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Töpfer - Vom Lehmklumpen zur Tonvase
Von Joachim Schröder, Pronsfeld

Vom Lehmklumpen zur Tonvase
Von Joachim Schröder, Pronsfeld

"Gott der Schöpfer
war der erste Töpfer".

"Aus der Erd' und mit der Hand
macht der Töpfer allerhand:
Krüge, Kacheln, Teller, Scherben,
thut sie auch glassiern und färben".
(Handwerkerspruch, 1880)

Zentrum der Eifeler Tonwarenherstellung ist das Gebiet um Speicher. Mächtige Lager weißen, grauen und roten Tons sind nur winzige Reste einer einstigen Tondecke, die im Tertiär hier abgelagert worden sind . Somit war und ist der Raum Speicher in der Südeifel prädestiniert für das Entstehen und die Weiterführung einer beachtlichen keramischen Industrie.
Etwa am Ende des ersten Jahrhunderts töpferten römische Siedler bereits im Speicherer und Herforster Walde. Dies beweist eine Anzahl ausgegrabener römischer Brennöfen und Brandgräber, deren Fundstücke (Töpfe, Henkelkrüge, Urnen, Schüsseln, Schaben, Trinkbecher) im Landesmuseum in Trier und in heimischen Werkstätten Speichers zu bewundern sind. Gegen Ende des letzten Krieges wurde ein großer Ofen mit Feuerungsanlage freigelegt. Die Brennkammern lagen über der Erde, die Feuerungsanlagen darunter, so daß durch die Anlehnung an die Erdwände keine Hitze verloren ging und auch die Gefahr des Berstens gebannt war.
Ferner fanden sich die Grundmauern einer größeren Werkstatt und ein Trockenraum mit Keller. Sogar die Namen einzelner römischer Töpfer sind uns durch eingebrannte Siegel auf gefundenen Scherben bekannt: Primanus, Quintus, Justinus, Satto u.a. Das Wirken eines römischen Meisters ist uns von einem unbekannten Dichter überliefert:

"Dieser drehte auf der Scheibe
just von feiner roter Erde
einen edlen Henkelkrug,
römerrecht von gutem Zug.
Und er nickte weiterdrehend,
schuf des Bauches stolze Wölbung,
engte dann mit schlanker Biegung
einen Hals mit weitem Munde,
formte drauf mit Meisterhand
auch den Ausguß und den Rand".

Brennkammern, die mit unversehrter Ware bestückt waren, zeugen wohl vom fluchtartigen Verlassen der Gegend durch die Römer, als im 4. Jahrhundert die Franken einbrachen.
Große Verdienste um die Erforschung des Speicherer Töpferwesens erwarb sich der Gründer der Steinzeugfabrik Jakob Plein-Wagner (1836 bis 1903). Seinen Arbeiten und Recherchen ist es zu verdanken, daß wir heute klar über die Töpferkunst der Römer informiert sind. Er entdeckte zahlreiche Töpferöfen im Speicherer Wald und schuf selbst eines der bedeutendsten Werke in Speicher.
Es kann als sicher gelten, daß die Franken nicht mehr im Speicherer und Herforster Wald getöpfert , sondern ihre Tätigkeit in den heutigen Ort verlegt haben. Hier gab es am Singbach günstige Voraussetzungen für ihre Arbeit, denn Wasser war allenthalben vonnöten. Die Blütezeit des Gewerbes läßt sich im 14. bis 16. Jahrhundert vermuten, als jede dritte Familie mit dem Handwerk in Beziehung stand. Ein beredtes Zeugnis davon gibt uns die Vereinigung der Speicherer Töpfer in der Eulener Bruderschaft um 1485. Hier waren die Rechte und Pflichten der Mitglieder per Satzung klar definiert. So heißt es, daß man nicht vergessen möge, "dem ampt der heiligen meß mit gebührlichem opffer in der pfarkirchen beyzuwohnen". Und: "...zum 5. soll ein jeder krogmacher nit mehr dan einen knecht halten". Wollte der Sohn eines verstorbenen Töpfers das Handwerk des Vaters erlernen, so schrieben die Satzungen vor: "den selben sollen die meister umb den dienst lehren" (umsonst lehren). Die Erinnerung an diese Speicherer "Zunftbruderschaft" lebt bis heute fort in der Bruderschaftsprozession am ersten Maisonntag.

Die Töpfermeister waren sich ihrer Sonderstellung bewußt und suchten Ehre und Ruf ihres Handwerks zu wahren und zu mehren. Auch achteten sie auf beste Qualität. So hatten sich zwei von Zunftvorstehern bestellte Meister nach jedem Ofenbrand beim Leeren einzufinden und den Inhalt nach Form und Maß, nach Farbe und Dichte genau zu prüfen und alles, was fehlerhaft war, dem Scherbenhaufen anzuvertrauen. Sie hielten also Scherbengericht im wahrsten Sinne des Wortes. Vielerorts stößt man noch heute auf solche Scherbennester in der Umgebung, wo Abfälle abgelagert wurden oder ehemals Wege befestigt worden sind.
Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Töpferhandwerks in den früheren Jahrhunderten ergab sich aus der überragenden Stellung, die gerade das Tongefäß seit jeher für die allgemeine Lebenshaltung und -gestaltung eines Volkes innehatte, sei es als unentbehrliches Geschirr für Küche und Keller, Haus und Hof oder als Schank- und Trinkgefäß bei geselligen Veranstaltungen. So ist es auch verständlich, daß die Landesherren diesem Handwerkszweig ihre Gunst angedeihen ließen und immer wieder, im besonderen nach Notzeiten, die bewährten Organisationsgrundlagen, die Zünfte, neu festigten und stärkten. Vor- und Sonderrechte wurden bestätigt, wie aus Urkunden hervorgeht.

In der Zeit nach den beiden Kriegen sind die meisten Familienbetriebe erloschen. Die Ursachen sind vorwiegend in dem Aufkommen moderner Metall-, Emaille- und Glaswaren zu suchen. Aber auch der Strukturwandel in der Landwirtschaft hat Auswirkungen auf die Eifeler Tonindustrie. Während früher Milch, Rahm und Butter in Tontöpfen und -krügen geschmack- und frischerhaltend aufbewahrt wurden, ist diese Aufbewahrungsmethode heute nicht mehr gefragt. "Butterrumpen" und Krüge wurden überflüssig.
Einzelne Töpfer haben es allerdings verstanden, der neuen Nachfrage unserer Jahre mit nostalgischen Erzeugnissen Rechnung zu tragen. Kunstkeramische Werkstätten fertigen bis heute Schalen, Krüge, Wandteller, Vasen, Plastiken und Zierrat aller Art. Von "Zwergväslein" bis zur mannsgroßen Riesenvase ist alles zu haben.
Besonders sehenswert ist das keramische Museum der Firma Plein - Wagner, die eine römische, fränkische und neuzeitliche Schau aller Produkte der heimischen Töpferkunst darstellt. Auch kann man als Besucher dem Meister an der kreisenden Scheibe zuschauen, wenn er herrliche Formen aus Ton hervorzaubert. Der Brennofen ist fast identisch mit dem aus der Römerzeit.
DieProduktpalette der Firma wurde durch die Plewa - Vierkantrohre aus feuerfesten Schamott erheblich erweitert. Dieser Artikel findet beim Bau von Schornsteinen, Müll- und Wäscheschächten Verwendung.

Speicher ist so bis heute Synonym für Töpfer- und Keramikkunst in der Eifel, vergleichbar dem Kannebäckerland auf der anderen Rheinseite. Doch gab es in der Eifel seit der Mitte des 13. Jahrhunderts weitere Zentren hoher Töpferkunst:
Langerwehe für das Herzogtum Jülich,
Raeren für das "Aachener Reich",
Köln - Frechen für Kur-Köln.

"Für die Herstellung der Frechener Waren hatte der Döppebäcker' besondere Bezeichnungen. Der jugendliche Hilfsarbeiter, der vor allem mit der Aufbereitung des Tones und mit anderen Nebenarbeiten beschäftigt war, hieß 'Erdjung'. Neben ihm arbeitete ein erwachsener Hilfsarbeiter, der schon größere Kenntnisse haben mußte. Er wurde 'Backesknäsch' genannt. Die eigentliche handwerkliche Kunst, das Drehen der Gefäße auf der Töpferscheibe, wurde außer vom 'Baas' von den Gesellen ausgeführt, die man in Frechen 'Driehknäsch' nannte". So beschreibt Karl Göbels aus Frechen die Arbeitseinteilung der Töpfer in seiner Heimat.
In Frechen wurde der Töpferofen "Backes" genannt. Der "Knächt" war vor allem mit dem Einsetzen der Waren in den Ofen und mit dem Heizen beschäftigt. Eine komplette Ofenfüllung nannte die Frechener ein "Gebäck".
Zur Standartausrüstung einer Werkstatt gehörte neben der Töpferscheibe die "Klüsbank", ein Tisch, auf dem der Tonkloß mit den Händen durchgewalkt wurde. Auch mußten bei diesem Arbeitsgang die feinen Braunkohlenteile herausgefiltert werden, da das gebrannte Fertigprodukt ansonsten Löcher vorgewiesen hätte. Der "Erdjung" mußte hier besonders achtgeben.
In der Töpferwerkstatt stand ferner der "Schmetzpott", in dem sich eine gelb-rote Tonbrühe befand. In diesen Topf tauchte der Töpfer seine Hände, damit er sie beim Drehen leichter über den Tonkloß gleiten lassen konnte. Mit einem gezwirnten Draht wurde sodann das Gefäß von der Scheibe abgetrennt, schließlich mit einem Begußmaterial versehen, das eine Art Grundierung darstellte.
Vielfach wurde die Tonware stilvoll bemalt und mit einer Datierung versehen. Somit kann man leicht die Entstehungszeit zurückverfolgen.
Frechener Krüge sind mit einem "Bartmann" versehen, der den gesamten Hals des Kruges belegt. Welche symbolische Bedeutung diese Darstellung hat, -sind es religiös-mythologische oder symbolische Motive? - ist nicht auszumachen. Der Frechener Archivar Göbels erkennt in diesem Kopf lediglich ein Schmuckelement.
Frechener Waren wurden ebenso wie die aus Speicher oder Raeren auf dem Markt oder per Hausierhandel verkauft. Dazu bedienten sich die Nordosteifeler eines flachen Korbes mit drei Henkeln, den sie "Köölekorv" nannten. Er wurde von den Frauen mit Irdenwaren gefüllt auf dem Kopf (!) getragen. Auch benutzte man eine "Schürreskaar", mit der man weitere Strecken, etwa nach Köln oder ins Ruhrgebiet, zurücklegte.

Überall in deutschen Landen waren sie damals unterwegs, um ihre Ware auch loszuwerden: die "Döppeskriemer". Sie waren die "Sendboten" jener Töpfereizentren, die auf langen Leiterwagen, in Schubkarren oder mit Kiepen (Hotten), die von Eseln getragen wurden, ihre Produkte transportierten. In der Südeifel trugen sie die Händlertracht: einen blauen schwarzbestickten Leinenkittel ("Schieb"), die "Plümmötz", das bunte "Sacktuch" als Halstuch und einen im Handgelenk an einem Riemen hängenden "Totschläger", einen Holzstock für den Fall eines Übergriffes. Durch lautes Rufen und witzige Reimgesänge suchten sie das Interesse der Kundschaft zu wecken und auf sich aufmerksam zu machen. Da hörte man:

"Pitter von der Weh es wirrem he!" Pitter von Langerwehe ist wieder da!

"Döpp, Döpp, Döpp, kooft üch Langerweh'che Döpp, Döpp, Döpp!"
Töpfe, kauft euch Langerweh'che Töpfe!"

"Aede War, steene War, getippelte Pißpött met Ure dran!"
Erdene Ware, steinerne Ware, mitgebrachte Pißpötte mit Ohren dran!"

Im Folgenden nun weitere eifeltypische Berufe exemplarisch dargestellt. Die Darstellungen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Feldhüter  | Heilkunst  | Kesselhaken  | Köhler  | Korbmacher  | Maurer  | Müller  | Schmied  | Schuster  | Töpfer  | Wagner

Mit freundlicher Unterstützung von Joachim Schröder
Titel: Töpfer
Autor: Joachim Schröder
Copyright: © by Joachim Schröder
gepostet von Joachim Schröder am:
Date: Mon, 10 Dec 2007 16:09:25 EST

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Brauchtum - T -
  1. Tabasco
  2. Tänze
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