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Der Alltag der Bäuerin in der Eifel
Von Joachim Schröder, Pronsfeld

Der Alltag der Bäuerin

Arbeit ist des Bürgers Zierde,
Segen ist der Mühe Preis:
Ehrt den König, seine Würde
Ehret uns der Hände Fleiß.
(Schiller)

Häusliche und landwirtschaftliche Arbeiten prägten das Leben der Eifeler Landfrauen durch die Jahrhunderte hindurch. Sechs von zehn Familien lebten bis in das 20. Jahrhundert hinein von der Landwirtschaft, erst in den beiden letzten Jahrzehnten ging dieser Anteil als Folge der neuen Struktur- und Wirtschaftspolitik zurück. Während es im 19. Jahrhundert vorherrschend kleinbäuerliche Familien mit geringem Landbesitz waren, die sich selbst versorgten, sind es heute andere Betriebsstrukturen mit Industriecharakter.
Frauen waren als Bäuerinnen, Mägde oder Tagelöhnerinnen tätig, versahen wichtige Arbeiten in Haus, Hof und Stall, waren Mütter mit all den dazugehörigen Aufgaben und hatten dennoch nur eine schwache soziale und rechtliche Stellung.
Der wichtigste Arbeitsplatz der Frau war das Haus, wo Kochen und Waschen, Buttern und Brotbacken, Einmachen und Kindererziehen zu ihren festen Pflichten gehörten. Hinzu kamen, zumal wintertags, das Spinnen, Weben, Stricken und Nähen, die tägliche Aufräumarbeit in Küche, Spint, Futter- und Waschküche.
Daneben lag auch die Bewirtschaftung des großen Bauerngartens in ihrer Obhut: Das reichte vom Umgraben, Säen und Jäten bis hin zur Ernte des Gemüses, der Beeren, der Kräuter und Heilpflanzen, der Pflege und Unterhaltung des Gartens. Daß die Landfrau Kenntnisse über Heilkunst besaß und diese im Ernstfall anwandte, ist hier müßig zu erwähnen.
Vielfach gehörte der gesamte Stalldienst in ihren Aufgabenbereich. Vor allem die Gewinnung und Verwertung der Milch verfolgte sie mit großem Schaffensdrang, Füttern und Ausmisten gehörten zur Tagesarbeit. Sie kümmerte sich um das Kleinvieh wie Hühner, Enten, Gänse oder Ziegen, hier leistete sie wahre Schwerstarbeit.
Gemeinsam mit dem Mann versah sie gewisse Arbeiten auf dem Feld. Während der Aussaat und besonders in der Erntezeit war ihre Mitarbeit unverzichtbar. In Kriegszeiten, als die Männer abberufen waren, ging sie hinter dem Pfluge her, schwang den Dreschflegel oder fuhr mit dem Ochsengespann das Getreide ein. Eine der wichtigsten Feldarbeiten war das Setzen und Lesen der Kartoffeln. Diese Frucht galt als das Grundnahrungsmittel, und wenn es einmal zu Mißernten kam, war die Ernährung der großbäuerlichen Familie in höchster Gefahr. Das Einbringen der Kartoffelernte war für die kleinbäuerlichen Familien von größter Wichtigkeit, stets hatte die Bäuerin auf gutes Gedeihen zu achten. Ihr Einsatz im Rübenfeld, bei der Heuernte, beim Garbenbinden und Ährenlesen, beim Reinigen des Getreides und beim Dreschen galt als besonders wichtig. Hinzu kam die Verpflegung auf dem Feld, wobei die Kinder vielfach halfen und Botengänge übernahmen. Bei der Heu-, Getreide- und Kartoffelernte wirkten zusätzliche Tagelöhner(innen) mit, damit die Arbeiten überhaupt bewältigt werden konnten.
Ausdauer und körperliche Kraft verlangten der Bäuerin viel ab. Nicht selten brachen plötzliche Erkrankung und Schwächung ihr Arbeitsleben abrupt ab, so daß sie durch fremde oder eigene Kinder ersetzt werden mußte. Hier soll auch nicht verschwiegen werden, daß sie von den Männern oft über Gebühr ausgenutzt und beherrscht wurde. Vor allem in Zeiten der Not oder Schwangerschaft war es ihr oft einfach zu viel.
So wurde aus einem frohen und kräftigen Mädchen nur allzu schnell eine alternde Frau mit faltigem Gesicht und zerfurschten Händen. Das Bild einer solchen Bäuerin zeichnet Clara Viebig eindrucksvoll in ihrem Roman "Das Weiberdorf" (Eisenschmitt bei Wittlich).

Häufige Schwangerschaften bildeten für die geplagte Eifelbäuerin (war es in anderen Landstrichen anders?) keine Ausnahmesituation. Die täglichen Arbeiten in Haus, Hof, Stall und Feld gingen weiter; bis wenige Tage vor der Niederkunft gab es keine Unterbrechung, fremde Mithilfe wollte man tunlichst vermeiden. Fehlgeburten und Säuglingssterblichkeit waren wohl auch eine Folge der übermäßigen Strapazen, eine medizinische Grundversorgung war unbekannt. Zehn und mehr Kinder waren keine Seltenheit. Starb eine Frau im Wochenbett, heiratete der Mann möglichst schnell, allein hätte er den Hof nicht bewirtschaften können.
Die Betreuung und Erziehung der Kinder oblag fast alleine der Frau. Oftmals mußte diese Versorgung der Kinder den alltäglichen Arbeiten untergeordnet werden. Größere Geschwister sprangen ein, kümmerten sich um die Kleinen und erledigten leichtere Hausarbeiten. Erziehung als wissenschaftliche Aufgabe war unbekannt, man führte die Kinder in die einzelnen Abläufe ein, kontrollierte und strafte, gab strenge Anweisungen und altersgerechte Aufgaben wie das Viehhüten oder das Lesen von Gartenfrüchten. Durch Nachahmung erlernten die Zöglinge Schritt für Schritt bäuerliche, häusliche und technische Arbeitsabläufe. So war die Erziehung von praktischer Arbeit geprägt und von Grundsätzen der Solidarität, der Verantwortung und von christlichen Moral- und Ordnungsvorstellungen.
Bis zur Einführung der allgemeinen Schulpflicht zu Beginn des 19. Jahrhunderts ging nur etwa die Hälfte der Mädchen und Jungen zum Unterricht. Zu sehr wurde ihre Arbeitskraft im Haus gebraucht. Erst allmählich setzte sich der Gedanke durch, Kinder auch "bilden" zu lassen. Vielfach standen als Erziehungsziele vaterländische und religiöse Inhalte im Mittelpunkt, das Praktische erlernte man zu Hause.
Das Rollenverständnis war klar: Jungen sollten handwerkliche und technische Interessen entwickeln, Mädchen nach dem Vorbild der Mutter eine untergeordnete Stellung im Familiengefüge übernehmen.

Nur sehr selten kam es vor, daß Frauen sich in bürgerlichen Haushalten verdingten. Ihre soziale Beziehung zu der eigenen Familie war zu stark, weitere Ausbildungs- und Erwerbsmöglichkeiten gab es nicht. Mädchen und Frauen ohne Grundbesitz mußten so in einer bäuerlichen Haushaltsfamilie arbeiten und sich ihren Lebensunterhalt verdienen.

Die rechtliche und soziale Stellung der Frau war gegenüber dem Mann eher trostlos. Da die Männer alle rechtlichen und geschäftlichen Dinge zu regeln hatten, darüber hinaus in der Öffentlichkeit ein Amt bekleideten oder ins Wirtshaus gehen durften, war die Frau "von Natur aus" untergeordnet. Ihr Einfluß blieb auf das Haus beschränkt. Wertschätzung und Anerkennung gab es selbst für alte Frauen kaum, die ein Leben lang geschuftet hatten und im Alter zwar zu Hause lebten, aber ohne besondere Aufmerksamkeit ihre letzten Jahre verbrachten.

Ein interessantes Zeitbild zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist die folgende Veröffentlichung aus "Die Eifelbäuerin", dem Organ der Haushaltungsschulen der Eifel und gemeinnütziger Frauenvereine, erschienen am 27. Januar 1912 in Prüm:

"Hütet Euch vor dem Höher Hinaus!"
Schauen wir nun mal auf die Töchter und zwar speziell auf die Töchter unserer Landleute, so bemerken wir leider nicht selten eine große Unzufriedenheit unter den Mädchen. Es gefällt ihnen nicht mehr in den einfachen Verhältnissen, der Sinn steht nach der Stadt und ihren Vergnügungen. Wie kommt das und wer trägt die Schuld daran?
Da ist eine wohlhabende Bauernfamilie. Zwei heranwachsende Töchter, hübsche stattliche Mädchen, sind der Stolz der Eltern. Die Mutter will möglichst viel aus den Kindern machen, städtische Manieren sollen sie sich aneignen und feine Bildung. Sie kommen also in Pension und nach Jahresfrist sind die drallen Landmädels zierliche Modepüppchen geworden, die sich auf allerlei feine Arbeit verstehen, einen Walzer auf dem Piano herunterspielen können und sogar ein bißchen Französisch aufgeschnappt haben. Nur die Hauswirtschaft ist ihnen ein Buch mit sieben Siegeln.
Wenn die Mutter, die fleißige Bäuerin, bald nach Sonnenaufgang an ihre Arbeit geht, dann schlafen die Prinzeßchen noch ein paar Stunden fest in ihren weichen Kissen. Das geht ein bis zwei Jahre so weiter, bis der Vater seinem Ärger gründlich Luft macht und gebieterisch verlangt, daß der Nichtstuerei jetzt ein Ende gemacht werde. Wenn nur ein Freiersmann käme! Aber kein Bauer will die verwöhnten Dämchen. Und sie selber wünschen sich auch ein anderes Los. "Beamtenfrauen in der Stadt" möchten sie werden oder ein städtischer Kaufmann würde eine "passende Partie" sein. Des lieben Geldes wegen kommt dann die ersehnte Heirat vielleicht zustande -aber wo bleibt das Glück unter solchen Verhältnissen? -
Verständige Bauernfrauen sollten ihre Kinder nach dem Althergebrachten erziehen, in einfacher Weise, wie es sich fürs Land schickt. Die Bauerntochter sollte die Haus- und Landwirtschaft gründlich lernen und zwar nicht bloß daheim bei der Mutter, wenn möglich auch noch in einem anderen ländlichen Haushalt, vielleicht auf einem Nachbarhof oder einem Gut, wo sie tüchtig mit angreifen muß und ihr auch die Leitung über dies und jenes übertragen wird. Auch der Besuch einer Kochschule, welche die ländliche Küche berücksichtigt, ist empfehlenswert.
Wir brauchen tüchtige Bauernmädchen, die dereinst tüchtige Frauen geben, damit der Bauernstand auf Grund seiner guten häuslichen Verhältnisse auf der Höhe bleibt, der Bauer mit Lust und frohem Sinn an seine Arbeit geht, die Landwirtschaft blüht und nicht zum letzten ein kräftiges, nervenstarkes, junges Geschlecht auf dem Lande großgezogen wird. Auf der Bäuerin ruht eine gewisse Verantwortlichkeit. Darum ist es von hoher Wichtigkeit, daß sie richtig erzogen wird. Sonst gibt's ein Unglück im Ehestand. Ich selber war einmal Zeuge einer solchen unglücklichen Ehe. Da hatte ein reicher Bauer sich das schönste Mädchen des Dorfes zur Gattin gewählt, auch eine wohlhabende Bauerntochter. Die Hochzeit wurde mit großem Pomp gefeiert, und die Gäste meinten, der Lebensweg dieser jungen Eheleute würde nur eitel Sonnenschein sein. Aber es kam ganz anders. Die junge Frau war in einem feinen Institut verbildet worden, geringschätzig blickte sie auf die ländliche Arbeit und mit den Dienstboten wußte sie erst gar nicht fertig zu werden. Nach wenigen Jahren ging alles darüber und darunter, der Bauer suchte seine Erholung und sein Vergnügen auswärts; den Kindern fehlte die sorgsame Pflege, sie blieben schwach und zart, und die Nachbarn tuschelten zusammen: 'Da wird bald Haus und Hof unter den Hammer kommen!'
Wer die Zukunft seiner Tochter sicherstellen will, ihr zu Glück und Wohlstand verhelfen möchte oder ihr denselben erhalten will, der erziehe sie schlicht und einfach, ihrem Stande angemessen und lehre sie die Tüchtigkeit der Eltern hochschätzen und den väterlichen Beruf, der an Gottes schöne Natur gebunden ist, aus Herzens Grund liebgewinnen. Dann wird ihre Arbeit als fleißige Haustochter und später als pflichtgetreue Ehefrau auch sicher in Garten und Feld von Erfolg gekrönt sein."

  • Bauer  —  Kartoffel- und Getreideanbau
  • Bäuerin  —  Der Alltag der Bäuerin

Mit freundlicher Unterstützung von Joachim Schröder
Titel: Eifeler Handwerk - Bäuerin
Untertitel: Der Alltag der Bäuerin
Autor: Joachim Schröder
Copyright: © by Joachim Schröder
gepostet von Joachim Schröder am:
Date: 17.06.2009 15:45
Internet: www.joachim-schroeder.com


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