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Burgsonntag - Fastensonntag - Hüttensonntag - Funkensonntag
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Der erste Fastensonntag: Burgbrennen und Feuerrad

Die Fastnacht und Fastenzeit ist überhaupt die Zeit, in der man in sinnlicher und sinnbildlicher Form den Kampf zwischen Winter und Sommer, die Vernichtung des Winters und die Wiederkehr der Sonne darstellt.
In der südlichen und westlichen Eifel spielt besonders der Sonntag nach Fastnacht, der erste Fastensonntag, in dieser Hinsicht eine große Rolle. Am Nachmittag dieses Tages schichtet und errichtet man allenthalben auf Bergen und Anhöhen um eine hohe, mit einem Strohkreuz versehene Stange aus Stroh und Reisig eine Art Hütte, die Burg (Abb. 67), und zündet sie an, während man früher an anderen Orten ein Rad fest und dicht mit Stroh umwickelte (Abb.69), dieses in Brand steckte und vom Berge herab rollte.
Der Sonntag führt vornehmlich nach der ersten Art des Brauches den Namen Heten (Hütten)- oder Burg- oder Scheef-, Schöf-, Schoof- (zu Schaube Strohbund) Sonndig (Sonntag) oder Fackel-, Freudensonntag (östliche Eifel) 442)

Mancherorts wurde oder wird auf die Hütte ein Strohmann gestellt und ebenfalls verbrannt; vorher wird dieser beim Einsammeln von Stroh und Schanzen im Zuge mit geführt (In diesem Strohmann scheint besonders der Winter verkörpert zu sein).
Ob wie dieser Strohmann und sein Flammentod auch in die in Herscheid bei Prüm auf das Kreuz gesetzte Strohkatze (Abb. 68) und ihre Verbrennung eine alte, wenn auch unverständlich gewordene Kulthandlung symbolisch darstellt, erscheint fraglich.

Abbildung 68

Kreuz mit Strohkatze auf der "Burg" in Hersscheid bei Prüm

Bemerkenswert ist ferner der Rundlauf mit Fackeln um die brennende Burg, das Springen über das Feuer und die Rolle, die das jüngste Ehepaar vorher und nachher spielt. Von Bedeutung sind auch die Lieder, die beim Heischen der Brennstoffe gesungen werden. Sie zeigen in den Schlussversen, dass man der Ausübung des Brauches zauberische Kraft beimaß.
Im Kreise Prüm (Süden) heißt es: ,,…Jet es (uns) e Scheefchen oder Beischchen (Büschchen, Busch, Strohbusch) wie e Peatspänzchen (Pferdeleib) , da loße mir ech och et Kur (Korn) jut reifen.“ In dem zurzeit politisch nicht zum Eifeler Land gehörigen Rocherath singen die Kinder:

…. „Strühj, Strüh zom nöje Bau.
Die alt (die alte Burg, das alte Burgfeuer), die äs verbrannt,
Die nöj, die könnt äent Land.
Wäen (Wer) de meste Schoof jett (gibt),
Kregt et Koren on de Äwen (Hafer) et ierscht rip (reif).
Töllerlöllerlöttche, jett (gebt) os jet e Schööfche (Bund Stroh),
Dat den (der) Hajel net nedderjeet,
Dat den Hajel net nedderschleet.“
…..

Bei keinem Hause werden die Heischenden abgewiesen; Denn man glaubt an eine Wirkung des Feuerbrauches auf die Ernte. Einfach lautet die Bitte in Brockscheid (Kr. Daun 444))

Wo man das Hütten- oder Burgbrennen nicht mehr übt, ziehen wenigstens an dem ersten Fastensonntag noch die Kinder singend und heischend von Haus zu Haus, so in Kaisersesch. In ihrem Lied „God Fräche, bo (wo) beste“ (Bist du) ? weist wie in Eifeler Fastnachtsliedern eine Stelle anscheinend auf die alten Frühlingsfeier hin: „Die Himmelstür ist aufgetan, das Höllentor verschlossen.“
Es fgragt sich freilich, ob dieses Lied auf eine alte Vorlage zurückgeht und nicht aus neuer Zeit stammt, in der es „eigens“ gedichtet wurde. Dieser Fastensonntag ist mit seinem jedenfalls als Frühlingsritus zu deutende Brauch seit M Bormann, Beitrag zur Geschichte der Ardennen (1842), öftewr beschrieben worden, zuletzt von H. Meyers im Eifelvereinsblatt 445)

Anmerkungen:

442
Zu den Namen vgl auch Zeitschr. f. rhein. und westf. Volkskunde 11, 35 (1915). Für Carlshausen (Dekanat Neuerburg) verbot 1687 der Visitator den jungen Leuten, am ersten Fastensonntag Strohfeuer auf den Straßen anzuzünden und dabei allerlei abergläubische Segnungen vorzunehmen. Ph. de Lorenzi, Beiträge zur Geschichte sämtlicher Pfarreien der Diözese Trier 1, 392. Trier 1887.

444
Aus dem Deutschem Volksliederarchiv Nr. A 48945. Heischelieder zum Burg- oder Hüttenfeuer veröffentlichte bereits J. H. Schmitz, Sitten und Bräuche des Eifeler Volkes 1, 22 n (1856)

445
Unter der Überschrift "Sonnwendfeste in der Eifel" sind verschiedene Mitteilungen über dieses Feuer zusammengestellt im Eifelvereinsblatt 9, 170-172 (1908)
Besonders hervorzuheben ist die reizende Schilderung "Scheefsundig" in Bitburger Mundart von Peter Faßbinder, Eifelvereinsblatt 11, 34-35 (1910)
Vgl. ferner Schiffel, Eifelsagen 1, 63 (Wittlich 1912) über das Burgbrennen bei Roth im Kreise Bitburg.

Burgbrennen

Abb. 67

Burgbrennen (Westeifel)

Feuerrad

Abb. 69

Feuerrad (Westeifel)

Quellenangabe:
Eifeler Volkskunde von Adam Wrede, zweite vermehrte Auflage von 1924

Der erste Fastensonntag: Invocabit

Dieser erste Fastensonntag hat im Volk die mannigfaltigsten Namen bekommen: "Große Fastnacht, Freudensonntag, Funkensonntag, Scheibensonntag, Hütte-, Burg- und Holepfannsonntag".
Die letzten drei Benennungen sind in der Eifel üblich, wo die Jugend eine Hütte oder Burg erbaut und anzündet. Das Material zu dem Feuer wird in den Häusern gesammelt, wobei ein Strohmann umhergetragen wird, der eine Pfeife aus einer Kartoffel oder Rübe im Munde, einen Hut auf dem Kopfe und ein Tuch um den Hals hat.
Die einsammelnden Kinder singen:

Stroh, Stroh und Schanzen,
Schier (heut) Abend gehn wir tanzen.
Get (gebt) uns jet (etwas) und laßt uns gohn (gehn).
Wir stien auf spitzen Steinen,
Wir duhn uns weh an den Beinen.

Dann wird der Strohmann auf die von dem gesammelten Brennmaterial erbaute Hütte gestellt, diese angezündet und unter großem Jubel mitsamt dem Manne verbrannt.

In Schwaben, Bayern und Tirol bezeichnet man die Sitte, Feuer abzubrennen, mit dem Namen Funken- oder Scheibenschlagen, wovon der Sonntag Invocabit den Namen Funken- oder Scheibensonntag führt.

Ausführliche Informationen gibt es unter Scheibenschlagen

In Wurzach wurde er folgender Weise gefeiert. Mittags 12 Uhr gingen einige junge Burschen im Städchen herum, hinter ihnen fuhr ein mit Pferdchen bespannter Wagen. Vor jedem Haus wurde gehalten und gerufen:
Holz und Stroh,
Wird der Funken hoch.

Bekamen sie kein Holz oder Stroh, so nannten sie die Hausfrau eine Hexe. Auf einer Anhöhe angekommen, wurde eine mitgebrachte lange Stange an der Spitze mit Stroh umwunden; eine Weiberfigur als Hexe angekleidet und zuletzt ein alter Hut ihr aufgesetzt. Wenn die Betglocke ertönte, so wurde der Funken (so nannte man das Feuer) angezündet und das Funken- und Scheibenschlagen begann. Die Scheiben waren dünne viereckige Brettchen, in der Mitte durchbohrt. Solche Scheiben konnte ein Bursche oft 40-50 an einer Schnur umhängen haben. Die Scheibe wurde angebrannt und in die Luft geschleudert. Dabei rief man jedes mal:
Scheib, Scheib ein,
Das soll der R. zum Lädle `nein.

Wessen Scheibe am höchsten ging, der war Sieger und stand bei seiner Angebeteten in hohem Ansehen. Das Scheibenwerfen wurde fortgesetzt, bis die Hexe fiel. Am Feldberg besteht die Sitte noch heute. Die Burschen singen beim Scheibenschlagen:
Schib, Schib, Schib,
Schib wohl über de Rhi,
Beam soll denn de Schib si?
De Schib got krumm, de Schib got grad,
Got reacht, got schleacht
Sie got dem R. R. naben reacht.
Got sie net, so gilt sie net.

Das Scheibenschlagen wird schon im Jahre 1090 erwähnt, wo die prächtige Kirche und ein großer Teil der Gebäude des Klosters Lorsch infolge des Emporschleuderns einer brennenden Holzscheibe vernichtet wurde.

In Franken ließ man ein brennendes Rad den Berg hinunter rollen, wie es bereits im Anfang des 16. Jahrhunderts Johannes Bohemus Aubanus beschreibt. Auch Sebastian Franck erzählt davon: "Zu Mittelfranken flechten sie ein altes Wagenrad voller Stroh, tragens auf einen hohen, jähen Berg, haben darauf den ganzen Tag einen guten Mut, mit vielerlei Kurzweil, singen, springen, tanzen, Geradigkeit und andere Abenteuer; um die Vesperzeit zünden sie das Rad an und lassen es mit vollem Lauf ins Tal laufen, das gleich anzusehen ist, als ob die Sonne vom Himmel lief."
Mit diesem Vergleich will Sebastian Franck die herrschende Anschauung wieder geben, daß das Rollen des brennendes Rades symbolisch auf die Wiederkehr des siegenden Sonnenrades zu beziehen sei. Den Namen Holepfannsonntag führt der erste Fastensonntag in Tirol. Bei einbrechender Nacht werden auf allen Hügeln zahllose Feuer, holepfannen genannt, angezündet und glühende Erlenholzscheiben in das Tal hinabgeschleudert.
Man singt dabei:
Holepfann, Holepfann,
Korn in der Wann,
Schmalz in der Pfann,
Pflug in der Erd,
Schau, wie die Scheib aussireart.

An anderen Orten werden die Feuer von den älteren Knaben auf Äckern und Wiesen angezündet, wobei mit Büchsen und Pistolen geschossen wird, während die kleineren mit Schellen und Glocken "das Korn aufwecken". In Schwaben zündet man Fackeln an und zieht auf und ab durch Saatfelder. Es soll dieses Saatleuchten die Saaten im künftigen Sommer vor Blitz und Hagel schützen und auch dazu beitragen, daß das Getreide wachse. Das Feuer war so heilig, daß man sagte:
"Wenn der Mensch am Funkensonntage keine Funken macht, so macht sie der Herrgott durch ein Wetter."

Quellenangabe:
Die deutschen Feste in Sitte und Brauch von Rudolf Reichhard (Pfarrer), zweite Auflage 1911


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