauern in die Abteistadt lockte.

Fastnacht oder – wie man im Kölner Raum sagt – der „Fastelowend“ begann am Weiberdonnerstag, in der westlichen Eifel „Fetter Donnerstag“ genannt. Es gab weder „Vorfastnacht“ noch Mittfastnacht, weder monströse Umzüge noch „Faschingsparties“. Das gelebte Brauchtum bestand aus Heischegängen der Kinder mit Mundart-Liedern und vereinzelten „Möhnentreffen“ oder dörflichen Kappensitzungen. Der Fastnachtsspuk endete dann definitiv am Fastnachtsdienstag, denn dann war Fastenzeit angesagt. Für die Eifeler Familien hieß das in erster Linie: weniger essen und trinken, Verzicht üben, die Kreuzwegandachten besuchen und auf Süßes verzichten. Der Konsum stand zurück, das gläubige „Umkehren“ und Buße tun war das Gebot der 40 Tage. Am Aschermittwoch wird bis heute das Aschenkreuz verteilt – Zeichen für Vergänglichkeit und Buße.

Am ersten Fastensonntag war – und ist bis heute – „der Burg-, Hütten- oder Scheefsonndisch“. Dieser Sonntag markierte einen Höhepunkt im dörflichen Brauchtumskalender: An diesem Tag lodern auf den Eifelhöhen die Frühjahrsfeuer, in einigen Landstrichen werden auch brennende Räder zu Tal gerollt. Mit dieser symbolischen Handlung will man den Frühling begrüßen, böse Dämonen vertreiben und den Vegetationskult beschwören.
Der Palmsonntag markiert den Eintritt in die vorösterliche Woche, „Karwoch“ genannt. Die Kartage selbst sind mitbestimmt vom gläubigen Tun der Bevölkerung: Besuch der Messfeiern, Bußandachten und Kreuzweggänge. In Oberkail, Prüm oder Alendorf gibt es bis heute noch „Außenkreuzwege“, Stationen also, die in der Natur abgeschritten werden. Zielpunkt ist jeweils der Kalvarienberg mit dem Gipfelkreuz. Von Gründonnerstag bis zur Ostermesse schweigen in der Eifel die Glocken, sie sind – nach volkstümlicher Vorstellung - nach Rom geflogen, um die Beichte abzulegen. Stattdessen machen sich die Jungen bereit, in so genannten „Klapperzügen“ durch die Dörfer zu gehen und die Angelus- und Gottesdienstzeiten anzukündigen. „Et lockt Bätglock“ („Es läutet die Betglocke“) heißt es dann in Mundart. Die Praxis der Jungen wurde und wird mit Dankbarkeit zur Kenntnis genommen und nach dem letzten Klapperzug mit Eiergaben entlohnt.

Am „Hochheiligen Osterfest“ gibt es dann wieder den Vielklang der Glocken, die je nach Ort oder Region zur Auferstehungsmesse, zum Hochamt oder zur Vesper einladen. In der Familie werden vielerlei Eierspiele gepflegt: Eiertippen, Eierschattern, Eierticksen. Bei den kirchlichen Feiern stehen die Weihe des Osterwassers, der Kerze und des Feuers im Mittelpunkt der vielen Handlungen, das Osterwasser wird anschließend in den Familien verteilt. Ein weltliches Großfest in der Eifel ist am Ostersonntag die „Schönecker Eierlage“, ein Relikt aus burgherrlicher Zeit, als zwei Konkurrenten im „Raffen“ der ausgelegten 104 Eier und Laufen um die Wette spielten. Bis heute zählt dieser Brauch zu den größten Volksfesten in der Eifel – Tanz, Geselligkeit und Musikdarbietungen eingeschlossen.

Der Frühling, der in der etwas raueren Eifel etwas später einsetzt, wird dann ein zweites Mal freudig und symbolkräftig begrüßt: Am 1. Mai wird in allen Dörfern und Städten der bunt geschmückte Maibaum aufgepflanzt. An markanten Plätzen grüßt er die Bewohner und Gäste. Vereinzelt gibt er auch Auskunft über die am Ort ansässigen Handwerksbetriebe – Zunftzeichen zeugen von alten Berufen und Ständen.
Im Mai sind auch einige kirchliche Traditionen verankert wie Maiandachten zu Ehren der Muttergottes, Maisingen oder der Aufbau häuslicher Altärchen. Daneben gibt es erste „Kirmessen“ mit Tanzmusik und Konzerten, Wanderungen und Muttertagspraktiken. Neuerdings gesellen sich Grillfeste, Ausflüge mit Leiterwägelchen und Wanderungen zu den altüberlieferten Brauchhandlungen. Die Dorfkirmes war früher der Höhepunkt häuslicher und kirchlicher Feiern: Im Mittelpunkt standen Besuche von auswärts lebenden Familienmitgliedern mit reichlich Speisen und Getränken. Für die Kinder war und ist der Rummelplatz mit Fahrgeschäften die Attraktion.

In die Frühjahrszeit fallen auch die früher sehr beliebten Bittprozessionen durch Feld und Flur, die oftmals zu einer Kapelle oder zu einem Flurkreuz führen. Erbittet werden Segen und Gedeihen der Feldfrüchte und Gartenerzeugnisse. In diese „feierliche Reihe“ öffentlicher Bräuche gehört auch die festliche Fronleichnamsprozession mit Fahnen, Geläut, Musik und strenger Formation. Diese Brauchhandlung hat bis heute – im Gegensatz zu anderen kirchlichen Festen - nichts an Essenz und Erhabenheit verloren. Das Gemeinschaftserleben ist neben dem religiösen Inhalt wohl ein nicht gering zu achtendes Element. Das gilt auch für Fuß- und Buswallfahrten in die nähere Umgebung. Die Eifel ist reich an Votivkapellen, Wallfahrtsorten und Gnadenstätten. Als Beispiele seien Heimbach (Nordeifel), Maria Laach (Osteifel), Banneux (belgische Eifel) und Maria Martental (Südosteifel) genannt. Auch Klöster haben an Anziehungskraft nichts eingebüßt: Himmerod, Maria Frieden, Steinfeld und Barweiler seien hier genannt.

Mitten im Hochsommer ist der „Frauentag“ am 15. August ein brauchstarker Termin. An Maria Himmelfahrt wird der so genannte „Krautwisch“ gesegnet, ein Bündel aus Gartenerzeugnissen, Kräutern, Tee und Blumen. Dieser „Krautwisch“ aus früher 99 in der Natur gesammelten Produkten wird in der Kirche gesegnet, anschließend werden Teile daraus verzehrt, dem Viehfutter beigemischt oder auf dem Dachboden aufgehängt. Dieses Bündel galt als Schutz vor Blitz und Unwetter, Teile des Krautwischs wurden bei Gewitter in den Ofen geworfen oder gar im freien Feld an sichtbarer Stelle befestigt, um Hagel abzuwehren.

Reinen Dankcharakter an den Schöpfer hat das volksbeliebte Erntedankfest am ersten Oktobersonntag. Vor dem kirchlichen Altar werden Früchte des Gartens und der Felder ausgebreitet, hinzu kommen Brotlaibe und Wein. Nach der Segnung werden Brotscheiben an die Bevölkerung verteilt. Zum Erntedank gehört auch vielerorts ein zünftiges Dorffest mit Musik und Tanz. Dieser Festtag markierte zugleich auch das Ende der Sommer- und Erntezeit, nun begannen im häuslichen Bereich die Vorbereitungen für die Winterarbeiten in Stall, Haus und Scheune. Für den Landmann waren das notwendige Reparaturen und Stallarbeiten oder das In-Gang-Setzen der Webstühle und Spinnräder.

Ganz im Zeichen des stillen Gedenkens steht der November mit seinen zahlreichen Erinnerungsfeiern und Gedenktagen. Allerheiligen, Allerseelen, Volkstrauertag, Totensonntag und Buß- und Bettag wecken allesamt die Erinnerung an verstorbene, im Krieg gefallene und vermisste Mitmenschen. Zu den Brauchhandlungen zählen die Pflege der Gräber, Rosenkranzandachten, Verwandtenbesuche und Totengebete.

Mit dem „Tag des Kinderfreundes St. Martin“ (11. November) beginnt allmählich die Vorfreude auf die Advents- und Vorweihnachtszeit. Diesen Tag verstärkt noch einmal der Nikolaustag (6. Dezember) mit der Bescherung der Kinder im Haus. Vielerorts gibt es heute auch Gemeinschaftsfeiern in der Kirche mit Gebeten, Liedern und der Darbietung der Heiligenlegende. Die Adventszeit ist die Zeit des häuslichen Vorbereitens auf den „Christtag“: Basteln, Backen, Schmücken und das Bemühen um die Hauskrippe haben Vorrang. In der Kirche und auf dem Dorfplatz künden Kerzen und Tannenschmuck vom Großfest „Weihnachten“.

In der Eifel war und ist der Heilige Abend bereits ein vorgezogenes Weihnachtsfest. Am Tag wird die Krippe aus Wurzeln, Wacholderzweigen, Steinen und Moos zusammengefügt – ein Erlebnis für die männlichen Hausbewohner. Für den Baumschmuck und die Dekoration der „guten Stub“ zeichnen Mädchen und Mütter verantwortlich. Am Abend erfolgt die heiß ersehnte Bescherung mit Gesang, Instrumentalmusik und dem Anzünden der Kerzen in abgedunkelter Stube. Im Mittelpunkt des Weihnachtsfestes steht der Besuch der Christmette oder des Hochamtes. Im Zeichen der Weihnacht stehen auch die folgenden acht Tage bis Silvester, wobei Besuche in der Nachbarschaft und bei Verwandten Bestandteil sind. Die so genannten „Raunächte“, in denen früher das Haus mit geweihten Kräutern zum Schutz vor bösen Geistern ausgeräuchert wurde, spielt heute in der Eifel keine Rolle mehr.

Viele Bräuche im Jahreslauf sind bereits ausgestorben, teilweise ausgehöhlt oder verändert. Immerhin ist ein Restbestand lebendig geblieben, wie hier beschrieben. Brauchträger sind in der Regel die Jugend, Mädchengruppen, Ministranten oder Burschen- und Bruderschaften.

Mit freundlicher Unterstützung von Joachim Schröder
Titel: Regelmäßig gepflegtes Brauchtum im Jahreslauf  —  Eifeler Bräuche in Bildern
Autor: Joachim Schröder
Copyright: © by Joachim Schröder
gepostet von Joachim Schröder am:
Date: 01.10.2009 10:39
Internet: www.joachim-schroeder.com


Alle Beiträge von Joachim Schröder

Achtung: Neu
Veranstaltungskalender für Brauchtum und Tradition
Terminvorschau
Leben und Arbeiten in der Vulkan- und Westeifel

Eifeler Bauern- und Hauskalender

Brauchtum in der Westeifel
(April 2010)