Frühlingsbräuche


Frühlingsbräuche -
Weitere Bräuche sind
Das Maibaumstellen, Fasching, Fasnet, Karneval, Saataufwecken, Funkenküchlein, Funkenkranz, Eierläset, Böögg, Chalandamarz (Schellenumzug), Auffahrts-Umritt in Beromünster, Sechseläuten im April in Zürich, Grasausläuten im Karwendel, Die Maibutter im Karwendelgebirge bei Schwaz, Süntevogeljagen

Vorfrühlingsfeste
Wenn die Sonne höher steigt und die Tage länger werden, dann erwacht im Volksgemüte die erste Hoffnung auf den kommenden Frühling. Diese Hoffnung wird gestärkt und genährt durch die Wahrnehmung, dass um das letzte Drittel des Januars die ersten Anfänge neuen Lebens in der Natur sich regen.

20. Januar - Sebastian, Fabian

"Fabian Sebastian läßt den Saft in die Bäume gahn", so lautet am 20. Januar die Losung.

25. Januar - Pauli Bekehrung

Einer der Hauptwettertage als der erste Tag der Hoffnung auf den kommenden Lenz ist seit alter Zeit der 25. Januar, im Kalender "Pauli Bekehrung" genannt. Vielleicht wurde an ihm in alter Zeit ein Volksfest zu Ehren einer Frühlingsgottheit gefeiert, denn in Ost- und Westpreußen gilt er noch heute 1) hier und dort als heilig und jegliche Haus- und Feldarbeit ist verpönt. Die erwachte Hoffnung auf wärmere Zeit drückt in vielen Gegenden Deutschlands der Volksspruch aus: "Pauli Bekehr kommt der Storch wieder her". Die Gänse beginnen sich zu paaren: "Pauli bekehr , Gans gib dein Ei her". Mit Pauli Bekehrung wächst die Pflanze fest im Erdreich, die Saat beginnt sich zu bestocken. Die Wurzeln empfangen reichlich Nahrung aus dem Erdboden, weshalb es im Vinschgauer Volksmund heißt: "Pauli Bekehr kehrt sich das Würzelchen um mit der Erd". Der Winter hat seine Hauptkraft verloren und tritt seinen Rückzug an. Die Mitte ist erreicht, wie der Tiroler meint: "Pauli Bekehr, der halbe Winter hin, der halbe Winter her". Auch als Wetterlostag ist der 25. Januar bekannt. So sagt man in Mecklenburg:

Pauli-Tag, hell und klar,
Bedeutet ein gutes Jahr,
Bringt er Wind,
Regnets geschwind.

oder

Ist zu Pauli Bekehr das Wetter schön,
Wird man in ein gutes Frühjahr sehn;
Ists schlecht, dann kommt es spät
Als fauler Knecht.

2. Februar - Mariä Lichtmess, Mariä Reinigung

Alle Informationen zu diesem Tage und dem Fest gibt es hier auf den Brauchtumsseiten unter

  1. Home / Maria Lichtmess
  2. Regionale Bräuche und Sprüche zum Lichtmeßtag
  3. Brauchtum in früherer Zeit, von Richard Stadler
  4. Ott`s Heiligen Legende von 1863 zum Lichtmeßtag
  5. Lukasevangelium zu Mariä Lichtmess
  6. Bauernregel zu Mariä Lichtmess
  7. Kerzenfest
  8. Imbolc, Oimelc, Brigid
  9. Gedichte
  10. Rezepte

22. Februar - Peterstag, Petri Stuhlfeier

Als erster Frühlingstag wurde ehemals gewiss auch der Peterstag am 22. Februar begangen. Er wird im Kalender "Petri Stuhlfeier" genannt, weil die Kirche im Jahr 567 für diesen Tag das Gedächtnis der Erhebung des Apostel Petrus auf den Bischofsstuhl festsetzte. Dass in dieser Zeit im Altertum Feste gefeiert wurden, geht daraus hervor, dass ehedem die Schiffer am Peterstage mit den Frauen um große Feuer tanzten, wobei jeder Tänzer einen brennenden Strohwisch schwang. Dann verließen die Schiffer das Land und begaben sich wieder zur See. Seit alter Zeit galt Petro Stuhlfeier als Anfang des Frühlings:
Der Storch kommt am "Storchentage", wie man ihn im Schwarzwalde nennt, wieder, die Schneeglöckchen blühen im Gebüsch, am Weidenbaum treiben die Kätzchen aus und die Tiere erwachen aus ihrem Winterschlafe.
Westfalen
In Westfalen klopft man am Petertage mit einem Hammer an die Eckposten der Häuser und Ställe und spricht:

Herus! Herus! Herus!
Schlangen aus Stall und Hus.
Schlangen und Viehmöllen (Molche)
Hie nit herbergen söllen.
Sankt Peter und die liebe Fru
Verbiet uch Hus und Hof und Stall
Viehmöll und Schlang herus,
Über Land und Sand,
Über Laub und Gras,
Durch Hecken und Sträuch
In die diesen Kuhlen,
Da söllt ihr verfulen.

Süntevogeljagen
In der Grafschaft Mark klopft man auch an die Haustüren an, was man das "Süntevogeljagen" nennt. Man gibt als Zweck an, das Ungeziefer, die Ratten und Mäuse vertreiben zu wollen. Wer es unterlässt, dem wird das Vieh erkranken. Bei diesem Klopfen wird gesprochen:

Rut, rut Süntenvuegel!
Sunte (St.) Peter, dei is kummen,
Sünte Tigges (St. Matthias am 24. Februar) kümmt nah,
Hai verbütt die Haus und Hof,
Land und Sund,
Lohf und Gras usw.

In einem alten Bericht von Zauberei und Zaubereien (Frankfurt am Main 1629) heißt es:
"Im Stift von Münster in Westfalen haben die Bauern die Gewohnheit, dass auf St Peters Stuhlfeier Tag, den 22. Februar, ein Freund dem anderen früh vor der Sonnenaufgang für sein Haus lauft, schlägt mit einer Axt an die Tür zu jedem Wort, das er redet und ruft in seiner Sprach also: Herut, herut, Sullevogel usw. Auf hochdeutsch also

Heraus, heraus, du Schwellenvogel,
St. Peters Stuhlfeier ist kommen,
Verbeut dir Haus Hof und Stall,
Heuschoppeu, Scheuer und andres all,
Bis auf diesen Tag übers Jahr,
Dass hier kein Schade wiederfahr.

Unter dem Schwellenvogel verstehen sie Krotten (Kröten), Ottern, Schlangen und andere böse Gewürme, das sich unter Schwellen gern aufhält, auch alles was dahin giftiges möchte vergraben sein und werden. Wenn dies geschieht, sind sie vor Schaden frei und wer`s tut, wird begabt.

Unter Süntevogel, Sullevogel, Schwellenvogel sind vielleicht Schmetterlinge zu verstehen, die öfters als Verkörperung dämonischer Geister im Volksglauben erscheinen. Man will also winterliche Dämonen, die sich unter der Hausschwelle und in den Türpfosten eingenistet haben, mit dem Hammer - Vielleicht ein Anklang an Donars Hammer - vertreiben, da der Frühling im Anzuge ist. Neben der Vertreibung der Dämonen spielt im Volksbrauche das Wecken des Frühlings eine Rolle.
Im Vintschgau
Im Vintschgau ist am 22. Februar das "Langaswecken" d.i. das Lenzeswecken, üblich. Knaben laufen durch das Dorf und schreien laut: "Peter Langas"! Oder sie schleichen sich in die Häuser bis vor die Stubentür und läuten plötzlich mit aller Gewalt ihrer Kuhschellen, welche sie umgehängt haben. Nach diesem Tage werden die ersten Frühlingsarbeiten aufgenommen.
Kemberg im Kreise Wittenberg
Solch eine Art Lenzeswecken oder Lenzessuchen scheint auch in dem Brauche zu liegen, welcher in der Gegend von Kemberg im Kreise Wittenberg im Schwange ist. Am 22. Februar wird "gepetert". In früher Morgenstunde ziehen die Kinder von Haus zu Haus, klopfen an die Türen und rufen, wenn geöffnet wird: "Ist denn der Peter noch nicht dagewest"? Zum Geschenk erhalten die Kleinen Geld oder Brezeln, welche sie an einen Faden reihen und um den Hals hängen.
Der Peterstag als Lostag
Der Peterstag ist auch ein Lostag für das Wetter. Wie an diesem Tage das Wetter ist, so bleibt es noch 40 Tage: "Petri Stuhlfier kalt wird 40 Tage alt". Die Bekehrer der Deutschen übertrugen die Funktionen des frühlingbringenden Donar auf den Apostel Petrus, der das Wetter macht, und mit dem Suchen des Peter mag nichts anderes gemeint sein, als das Suchen und sehnliche Erwarten des milden Lenzes.

Thüringen am Peterstage
In Thüringen wird am Peterstage "genistelt". Im südlichen Thüringen versteht man unter Nisteln Beschenken. Die Schulkinder nisteln dem Lehrer, indem sie ihm Geschenke aller Art überreichen. Am Nachmittag werden sie dann vom Lehrer mit Kaffee und Kuchen bewirtet. Im nördlichen Thüringen ist das Nisteln zum Hänseln herab gesunken. Man geht früh morgens vor die Haustür, klopft an und streut, wenn geöffnet wird, Asche, Eierschalen und Sägespäne in den Hausflur. Im Solling wirft man den Bieutz, einen mit Wasser und Asche gefüllten Topf, in das Haus. Gern raubt man auch der Nachbarin den Topf vom Feuer und freut sich, wenn die Besitzerin überall nach dem Nisteldieb Umfrage hält.

Auch der Gebrauch, zu orakeln, findet sich am Peterstage. Westfälische Mädchen gehen an einem Quell, zünden ringsumher Lichtchen an und werfen zweierlei Kränze, von Efeu und von Stroh, in das Wasser. Dann umtanzen sie bei Fackelschein und Jubel den Quell und gehen zuletzt rücklings hinzu und ergreifen den Kranz. Fassen sie einen grünen Kranz, so bedeutet dies Glück, fassen sie einen Strohkranz, so bedeutet es Unglück.

24. Februar - Matthiastag

Auch der bereits erwähnte, dem Peterstage naheliegende Matthiastag (24. Februar, den das Volk als letzten Tag von Frost und Eis ansieht:

Matthais,
Geht kein Fuchs mehr übers Eis

gilt als Orakeltag. Die Orakelbräuche entsprechen denen am Andreas- und Silvestertage. Im Solling nehmen die jungen Mädchen zwei Talglichte in eine Hand und stellen sich rückwärts vor den Spiegel. Dann zeigt sich das Gesicht des Zukünftigen. Andere räumen die Stube auf, kehren die vier Ecken aus und rufen dabei:

Vier Ecken, eck sege joik:
Wer mien Schatz will sien,
Kome und helpe meck.

Bekannt ist auch im Solling das "Eisleinsäen" am Matthiastage. Schon im Sommer ist das Mädchen darauf bedacht gewesen, und hat in der Flachsrupfezeit von den Flachsrotten das sogenannte Eislein abgeschöpft, welches aus den an einzelnen Spieren noch hängen gebliebenen Knoten auf das Rottenwasser gekommen ist. In der Matthiasnacht nun zieht das Mädchen vor seinem Bette einen Kreis, sät das Eislein hinein und spricht dazu:

Eislein, eck säge deck, In mienen isleinschen Garen; Wer mienen Schatz will sehen, Komme met Bielen und Barten und bediene meck mienen isleinischen Garen.

Nach dem letzten Worte muss die bräutliche Beschwörerin sich schleunigst ins Bett hinein schwingen, sonst werden ihr die Fersen abgehackt und das hat bekanntlich sehr üble Folgen. Ohne Verzug erscheint der Beschworene mit Hacke, Beil und Barte und macht einen Zaun um den als Garten gedachten Kreis.

Wie wir schon bei den Herbstfeiern beobachten konnten, dass sich die Überreste altgermanischer Bräuche im Laufe der Zeit mit einem christlichen Feste oder Heiligentage verbanden, so tritt auch bei der Feier der Vorfrühlingsfeste die Wahrnehmung auf, dass sich die Erwartung auf den kommenden Lenz, die Vorbereitungen auf die Frühjahrsarbeit und der Abschluss der winterlichen Zeit in Volksbräuchen, welche auf den, am Dienstag nach Estomihi fallenden Fastnachtstag verlegt wurden, ihren Ausdruck finden. Das Wort Fastnacht hat ursprünglich mit "fasten" nichts zu tun, sondern heißt im Mittelhochdeutschen vasenaht und wird abgeleitet von vasen oder fasen, d. h. sich närrisch benehmen. Zu den altgermanischen Frühlingssitten kamen späterhin christliche Anschauungen, Volksaberglaube und Anklänge an italienische Karnevalsfeierlichkeiten.
Mehr über die Entstehung des Brauchs Fasnacht gibt es unter der Rubrik Fastnacht

1) Textauszug aus dem Buch "Die deutschen Feste in Sitte und Brauch" von 1911

Quelle:
aus dem Buch: Die deutschen Feste in Sitte und Brauch von Rudolf Reichhardt, Pfarrer; 2. Auflage von 1911


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