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Gründonnerstag, Antlaßtag
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Gründonnerstag - Aberglaube, Sitte und Brauch am Gründonnerstag

Der 5. Tag der stillen Woche heißt Gründonnerstag
Er ist dem Andenken an die Einsetzung des heiligen Abendmahls und an die Fußwaschung geweiht. Zu einem Festtag wurde er unter Papst Leo II. 692 erhoben. Der Name Gründonnerstag stammt aus dem 12. Jahrhundert. Die von der Kirche Ausgeschlossenen, von deren Wiederaufnahme in die Kirche der Tag vielfach auch Antlaß-, d. i. Ablaßtag heißt, mußten während der Fastenzeit bei jedem Gottesdienst in Bußgewändern an den Kirchentüren stehen, aber am Tage ihrer Wiederaufnahme schmückten sie sich mit dem ersten Frühlingsgrün. Sie hießen daher kurzweg "Die Grünen", und der Tag, an welchem sie wieder aufgenommen wurden, hieß dies viridium, d. i. Tag der Grünen. Jedenfalls stammt daher das Wort Gründonnerstag.

Nach anderer Deutung wird die Benennung noch abgeleitet von dem an diesem Tage gesprochenen Bibelwort Psalm 23,2: "Er weidet mich auf einer grünen Aue." Holzmann nimmt in seiner "Deutschen Mythologie" an, daß der Name sich auf nichts Christliches beziehe, sondern auf die Sitte des Essens von den grünen Kräutern an einem Donnerstag, dem heiligen Tag des Frühlingsgottes Donar, wie denn überhaußt mit dem Gründonnerstag mancherlei abergläubische Sitten und Bräuche verbunden sind, welche vermuten lassen, daß dieser Tag schon lange ein dem Donar, dem Schützer des Landbaues, besonders heiliger Tag war, ehe er als christlicher Feiertag auftrat.

Im Odenwald und in der Wetterau, auch sonst in einem Teil Norddeutschlands benutzt man ihn mit Vorliebe zum Säen, das unter dem Geläut der Glocken geschieht. In Ostpreußen muß an diesem Tag die älteste Jungfer des Bauerngutes rücklings vom Tisch springen, dann wird der Flachs recht lang. In Holstein schöpft man heilkräftiges Wasser aus Quellen und Brunnen und am Rhein heißt es, wer am Gründonnerstag fastet, bekommt das ganze Jahr über kein Zahnweh.

Allgemein besteht in Deutschland der Brauch, am Gründonnerstag außergewöhnliche Speisen zu essen. Besonders ist es allgemein üblich, etwas Grünes zu genießen, denn davon bleibt man nach dem Volksglauben gesund und ist das ganze Jahr über vor Geldmangel geschützt. Schnittlauch, Spinat, Grünkohl und die jungen Sprossen des Rapskohls werden mit Vorliebe gegessen. In Hamburg und Altona kochen die Frauen eine Kräutersuppe, zu welcher sie sieben Arten Kräuter nehmen, in Hessen, dem Königreich Sachsen und in der Neumark ein Gemüse von neunerlei Kräutern, ein Brauch, von welchem schon Rollenhagen in seinem "Froschmeuseler" zu 1609 berichten weiß; in Böhmen gibt es "Spinatkrapfen", d.h. mit Spinat gefüllte Krapfen und in Schwaben "Laubfrösche" oder "Maulschellen", das sind mit Gemüse gefüllte Nudeln. Ebenso werden in manchen Gegenden besondere Brötchen gebacken, die in Hamburg "Judasohren", in Böhmen "Judasbrötchen" und in Sachsen "Honigbrötchen" heißen. In Mitteldeutschland wird am Gründonnerstag Honig gegessen; wer es versäumt, wird zum Esel.

Auch den Eiern, die an diesem Tag gelegt sind — "Antlaßeier" genannt — schreibt man besondere Eigenschaften zu. Sie schützen nach süddeutschem Volksglauben vor allerhand Leibesschaden und bringen Glück. Werden sie ausgebrütet, so entstehen aus ihnen, wie die abergläubischen Alten in Westfalen wissen wollen, lauter Hähne, die jährlich die Farbe wechseln. Wenn man in der Kirche bei Sonnenschein durch sie hindurchsieht, kann man alle in der Gemeinde vorhandenen Herzen erkennen, ebenso wenn man sich mit dem Ei in der Tasche auf einen Kreuzweg stellt. Wer ein solches Ei bei sich trägt, sieht und erkennt überhaupt vieles anderen Menschen Verborgene

Seit dem Mittelalter ist auch die zweite Haupthandlung an diesem Tag, die Fußwaschung, üblich, welche vom Papst in der Klementinischen Kapelle an 12 greisen Bettlern, ferner auch vom Kaiser von Österreich und dem Regenten von Bayern vorgenommen wird. Letzterer legt bei der Zeremonie sein Schwert und die Kopfbedeckung ab. Ein Priester mit einer silbernen Platte schreitet ihm voraus, kniet vor jedem der geladenen zwölf armen Personen nieder, hält die Platte unter den vorgestreckten Fuß des Mannes, der Regent gießt etwas Wasser auf den Fuß und der hinter ihm stehende Stiftsprobst, der den Rang eines Bischofs hat, trocknet den Fuße ab. Sodann hängt der Regent jedem der "Apostel" ein Beutelchen mit Geld um den Hals. Nach der Fußwaschung, zu welcher die Auserwählten neue Kleidung erhalten, findet im Residenzschloss die Speisung der 12 Apostel statt. Im protestantischen Hohenzollernhaus ist Beichtgang und Abendmahl am Gründonnerstag ständige Sitte.

Quelle:
Die deutschen Feste in Sitte und Brauch von Rudolf Reichhardt, Pfarrer; zweite Auflage von 1911


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