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Das Dreschen - einst und jetzt
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Das Dreschen - einst und jetzt - von Hubert Teplitzky, ehem.Kreisheimatpfleger im Landkreis Schwandorf

Das Dreschen war früher um Michaeli bis Fastnacht hin eine harte Arbeit, die einen Großteil des Winters ausfüllte. Mühsam, wie es von Hand gesät und geerntet worden war, musste das Getreide auch gedroschen werden. Was früher tagelanger harter Muskelarbeit, verbunden mit viel Schweiß, bedurfte, erledigt ein Mähdrescher in ein paar Stunden. Dabei wird in einem Arbeitsgang das Getreide gedroschen, das Stroh gepresst und die Körner in Säcke gefüllt oder auf mitgeführten Wagen ins Lagerhaus transportiert.

Bild Dechentreiter

Dechentreiter

Diese Dreschmaschine wurde erst mit Pferden, später mittels eiem Traktor von Hof zu Hof transportiert und über eine Schwungscheibe durch eine Dampfmaschine angetrieben.

Wie noch heute in manchen Teilen des Orients, wurde bei den alten Völkern das Ausdreschen des Getreides durch Zugtiere vorgenommen, die man über im Freien ausgebreitetes Getreide trieb. Dazu sind Rinder, Maultiere, Esel und später auch Pferde verwendet worden. Dann kamen Dreschschlitten und Dreschwagen auf, wie sie ebenfalls im Orient und Teilen Afrikas noch heute anzutreffen sind. Der Dreschschlitten war ein schlittenartiges Gefährt aus dem unten spitze Steine hervorragten; am Dreschwagen waren unten Walzen angebracht. Mit beiden Gefährten konnte man das Loslösen der Getreidekörner leichter erreichen als mit dem Hinübertreiben der Tiere.

Bei den alten Römern wurden übrigens auch manche Getreideernten durch Klopfen mit Stöcken ausgedroschen. Aus diesen Dreschstöcken wurden dann die Dreschflegel, die also eine Erfindung der Römer sind. Nach dem Ausdreschen mit den Dreschflegeln, das noch einigen älteren Mitbürgern geläufig ist, kam die Dreschmaschine. Zu allererst hand-angetrieben, dann "mit dem Dampf", der Dampfmaschine, die mittels einer Schwungscheibe und einem Lederriemen ein Schwungrad an der Dreschmaschine in Bewegung setzte, später ersetzt durch Traktoren und zuletzt durch Elektromotoren, die die Dreschmaschine betrieben. Heute erledigen dies Mähdrescher.

Drischl-Dreschen 1988

Drischl-Dreschen 1988

Nachgestellte Szene eines Dreschvorganges im Dreitakt: "Stich d´Katz o, stich d´Katz o."

Einst konnte man im Herbst (Zeit des Dreschens) alltäglich schon frühmorgens das gleichförmige Klopfen der 'Drischeln' (Dreschflegel) von den Tennen hören. Das 'Drischldreschen' war nicht leicht und es bedurfte vieler Übung und Erfahrung, um im genauen Takt mitzuhalten, ob nun 'z'wanda', 'go dritta', 'go vöiata' usw. (zu zweien, zu dritt, zu viert) gedroschen wurde. Es war kaum Zeit, sich mit dem Handrücken oder gar mit dem Sacktüchl den Schweiß von der Stirn zu wischen. Und wer 'af n'Denna' (auf der Tenne — festgestampfter Lehmboden) stundenlang den Dreschflügel geschwungen hatte, konnte hinterher vor Müdigkeit kaum 'hatschn' und brauchte nicht mehr zu sagen: „Herrgott, straf mich!"

Wer sich's aber leisten konnte und wer was auf sein Renommee hielt, der ließ „Dampfdreschen".„Da Dampf kummt", oder n' Dampf kröign ma", sagten die Bauern, mit einer gehörigen Portion Stolz in der Stimme. Die Dreschmaschine wurde vom „Dampf" (Dampfkessel), einem großen, fauchenden Ungeheuer, angetrieben. Der Maschinist bediente die Dreschmaschine, der Heizer den Kessel. Der Heizer war immer schwarz wie ein Mohr. Er musste Holz und Kohlen nachheizen und für die richtige Temperatur sorgen. Mit einer Pfeife, die am Dampf angebracht war, gab er das Zeichen für Beginn und Ende der Arbeit.

Heute übernimmt diese Arbeit, sobald die Sonne die Halme des Getreides gebleicht hat und dies reif ist für die Ernte, ein motorisiertes Ungetüm, "der Mähdrescher" mit vielen Pferdestärken und Schnittbreiten bis zu sechs und mehr Meter. Was früher tagelanger harter Muskelarbeit, verbunden mit viel Schweiß, bedurfte, erledigt so ein Monster in ein paar Stunden. Dabei wird in einem Arbeitsgang das Getreide gemäht, ausgedroschen, gepresst und gebündelt, die gedroschenen Körner in Säcke abgefüllt oder auf mitfahrende Wägen transportiert und kann vom Felde aus direkt zu den Lagerhäusern gefahren werden. Das war jedoch nicht immer so.

Das Dreschen war eine schwere aber auch lustige Arbeit. Manch derbes und vieldeutiges Wort flog zwischen Männern und Frauen hin und her! War ausgedroschen, wurde noch einmal tüchtig gegessen, und es heißt wahrscheinlich nicht umsonst: „Der frisst wie ein Drescher!" Und bei diesem Abschlussessen wurde nicht geknausert. Dresch- und Dampfmaschine mussten anschließend dann zum nächsten Bauern gefahren werden, was meist mit starken Pferden besorgt wurde.

Im Wirtshaus fand dann das Renommieren kein Ende; natürlich wollte jeder Bauer den anderen übertrumpfen! Die älteren Bauern rechneten unter sich meist nicht nach Gewichten, sondern nach alten bayerischen Maßen: so waren ein Napf etwa 12 Liter, ein Metzen etwa 37 Liter, ein Eimer etwa 62 Liter und ein Scheffel etwa 220 Liter. Ein Napf sah aus wie ein hölzerner Krug, ein Metzen hatte die Form eines großen runden Hafens (Topf). Die Größe ihrer Grundstücke gaben die Bauern nur nach Tagwerken und Dezimalen an, ein in der Oberpfalz noch heute gebräuchliches Flächenmaß.
Man spricht so viel von der „guten, alten Zeit!" Doch wer sehnt sich in punkto harter Arbeit wirklich noch danach zurück?

Fotos:

  • Bild Dechentreiter: Diese Dreschmaschine wurde erst mit Pferden, später mittels eiem Traktor von Hof zu Hof transportiert und über eine Schwungscheibe durch eine Dampfmaschine angetrieben.
  • Bild Drischl-Dreschen 1988: Nachgestellte Szene eines Dreschvorganges im Dreitakt: "Stich d´Katz o, stich d´Katz o."

Inhalt mit freundlicher Unterstützung von
Hubert Teplitzky, ehem.Kreisheimatpfleger im Landkreis Schwandorf
92526 Oberviechtach (Bayern)
Autor des Textes: Hubert Teplitzky
Titel: Das Dreschen - einst und jetzt
Copyright: Hubert Teplitzky
Date: 25.01.2017 10:49

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