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Die deutschen Sitten und Bräuche zum Lichtmesstag
gesammelt und niedergeschrieben vom Pfarrer Rudolf Reichhardt 1911

Die deutschen Sitten und Bräuche zum Lichtmesstag - gesammelt und niedergeschrieben vom Pfarrer Rudolf Reichhardt 1911

Vorfrühlingsfeste ⇒ Lichtmesstag
Als die Hälfte des Winters gilt aber allgemein in Deutschland der Lichtmesstag am 2. Februar. Nach der alten Volksregel ist "Lichtmessen der Winter halb gemessen" oder "der Winter bald vergessen", und nach russischem Sprichwort "begegnen sich am Lichtmesstage Winter und Sommer". Am Lichtmeßtage muss die Lerche ihren ersten Triller erschallen lassen, "und wenn ihr die Zunge im Schnabel erfriert". Die erwünschte Länge des Tageslichtes macht sich bereits so bemerkbar, dass das Abendessen bei Tage eingenommen werden kann, denn: "Lichtmessen können die Herren bei Tage essen". In der Umgebung von Kemberg im damaligen Kursachsen trinkt man am Lichtmeßtage zum ersten Male Wein von der Ernte des letzten Herbstes und gedenkt frohbewegt des kommenden Frühlings. Als Grenztag zwischen Winter und Frühling ist der Lichtmeßtag zugleich ein Wetterlostag. Es wird nicht gern gesehen, wenn die Sonne scheint; einem trüben Himmel sehen die Landleute lieber. Die volkstümliche Wetterregel lautet:

Lichtmessen dunkel,
Wird der Schäfer ein Junker
Und der Bauer ein Edelmann

Am Lichtmeßtage muss es schneien und stürmen, wenn es ein gutes Jahr werden soll. Das drückt auch folgender Vers aus:

Sonnt sich der Dachs in der Lichtmeßwoche
Geht auf vier Wochen er wieder zu Loche.

Ähnliche Wetterrgeln finden wir auch in Frankreich und England. Das englische Sprichwort lautet übersetzt:

Wenn am Lichtmeßtag ist hell und klar,
Gibt es zwei Winter in diesem Jahr.

Der Lichtmeßtag, welcher im Kalender den Namen "Mariä Reinigung" führt, wurde zuerst im fünften Jahrhundert gefeiert, wo die Kirche die um diese Jahreszeit gehaltenen Luperkalien verdrängen wollte. Im altrömischen Jahre war der Februar der letzte Monat des Jahres, man nannte ihn den Sühnemonat oder Februarius (februare=sühnen, reinigen). Februus war ein etrurischer Gott der abgeschiedenen Seelen oder der Unterwelt und ihm war das jährliche Reinigungsfest geweiht. Es wurde in den ersten zwölf Tagen des Februar gefeiert. Es war eine allgemeine religiöse Idee, dass alles Unreine und Befleckte den Göttern widerwärtig war und nur reines und makelloses sich ihnen nahen durfte.

Die Kirche verlegte nun auf den 2. Feiertag das Fest der Reinigung Mariä. Dass man die mannigfaltigen Reinigungen und Sühneopfer des Heidentums, die im Monat Februar statt fanden, mit diesem Reinigungsfeste in Verbindung setzte und diese biblische Benennung gern aufnahm, da sie sich an vorhandene Ausdrücke und Vorstellungen leicht anknüpfen ließ, kann weiter nicht befremden, besonders da die älteren Kirchenschriftsteller darauf hindeuteten.

Die Benennung des Festes Lichtmesse, Lichterweihe, Kerzenweihe scheint erst viel später aufgekommen zu sein, nachdem man die Lichterweihe und Prozession mit Wachskerzen eingeführt hatte. Zu Mariä Lichtmeß werden in den katholischen Gegenden Süddeutschlands nicht nur die Osterkerzen geweiht, welche zu Ostern angezündet werden, sondern auch die Wetterkerzen, welche man im Sommer angezündet um Hagel und Wolkenbruch abzuhalten. Jeder Hausvater kauft eine geweihte Kerze. Diese wird nur bei schweren Gewittern angezündet und ebenso am Sterbebette. Diese gesegnete Wachskerze wird dem Sterbenden vorgehalten oder in die Hand gegeben.

Die evangelische Kirche feiert den Lichtmeßtag nicht. Im Volksglauben spielt er noch eine gewisse Rolle. Er muss in früheren Zeiten ein Festtag der Spinnerinnen gewesen sein. Noch heute wird er vielfach mit dem Flachs und dem Spinnen in Verbindung gebracht. So sagt das Volk, dass es als ein günstiges Zeichen für das Gedeihen des Flachses zu erachten sei, wenn die Sonne am Lichtmeßtage und wenn auch nur auf kurze Zeit, auf den Altar der Kirche scheine. Hin und wieder trifft man auch die auch an anderen Festen sich vorfindende Vorstellung an, dass es verboten sei, am Lichtmeßabend zu spinnen.

Spergauer Lichtmeß
Dass der Lichtmeßtag mit der Naturreligion der alten Germanen und mit alten Festen, welche die Freude über den überwundenen Winter zum Gegenstande hatten, im Zusammenhang steht, geht aus dem Brauch des Anzündens von Feuern in der Schweiz und den lustigen Umzügen am Lichtmeßtag in manchen Gegenden Deutschlands hervor. Sehr bekannt und berühmt ist die Lichtmeßfeier in dem Dorfe Spergau bei Merseburg. Die Festfeiernden sind die männliche Jugend des Dorfes, Knechte, Kossäten- und Bauernsöhne. Am Morgen des Tages bildet sich der Zug. Ihnen voran reiten fünf bis sechs junge Burschen auf Pferden. Sie tragen Militärkleidung und militärische Kopfbedeckung. Die übrigen Teilnehmer des Zuges treten in allerlei bunten und abenteuerlichen Ausstattungen auf, zum Teil als Frauen verkleidet, oft mit Larven vor dem Gesicht. Im Zuge befinden sich aber auch Gestalten von besonderer Bedeutung. Da ist zunächst der Läufer. Er trägt einen weiten bunten Anzug, welcher mit vielen langen, farbigen Bändern und mit bunten Papier hergestellt und hat das Aussehen eines großen Dreimasters; vom Rücken hängt ein langes, weißes Tuch herunter, welches gleichfalls mit bunten Papierstückchen besetzt ist. Ihm folgt der Registrator. Er ist ein Mann im langen, schwarzen Mantel, er hat eine hohe Halsbinde mit hochragenden Vatermördern, auf dem Kopfe einen schwarzen Dreimaster, unter dem Arm einen großen Folianten. Eine bedeutende Rolle im Zuge spielen auch die sogenannten Schwarzmacher. Es sind das zehn bis zwölf ganz bunt als Harlekins gekleidete Burschen, Jeder von Ihnen fährt eine hölzerne Pritsche und schlägt damit auf die Zuschauer los. Außerdem hat jeder ein Gefäß mit Ruß oder Wichse und sucht damit den Umstehenden, besonders den Mädchen und Frauen, das Gesicht zu färben. Die übrigen männlichen Teilnehmer des Zuges spielen die Rolle von Handelsleuten, Sängern und dergl. die als Frauen und Mädchen verkleideten jungen Burschen haben Körbe auf dem Rücken. Außer diesen ständigen Figuren des Zuges finden sich darin zuweilen auch andere. So schiebt z. B. ein junger Bursche eine Karre vor sich her, auf welcher ein anderer sitzt, der unaufhörlich schreit und johlt; einige junge Burschen ziehen als Esel verkleidet einen alten zweirädrigen Wagen, welcher ein Panorama darstellt; sieht man hinein, so ist nichts darin zu erkennen. Ein junger Bursche hat sich als Affe angezogen. Er trägt einen ganz eng anschließenden Anzug, der mit Leim bestrichen und dann mit Haaren von Hasen- oder Ziegenfellen bestreut ist. Außerdem sind noch Kamele und Giraffen im Zuge, welche die Burschen durch Überhängen von Leinwand bilden.

Der Umzug im Dorfe findet des Morgens um acht Uhr statt; er ist von Musik begleitet und hat den Gasthof zum Ziel, wo er eine Stunde rastet. Sobald der Aufzug vorüber ist, geht der Läufer in jedes Haus und kündigt an, dass so und so viel Mann Einquartierung kommen werden; er fügt die Bitte hinzu, man möge sie gut aufnehmen und verpflegen. Ihm auf dem Fuße folgt der Registrator. Er schlägt in jedem Hause sein Buch auf und kündigt in scherzhaften Redewendungen die Lieferungen an, welche die Einwohner der Einquartierung zu leisten haben, z. B. 30 Meter Milch, 25 Liter Brot, 2 Kilogramm Eier, 8 Kilogramm Bier und dergl. Nachdem der Zug im Gasthofe gerastet hat, setzt er sich wieder zu einem Besuche in die Häuser in Bewegung. Ist ein solches erreicht, so stellt sich die Musik vor der Tür auf, die Burschen betreten das Haus und treiben darin allerlei Kurzweil. Einige von Ihnen bieten sich als Bänkelfänger an, andere bieten Kurzwaren schlecht, aber teuer aus, noch andere Guckkästen bei sich, in dem ein einfaches Bild zu sehen ist, die Schwarzmacher spenden Esswaren, als Würste, Eier, Käse und dergl. Zwei von den jungen Burschen tragen eine Stange, auf welcher die Würste aufgereiht werden. Die Käse und Eier werden in den Körben geborgen, welche die als Mädchen verkleideten Burschen tragen. Wenn der Umgang vollendet ist, so treten nach einiger Zeit drei Offiziere gekleidete Burschen in die Häuser ein und erkundigen sich, ob sich ihre Leute gut betragen haben. Sodann bedanken sie sich für die gelieferte Verpflegung. Unterdessen bereiten die jungen Mädchen im Hause irgend eines Dorfbewohners das Essen, sie braten die Würste und kochen Schokolade von unglaublicher Stärke, weil alle erschnurrten Eier hinein gequirlt werden. Ein Tanz beschließt den Tag.

Quelle:
aus dem Buch: Die deutschen Feste in Sitte und Brauch von Rudolf Reichhardt, Pfarrer; 2. Auflage von 1911


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