www.fleurop.de
  www.brauchtumsseiten.de   www.feiertagsseiten.de   www.weihnachtsseiten.de   www.osterseiten.de   www.muttertagsseiten.de   www.pfingstseiten.de
   Sie sind hier :  
Suchbegriff(e) eingeben:
Empfehlungen
Hotelbewertungen

Brauchtum im Jahresverlauf oder von A - Z
Januar
Februar
März
April
Mai
Juni
Juli
August
September
Oktober
November
Dezember
A B C
D E F
G H I
J K L
M N O
P Q R
S T U
V W X
Y Z
Neu  Veranstaltungskalender


468x60

Infos hinzufügen  |  Druck Version  |  PDF Version  |  Buchtips  |  Zurück
Translate this page into English Translate this page into English   |   Traduction française de cette page Pressure Version

Gottesapotheke Garten
Von Joachim Schröder, Pronsfeld

Gottesapotheke Garten

Nicht nur Essbares entstammte dem altehrwürdigen Bauerngarten
Der Nutzgarten früherer Zeit bot eine große Vielfalt. "Überall ist ein Kraut gewachsen", sagte dazu angemessen der Volksmund. Natürlich gab es auch "Unkräuter", doch auch diese fanden vielfach eine Nutzung in der häusliche Küche. Die Hausfrau nannte ihren Garten auch - bezeichnend! - Gottesapotheke. Etliche Gewächse galten gar als Heilmittel und Wunderkraut. Im Folgenden sollen exemplarisch ein paar Heilpflanzen dargestellt werden, die früher in jedem Garten ein Plätzchen hatten.

Die Kamille
Im Volksglauben der Eifeler Bevölkerung nimmt die Kamille einen überragenden Platz ein. Als "Mutterkraut" spendete sie vornehmich den Frauen ihre Heilkraft. So heißt es von ihr im Volksmund, dass "jedes Frauenzimmer vor einer am Wege stehenden Kamille einen Knix machen solle". Die Kamille soll in der Johannisnacht gepflückt werden, da so die volle Heilkraft erreicht werde. Legt man sie zu "kranken" Pflanzen, werden diese ebenso geheilt. Kamille war als heißes Getränk, Badezusatz oder Umschlag ein besonders wertvolles Heilmittel gegen Blähungen, Krämpfe und Koliken, darüber hinaus als Gurgelwasser und Wundheilmittel beliebt. Nach einem Kräuterbuch aus dem Jahre 1733 "stillet die Kamille das Stechen und benimmt das Keichen, öffnet die verstopfte Milz und vertreibet den Geschwulst des Magens". Da die Kamille den Eifelbewohnern geradezu "bis vor die Haustür" wuchs, entstand eine besonders "liebevolle Beziehung" zueinander. Dankbar verbeugte man sich vor der Pflanze, pflückte sie ehrfurchtsvoll und hängte sie an Türen und Ställen als Schutzmittel gegen Seuchen, Blitz und Unwetter auf. Natürlich fand die Pflanze auch den Weg in den beliebten "Krautwisch", was bis zum heutigen Tage fortdauert.

Das Johanniskraut
Auch das Johanniskraut nimmt in der "Herrgottsapotheke Garten" einen besonderen Platz ein. Geradezu auffallend ist der hohe Respekt, mit dem ältere Menschen dem "Kraut" begegnen. Wegen der blutroten Flecken an den Blättern klingen christliche Vorstellungen an in den Namen "Blutkraut", "Herrgottswundkraut", "Johannisblut", während die Bezeichnungen "Donnerkraut" und "Hexenkraut" auf heidnische Ursprünge verweisen.Das Johanniskraut galt als wirksames Schutzmittel gegen Blitz und Feuersgefahr. In der nördlichen Eifel wurden auch Kronen und Kränze geflochten und als "Blitzableiter" auf die Dächer der Häuser, Ställe und Scheuen geworfen. Kranken Kindern wurde das Kraut in die Betten gelegt oder dem Vieh unter das Futter beigemischt. Mädchen pflückten das Johanniskraut in der Nacht, um auf ihren Freier zu schließen. Bedeutende Heilwirkungen sind der Pflanze zuzuschreiben bei allen Verletzungen, besonders Schürfwunden, Rissen und Narben der Haut. Auch gegen Kopfläuse und Würmer fand es Verwendung.

Der Holunderstrauch
Mit dem Holunderbusch assoziierten die Menschen Naturfreude, Wohlbefinden und Optimismus. Der Strauch galt als schützender Lebensbaum, später als "Baum des Hauses" und "Strauch des Segens". Vor ihm verbeugten sich die Menschen und sprachen ein Gebet. Als Spender von Heilmitteln gegen Krankheiten vieler Art war der Holunder volksbeliebt. Frucht, Holz, Mark, Blüte, Saft, Rinde und Wurzel standen hoch im Kurs. Alles nutzte man für Tees gegen Fieber, Gischt, Zahnweh, Husten und Heiserkeit. Der Wurzeltee galt als Mittel gegen Wasser- und Fettsucht, Tee aus der Rinde gegen Herzbeschwerden und Nierenleiden, geschabte Rinde als Brechmittel bei Vergiftungen. Holunderblüten wurden auch ins Brot gebacken zu so genannten "Hollerkücheln", deren Verzehr gegen Krankheit im kommenden Jahr bewahren solle. Auch "Frau Holle" hat von diesem beliebten Strauch ihren Namen erhalten - sie steht für Gesundheit und Fruchtbarkeit. Verstorbenen wurde ein Kreuz aus Holunderholz in den Sarg gelegt, der Holunderstab war die Maßeinheit für die Größe des Sarges und ein Zweig die "Peitsche" des Totenkutschers.

Der Haselbusch
In der Eifel galt der Haselbusch als besondere Kulturpflanze am Gartenrand. Sehr beliebt waren in Küche und Backes die ölhaltigen Nüsse. Die Rute galt als Zuchtmittel und Wünschelgegenstand, die so genannte "Lebensrute" sollte ungesunde Strahlungen beseitigen und fruchtspendende Kräfte entfalten. Auch war der Hasel als religiöses Abwehrmittel gegen Hagelschlag bekannt: Ruten wurden beim Neubau ins Gebälk gesteckt, Haselzweige in die Ställe gehangen, Wanderstäbe gefertigt und mit einem Kreuz versehen. Hasel wurde vornehmlich als "Gewitterschutz" in Obstgärten (Bungerte) gepflanzt, gebündelte Haselzweige stellte man ans Fenster oder ans Bett, um Gewitter abzuwenden.

Der Wacholder
Am Gartenrand des alten Bauerngartens befand sich meistens auch der Wacholder, wenn er auch schwierig anzusiedeln war. Aber den Eifelern galt er immer als mystisch und geheimnisvoll. Der "Charakterbusch" fand vielfache Verwendung - so etwa beim Räuchern des Fleisches oder der Wurstwaren. Auch als "Dekor" bei der Weihnachtskrippe war er unentbehrlich. Den Strauch hielt man für einen wahren Wunderdoktor. Die Beeren wurden für das Sauerkraut und für den Schnaps verwendet, der die Verdauung anregte. Getrocknetes Reisig wurde in Krankenzimmer aufgestellt, um schädliche Keime zu bekämpfen. Als "Räuchermaterial" diente der Wacholder zudem dazu, böse Dämonen abzuwehren - mit Gebeten und rauchenden Wacholderzweigen wurden Wohnung, Stall und Scheune "ausgeräuchert", dem Vieh gab man Wacholder als Heilmittel ins Futter.

Der Weißdorn
Größe Bestände von Weißdorn schmückten den alten Bauerngarten, zumeist als Hecke am Westrand. Besonders im Mai war ihr Duft betörend - mitten in der Blütezeit. Der Weiß- oder Hagedorn war optisch wie medizinisch eine große Bereicherung. Unbestritten und längst nachweisbar ist in der Volksmedizin die wohltuende Wirkung für das geschwächte Herz. So hilft der Weißdorn bei unregelmäßiger Herzschlagfolge. Blüten sind ebenso für Tees geeignet wie Rinde, Blätter und Beeren. Aus den Gärten ist der Dorn vielfach verschwunden, dafür zieren seine Büsche ganze Hänge, Wegeböschungen, Dämme und lichte Wälder bis auf den heutigen Tag - zusammen mit der volksbeliebten Schlehe.

Der Salbei
"Wer ewig leben will, der esse Salbei im Mai". Ein medizinischer Merkvers wie der folgende: "Wuechse ein kräutlein for den todt, es wer fürwar die salb ohne spot". Von Benediktinermönchen wurde der Salbei in die heimischen Gärten gebracht. Als Gurgel- und Spülmittel für Mund, Rachen und Hals war der Salbei höchst angesehen. Jeder wusste, dass man mit Salbei als Tee-Aufguss grippalen Infekten vorbeugen und Entzündungen vorbeugen konnte. Die Blätter gelten zudem als verdauungsfördernd und kreislaufstärkend. "Wer einen Salbeistock, einen Enzian und eine Wermut im Garten hat, hat gleich eine ganze Apotheke zusammen", urteilte Sebastian Kneipp. Gerade die raue Eifel erfreute sich dieses Heil- und Wundermittels Salbei.

Der Hauswurz
Der Hauswurz gehörte neben Brennnessel und Königskerze, die ebenso den Bauerngarten in der Mitte schmückte, zu den so genannten "Gewitterblumen". Dach- und Donnerwurz hieß die schmucklose Pflanze auch und diente als Abwehrmittel gegen Gewitter und Brandschlag. Neben "Wetterkerze", "Wetterläuten" und dem volksbeliebten "Krautwisch" wurde dem Hauswurz eine blitzabweisende Funktion zugeschrieben.

In den Eifeler Volksgarten gehörten zudem weitere Blumen, Kräuter und Sträucher, die heute in die Landschaft abgewandert sind. Dazu gehören Veilchen, Schlüsselblumen, Besenginster, Wegwarte, Schafgarbe, Fingerhut, Kornblume, Kornrade. Besonders die Wegwarte galt als "edel Kraut". Selbst Löwenzahn war im Garten willkommen - Salat und Tee bildeten eine Grundlage für die Küche , besonders im Frühjahr.

Mit freundlicher Unterstützung von Joachim Schröder
Titel: Eifeler Bauerngarten
Untertitel: Gottesapotheke Garten
Autor: Joachim Schröder
Copyright: © by Joachim Schröder
gepostet von Joachim Schröder am:
Date: 15.06.2009 08:16
Internet: www.joachim-schroeder.com


Alle Beiträge von Joachim Schröder

Achtung: Neu
Veranstaltungskalender für Brauchtum und Tradition
Terminvorschau

Leben und Arbeiten in der Vulkan- und Westeifel

Eifeler Bauern- und Hauskalender

Brauchtum in der Westeifel
(April 2010)



   Postfach   Impressum   Haftungsausschluss   Disclaimer
Die Brauchtumsseiten    (http://www.brauchtumsseiten.de)
Copyright © by Josef Dirschl, www.brauchtumsseiten.de    -    info@brauchtumsseiten.de
ALLE RECHTE VORBEHALTEN / ALL RIGHTS RESERVED
Suchmaschinenoptimierung mit Ranking-Hits

Haftungshinweis:
Hiermit distanziere ich mich ausdrücklich von allen Inhalten aller gelinkten Seiten auf meiner Homepage und mache mir diese Inhalte nicht zu eigen. Diese Erklärung gilt für alle auf dieser Website angebrachten Links. Für den Inhalt der verlinkten Seiten sind ausschließlich deren Betreiber verantwortlich.