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Vortrag zu einem im Jahr 2010 erscheinenden Buches  —  Eifeler Bräuche in Bildern
Von Joachim Schröder, Pronsfeld  —   Seite 3 von 3

Unregelmäßig gepflegtes Brauchtum im Lebenslauf

Neben den von den Kalenderfesten geprägten, regelmäßig ausgeübten Bräuchen in der Eifel gibt es auch eine Vielzahl von unregelmäßig praktizierten Brauchübungen, die allerdings in Teilen stark vom Aussterben bedroht sind. Private oder gesellschaftliche Anlässe sind es, die diese Riten und Sitten begründeten und über Jahrhunderte am Leben hielten. Viele dieser Bräuche fanden im familiären Rahmen statt, andere dagegen auch in der Öffentlichkeit. Oftmals waren sie verbunden mit Feierfreude, Musik und Geselligkeit, aber auch mit Lärm, Feuer oder Wasser.

Zu den „lauten Bräuchen“ mit viel Geschrei und originellen Lärminstrumenten wie Büchsen, Töpfen und Pfannen gehörte der so genannte „Schariwari“. Dieser Brauch kam zum Tragen, wenn verwitwete Leute heirateten, Untreue im Spiel war oder ein allgemeiner Verstoß gegen die dörfliche Grundordnung vorlag. So hatte ein Mann, der im Dorf ein Mädchen umwarb, die Pflicht, der Dorfjugend „einen zu spendieren“. Tat er dies nach mehrmaligen Ermahnungen nicht, wurde ihm der „Schariwari gespielt“. Das hieß dann Spott und Hohn für den Geizhals, der seine Tür nicht öffnete, während draußen das mörderische Lärmkonzert vonstatten ging. Änderte sich sein Verhalten bis zur Hochzeit nicht, wurde der Spuk ausgeweitet: Die Eselshochheit war eine nachgespielte Spottzeremonie, bei der das Paar durch Esel ersetzt wurde und so der Verhöhnung auch öffentlich preisgegeben war. Die letzte Eselshochzeit in der Eifel ist aus dem Jahr 1958 belegt, Doppel-Hochzeiten gab es sogar zwei Mal in der südlichen Eifel. Dieser Brauch kam in der Folgezeit völlig zum Erliegen, nicht zuletzt deshalb, weil diese Praktiken zu stark die Ehre verletzten und sogar Politik und Justiz sich mit solcherlei Vorfällen zu beschäftigen hatten.

Eigene Brauchhandlungen, oft auch von Familie zu Familie unterschiedlich interpretiert, gab es bei Tauffeiern, Geburtstag- und Namenstagsfesten oder bei Kommunionfeiern und Todesfällen. Vorbereitung und Durchführung solcher Ereignisse forderten oftmals eine lange Vorbereitung, denn alle diese Feiern fanden ausschließlich im eigenen Hause statt. Ausnahmen erlaubten die Hochzeitsfeier oder der Beerdigungskaffee (Leichenschmaus), der wegen der teils großen Teilnehmerzahl auch in den Dorfsaal verlegt werden konnte. Bäuerliche Hochzeiten umfassten früher nicht selten bis zu 200 Personen. Im Mittelpunkt standen bei solchen Anlässen immer der Gemeinschaftssinn, der Austausch unter den Anwesenden und die innige Teilnahme aller an dem Ereignis. Besonders groß war die Betroffenheit beim Tod eines Mitmenschen, dessen Ableben alle Familienmitglieder und Nachbarn zum dreimaligen Rosenkranzgebet in der Kirche vereinte. Im Sterbehaus gab es nächtliche Totenwachen und eine Vielzahl religiöser Sitten und Handlungen. So wurde z.B. dem Verstorbenen ein Palmsträußchen oder ein gesegnetes Kraut in den Sarg gelegt. Bei Tauffeiern, Erstkommunion oder Namenstagen stand die auffällig schöne Kleidung der Hauptperson im Mittelpunkt, aber auch die üppige Speisefolge. Lieder, Kartenspiel der Männer und Erzählstücke ergänzten und bereicherten solche Tage der Freude.
Zum dörflichen Leben gehörten auch immer kleine oder größere „öffentliche Feste“, deren Träger und Veranstalter meist aus Gruppen und Burschenschaften hervorgingen. Handwerkervereine, sporttreibende und musizierende Gruppen oder kirchliche Organisationen luden zu Wettkämpfen, Musikfesten und Kameradschaftstreffen ein. Die Feuerwehren veranstalteten öffentliche Übungen, Turngruppen luden zu Vorführungen und der Musikverein zum Konzert auf der Wiese oder auf dem Dorfplatz. Später gesellten sich zu solchen öffentlichen Feiern die Schul-, Pfarr- und Heimatfeste. Auch Jahrgangstreffen gehören in diese Kategorie. Zu den Bräuchen anlässlich von Klassentreffen gehört immer der Besuch der ehemaligen Schule, der Kirche und des Friedhofs sowie ein festlicher Rahmen am Abend.

Musterungen waren früher für die männliche Jugend ein Anlass, einmal kräftig auf die Pauke zu hauen. Voller Stolz präsentierte man sich im Dorf in chicer Aufmachung, später in Uniform, und hielt Einzug dann in die Dorfgaststätten. Lieder, Witze und reichlich Gutes für den Magen – eine Musterung war für jeden jungen Mann ein besonderes Erlebnis, das auch stets im Bild festgehalten wurde.

Derzeit ist die Lage auf dem Land so, dass die Vielzahl und Buntheit der öffentlichen Festangebote kaum noch überschaubar ist. Beach-Party und Maisfest, Felsenfest und Scheunenfeier, Bierfassrollen, Traktorziehen, Strohballentreiben oder Inselfest, Mallorca-Party, Wiesen-, Wald-, Hecken- und Heustallfest – nichts fehlt im Angebot. Nicht zu bezweifeln ist allerdings, dass mancherorts aus gutem alten Brauch auch Unsitte und Missbrauch geworden ist, nicht selten mit Folgen für Leib und Leben oder Sachbeschädigungen.

Manchmal sind dörflich-ländliche Feste und Feiern auch „Thementage“, die sich einer besonderen Sache verschrieben haben. Die Präsentation alter Handwerke gehört in diese Kategorie ebenso wie das Treffen der Traktorfreunde oder der Pferdemarkt. Mit großem Interesse verfolgen oft riesige Zuschauermengen solche Darbietungen bei Großveranstaltungen. Alte Schmiedekunst, den „Künstler mit den Ruten“, den Korbflechter, den Bienenfachmann oder die Kunstfertigkeit eines Steinmetz – nie war das Interesse an solchen Darbietungen größer. Handwerkermärkte, mittelalterliche Vorführungen, gar Römer- und Keltenfeste erleben einen Boom, wie man ihn vor 30 Jahren nicht vorausgesagt hätte. Bäuerlichen Vorführungen und Bauernmärkten mit Erzeugnissen aus der Region ergeht es ähnlich: Traktorentreffen sind heute in der Eifel Großveranstaltungen mit Besucherzahlen wie beim Pokalspiel im Moselstadion in Trier. Der Flair, die Geräusche der Bulldogs und der Benzingeruch locken die Massen, ebenso die regionaltypischen Angebote beim Markt oder die Vorführungen von Pferderassen und Präsentationen beim Pferdemarkt. Darüber hinaus gibt es in der gesamten Eifel eine Vielzahl unterschiedlicher Bräuche bei Kleinmärkten, Trödel- und Antikmärkten. Auch Basare gewinnen zunehmend an Bedeutung – ihre Strahlkraft liegt im karitativen Bereich. Die Erlöse fließen zumeist in Spendentöpfe.

Selten geworden sind heutzutage in der Eifel Feierlichkeiten mit besonders stark ausgeprägten Brauchhandlungen wie eine Primiz, ein Bischofsbesuch oder eine Priestereinführung. Solche Hochfeste in einem Dorf ließen in früheren Zeiten die gesamte Bevölkerung zusammenströmen, man errichtete in aufwendiger Arbeit einen Triumphbogen, schmückte die Häuser mit Fahnen und Blumen und ließ alle Vereine aufmarschieren. Das gesamte Dorf nahm an den kirchlichen und weltlichen Feiern dieses Tages teil.
Ein schöner alter Brauch hat sich vielerorts in der Eifel erhalten: das Reinigen und Schmücken von Wegekreuzen. Die stummen steinernen Zeugen aus Schiefer und Sandstein sind durch Kommunen und Denkmalpfleger wieder neu ins Bewusstsein gerückt worden und damit auch das öffentliche Interesse. Schön, wenn sich Schulkinder oder Messdiener um diese ehrenwerten Denkmäler kümmern und Anlieger damit mithelfen, sie zu erhalten.

Der gute alte Sonntagsspaziergang hat längst nicht ausgedient – im Gegenteil: Die Begegnung mit der Natur ist den Menschen wichtiger denn je. War früher einzig der Sonntag auserkoren für den Familienspaziergang, so sind es nunmehr alle Wochentage, die nach Feierabend die Leute ins Freie locken. Ob per pedes, mit Rad, Laufstock oder Inliner – man bewegt sich. Zu den neuen Bräuchen gehört oft ein zünftiger Grillabend in Garten oder Garage, Anlässe für Kommunikation und Geselligkeit. Auch organisierte Wanderungen, Wallfahrten, Kutschausfahrten und nostalgische Zugfahrten erleben derzeit einen ungeahnten Aufschwung. Eifelquerbahn, Fußwallfahrt nach Trier oder Echternach, Planwagentouren und Erlebniswanderungen auf dem neuen Eifelsteig – die Angebotspalette ist riesig. Nie zuvor waren Veranstaltungskalender so dick wie heute!

Theater und Zirkusveranstaltungen haben es heute auf dem Lande schwer. In Zeiten von Fernsehen, Handy, Kino und Heimcomputer ist für Laienschauspieler und kleine Familienzirkusse kaum noch Platz. Früher markierten Theaterdarbietungen in der Dorfschule, Chorkonzerte und das Erscheinen eines Wanderzirkus Höhepunkte im kulturellen Kalender eines Ortes. Es wurde Monate lang geprobt, geübt und gesungen, die Bühne selbst gefertigt, das Bühnenbild gemalt und die Kostüme genäht. Große Partituren und Drehbücher gab es kaum – nicht selten wurden Themen und Handlungen eines Theaterspiels selbst erfunden oder der Lehrer schrieb ein Stück mit viel Lokalkolorit. Der Erfolg auf der kleinen Dorfbühne war garantiert.

Zu den schönen „Auszeiten“, die man sich früher mal gönnte, gehörte das Angeln, das Karten- und Kegelspiel. Eine idyllische „Flusspartie“ zeigt so manches alte Bild, auch das gesellige Miteinander am Kartentisch in der Dorfkneipe war den wenigen Fotografen, die es gab, ein Motiv wert. Besonders schön hielt die Heisdorferin Nora Pfefferkorn eine solche Szene fest: Eifeler Bauern in ihrer Sonntagstracht mit Mütze, Kittel und Halstuch. Für die sonntägliche Kegelpartie (mit drei Kegeln) reichte oftmals eine Sandbahn im Freien, später wurde sie durch eine Holzbahn ersetzt, ehe die modernere Kegelbahn in den Dorfsaal verlegt wurde.

Örtliche Umzüge waren und sind volksbeliebt. Anlässe hierfür gibt es in ausreichender Anzahl, örtlich und zeitlich sind sie dennoch unterschiedlich ausgeprägt, auch finden sie zum Teil nur sporadisch statt. Ein Umzug ist nie Selbstzweck, sondern ein Mittel der Darstellung, um eine Sache, eine Geschichte oder Personen zu präsentieren. Typisch für die Eifel sind die kleinen bis mittelgroßen Fastnachtszüge, die sich auf mehrere Tage verteilen können und dabei viel Lokalkolorit aufzeigen. Ob Fußgruppen, Motivwagen oder „Einzelkämpfer“ auf dem Fahrrad – die örtlichen Präsentationen sind oftmals eine sehenswerte und bunte Show froh-feiernder Menschen, besonders auch der Kinder.
Einen anderen Charakter haben Festumzüge anlässlich von Vereinsjubiläen oder Musikfesten. Hier präsentieren sich die Brauchträger selbst – in Uniform, mit Geräten oder Instrumenten und Fahnenbegleitung.

Groß in Mode gekommen sind – nach vielen Jahren des „Schlummers“ – wieder Ernteumzüge. Schon früher hatten solche Dank- und Ernteumzüge Konjunktur: Meist war es ein geschmückter Leiterwagen, der von Pferden durch das Dorf gezogen wurde. Besetzt war er mit Jungvolk, das dem Publikum zuwinkte. Erntegaben, Bier und Früchte lagen zum Verzehr bereit. Heute präsentieren sich bei freilich größeren Zügen (wie z.B. in Rockeskyll) Heimat-, Verkehrs- und Verschönerungsvereine auf vielfältige Art und Weise. Bäuerliches Gerät wie Rechen und Haferkorb, ländliches und häusliches Schaffen wie Buttern, Spinnen, Waschen und Einkochen von Obst werden auf den bunten Wagen vorgeführt. Hinzu kommt die Demonstration und das Angebot von eifeltypischen Erzeugnissen wie Viez, Schnaps, Schinken, Brot oder Käse, aber auch Stein- und Drahtwaren, Holzprodukte und Bildende Kunst. Die Eifel als Erzeugerland – wie und wo könnte man besser für sich werben? Umzüge bieten zudem die seltene Gelegenheit, mit Gästen und Einheimischen zu kommunizieren, Identität zu stiften und gesellig zu feiern. Ein schöner Brauch!

Mit freundlicher Unterstützung von Joachim Schröder
Titel: Unregelmäßig gepflegtes Brauchtum im Lebenslauf  —  Eifeler Bräuche in Bildern
Autor: Joachim Schröder
Copyright: © by Joachim Schröder
gepostet von Joachim Schröder am:
Date: 01.10.2009 10:39
Internet: www.joachim-schroeder.com


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(April 2010)