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Kartoffel- und Getreideanbau in der Eifel
Von Joachim Schröder, Pronsfeld

Kartoffel- und Getreideanbau

"Der Boden ist der Ernährer, das Klima ist die Erzieherin der Gewächse". So jedenfalls drückt es ein Lesebuch-Spruch aus dem Jahre 1914 aus. Seit jeher hat daher die Auswahl der Nutzgewächse Rücksicht genommen auf die Beschaffenheit der Böden und der klimatischen Voraussetzungen.
Der Grauwackenboden verrät mit seinem Zweitnamen "Roggenboden", daß hier die gewöhnlichen Getreidesorten am besten gedeihen. Je höher der Tongehalt, desto besser die Fruchtbarkeit. Der Boden ist locker geschichtet und durchlässig und heißt im Volksmunde "Hassel". Hier gedeiht auch die so hochgeschätzte Kartoffel vorzüglich. Die ersten beiden Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts brachten der Kartoffel den Durchbruch in Luxemburg, Kurtrier, auf dem Maifeld und bei Bollendorf, dem "Kartoffeldorf". Aus Münstereifel ist sie erstmals 1774 nachgewiesen, im 18. Jahrhundert nach teils schwieriger Vermittlung auf allen Eifeler Tischen zu finden. Die kleinbäuerlichen Besitzer im Maifeld entwickelten den Kartoffelanbau in besonderer Weise, danach wurde der Anbau in der gesamten Eifel bis an die Grenzen ausgedehnt.
Jede Familie hatte ihr "Jromperssteck", wo man im Herbst genug Erdäpfel oder "Grundbirnen" zu ernten hatte. Mit Hilfe des Karstes (Dreizink) wurden sie "ausgemacht": Öffnen der Furche, Auseinanderwerfen, Auflesen. Bereits beim Aufheben sortierten die Familienmitglieder samt Helfer die Jrompern in Körbe: große Eßkartoffeln, mittlere, zum Teil als Saatkartoffel zu gebrauchen, und kleinere für die beliebten "Quellmänner" und als Viehfutter. Zum Schluß der Ernte gab es bis in die letzten Jahre den schönen Brauch, das Kartoffellaub zusammenzutragen, anzuzünden und die ersten Knollen in die glühende Asche zu legen und anschließend zu verzehren. Mancher Bauer gestattete früher den armen Leuten, nochmals eine Nachlese zu halten wie bei der Kornernte und liegengebliebene, unentdeckte Kartoffeln aufzuheben. Zu Zeiten der eingeführten Schulpflicht erhielten die Kinder in der Eifel eigene "Jrompersferien".

Ein kleines "Verzellchen":
"In der Kartoffelernte, im September 1947 war es, der Tag war ausgesprochen warm, die Kartoffelfurche unendlich lang und ich hatte mit meinen Ochsen den Kartoffelroder zu bedienen. Jede ausgefahrene Reihe wurde gleich aufgelesen und bei der Rückkehr zur nächsten passierte es dann. Vor den Ochsen hergehend, wohl gelegentlich mit der Peitsche wedelnd, forderte ich diese, ohne mich besonders umzusehen, immer wieder auf, eine schnellere Gangart einzuschalten. Nun, meine Gedanken waren wohl auch nicht nur auf das Kartoffelroden ausgerichtet, denn während ich in Gedanken auf der Anwende ankam, hatten es sich meine Ochsen gemütlich gemacht, auf halber Strecke waren sie mir schon nicht mehr gefolgt, sie hatten sich hingelegt und waren am "iedrigen" (wiederkäuen). Daß ich als "Ochsenführer" für einen einmaligen Spaß gesorgt hatte, ließen sich der Lehrherr und die zahlreichen Helfer nicht entgehen..." (Josef Schmitt, Wittlich 1947)

Kartoffeln und Roggen lieben den Grauwacken- und Vulkanboden, Futterpflanzen wie Rüben und Klee den Kalkstein. Waren die örtlichen Voraussetzungen für den Ackerbau weniger günstig, so wurden durch Verordnungen der Regierung Maßnahmen zur Verbesserung des Ertrages eingeleitet: Ent-, Bewässerung, Düngung, Bildung der Jungbauern in Landwirtschaftsschulen.
Von den Feldfrüchten wird als bedeutendste Getreideart der Hafer genannt. Er diente in Form von Brei und Grütze als Hauptnahrungsmittel. Daneben wird der anspruchslose Buchweizen, "Heidekorn", aufgeführt, dessen Anbau in den feuchten Höhengebieten auf Schiefer wegen seiner kurzen Wachstumszeit und seines geringen Wärmebedürfnisses einen gewissen Ertrag brachte. Auf Kalkböden wurden Gerste, Spelz, Weizen und Mischelfrucht (Weizen und Spelz) gebaut.Der Spelz findet im 9. Jahrhundert bei Wandalbert oft Erwähnung. Er war der Vorgänger des Weizens. Noch heute heißt das Kalkgebiet bei Prüm/Büdesheim im Volksmund "Spelzenland".

Als Ölpflanze diente der Mohn, als Gespinstpflanze der Flachs, der weit verbreitet war. Im Gegensatz zum Wiesen- und Weideland wurden die Saatfelder mit Zäunen eingefaßt, im Prümer Urbar "clausura" genannt.
In den Eifeler Höhengebieten herrschte als kennzeichnende Form die extensive, ungeregelte wilde Grasfeldwirtschaft vor. Auf den weit ausgedehnten Heideflächen wechselten Ackerland und Graswuchs miteinander ab. Die Flächen wurden nach vorheriger Branddüngung für wenige Jahre als Feld genutzt, man sprach von "Schiffelwirtschaft". Sie lagen dann jahrzehntelang brach, bedeckten sich mit Ginsterheide und dienten dem Vieh zur Weide. Auch das dorfnahe Wildland, die Innenfelder, blieben meist mehrere Jahre als Grasland liegen.

Die Ernte ist für jeden Landmann die höchste Zeit des Jahres. Mit der Sense, Frauen auch mit der Sichel, schnitten das Korn, banden es zu Garben und stellten diese zu Kasten auf. Korngarben setzte man pyramidenförmig zu zehn Stück auf. Neun dieser Garben wurden im Kreis aufgestellt, die zehnte als "Ährenhut" auf den Kasten gestülpt. So konnte kaum Wasser in den "Käst" eindringen.
Am Ende der Getreideernte wurde bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts in das letzte Kornfeld ein junger Hahn hineingesetzt. Ein Fangspiel setzte ein, wer ihn fing, konnte ihn behalten. Später ersetzte man den lebenden Hahn durch ein Lumpentier, das man auf eine Stange setzte und in die Mitte des letzten Getreidestückes stellte. Nach Abschluß der gesamten Erntearbeit wurde ein Erntefest gefeiert, bei dem es neben Pfannenkuchen einen fröhlichen Umtrunk gab. Diesen Ernteschmaus nannte man in der Westeifel "den Hahn fangen". Dieser Erntehahn ist als Symbol der Fruchtbarkeit oder als Opfergabe für die Ernte zu betrachten.
In die Kornkammer legte man gesegnete Kräuter des Krautwischs und des Palmzweiges, um Schäden wie Blitz und Donner abzuwehren. Gegen Mäusefraß legte man verkohlte Reste vom Holzblock des Christbrandes in die Kornbahr.
Für die Drescharbeit auf der Tenne in der Scheune benutzte man einen Dreschflegel, dessen Rute aus Haselholz und dessen Knüppel aus Buchenholz bestand. Gedroschen wurde stets im Winter, nur das neue Saatkorn wurde unmittelbar nach der Ernte gedroschen. Die Arbeit erforderte neben Körperkraft , Ausdauer und Geschick eine gute Harmonie, denn drei bis vier Drescher waren zeitgleich in rhythmischem Miteinander beschäftigt. Oftmals ging der Drusch am frühen Morgen los und endete mit Sonnenuntergang. Taktliedchen und rhythmische Sprüche begleiteten die Drescher bei ihren Schlägen.
Im Kreis Mayen klang es so:
"Lange drischt auf und ab,
munter und froh,
feldein der fleißige Nachbar sein Stroh.
Hoho! Tick! Tack! Tack!"

An das Dreschen schloß sich die Reinigung des Getreides an, dabei wurden Spreu und Unkrautsamen ausgesondert. Bei der ältesten Art der Reinigung wurden die Körner mit der Spreu in die Luft geworfen. Man bediente sich dabei einer Wurfschaufel oder einer Wanne. "De Wan" war ein flacher Weidenkorb, der einer Muschelhälfte ähnlich sah. In dieses Behältnis nahm der Knecht die Körner und warf sie mit Schwung in die Höhe. Dabei flog die Spreu weg, die Körner fielen in die Wanne zurück. Auch sonderten sich die leichteren ab, die später als Saatgut Verwendung fanden. Die endgültige Trennung der leichten Getreidekörner von der Spreu erfolgte durch Siebe. Kinder suchten aus dem Saatgut, das sie auf einen Tisch schütteten, schlechte Körner und Unkrautsamen heraus, eine äußerst monotone Arbeit!.
Seit dem 18. Jahrhundert erleichterten Maschinen zur Kornreinigung , die als Windmacher, Kornfege oder Wannenmühle bezeichnet wurden. die mühevolle Handarbeit. Es waren längliche Holzkästen, in denen ein Flügelrad von außen her bewegt werden konnte. Dieses Rad sorgte für den Luftzug. Die in einem Trichter eingefüllten Körner fielen dabei in den Zug. Die schweren Körner fielen in einen Kasten unter der Einschüttung, für die leichteren war ein versetzt angebrachter Kasten gedacht. Staub und Spreu flogen nach draußen. Verbesserungen wie der Schüttelsiebmechanismus und die Dreschmaschinen unseres Jahrhunderts ließen dann das Reinigen des Getreides überflüssig werden.

  • Bauer  —  Kartoffel- und Getreideanbau
  • Bäuerin  —  Der Alltag der Bäuerin

Mit freundlicher Unterstützung von Joachim Schröder
Titel: Eifeler Handwerk - Bauer
Untertitel: Kartoffel- und Getreideanbau
Autor: Joachim Schröder
Copyright: © by Joachim Schröder
gepostet von Joachim Schröder am:
Date: 17.06.2009 15:45
Internet: www.joachim-schroeder.com


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