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Ernte
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Ein ausführlicher Bericht über die traditionelle Fertigung einer Erntekrone gibt es Hier.

Ernte - franz. Recolte; engl. Harvest, Crop; ital. Raccolta

Ernte, das Geschäft des Einbringens der angebauten Gewächse, besonders der reifen Feldfrüchte, unter den Geschäften der Landwirtschaft eins der wichtigsten, von dessen günstigem Verlauf der Lohn für die anstrengenden Arbeiten und bedeutenden Opfer eines ganzen Jahres abhängt.

Fast jede Feldfrucht macht ein besonderes Verfahren bei der Ernte nötig; nur die Getreideernte ist bei den verschiedenen Getreidearten im wesentlichen gleich. Hautsache bei der Ernte ist schnelle Geschäftsförderung, eben um den Körnerverlust vorzubeugen, als um die oft schnell vorübergehende günstige Witterung zu benutzen. Daher müssen die nötigen Vorbereitungen (Reinigung und sonstige Herrichtung der Scheunen, Anfertigung der Garbenbänder von Roggenstroh, Schilf Etc. Bereitschaft der nötigen Fuhren Etc. Herrichtung der Geräte und Maschinen mit Fürsorge für Reserveteile Etc.) vor dem Beginn der Ernte getroffen sein.

Die Bestimmung des richtigen Zeitpunkts für den Beginn der Ernte ist ein zweiter höchst wichtiger Punkt, dessen Nichtbeachtung bedeutenden Verlust zu Folge haben kann. Abgesehen von manchen Meinungsverschiedenheiten, die unter den Sachverständigen hierüber obwalten, wird besonders die Witterung dabei den Ausschlag geben; z. B. bei anhaltend nasser Witterung muss man das Getreide möglichst reifen lassen, da unreif geschnittenes leicht auswächst. Am reifsten müssen alle zur Wiederaussaat bestimmten Früchte werden, und hierzu darf selbst ein gewisser Verlust durch Überreife einiger Körner nicht gescheut werden. Getreide, welches rasch verbraucht wird, kann minder reif sein als das, welches länger aufbewahrt werden soll; solches, welches sofort auf dem Feld gedroschen wird (Mit Maschinen), und solches, welches in den abgeschnittenen Halmen nachreifen kann, schneidet man vor vollendeter Ausreifung aller Körner, ebenso alle Arten, deren Ähren bei zu großer Hitze und Ausreifung leicht brechen (z.B. Gerste), oder Schotenfrüchte, deren Samen durch Platzen der Schoten leicht ausfallen (Rapsarten). Gegen die Reifezeit hin wandern die wichtigsten Nährstoffe von den Wurzeln und Stengeln mehr und mehr in die Blätter und Ähren, zuletzt in die Körner. Je länger die Früchte auf dem Halm stehen, um so gehaltloser wird das Stroh; je früher man schneidet, um so nahrhafter ist das Futter, für welches die beginnende und die Vollblüte als beste Erntezeit zu bezeichnen ist. Etwa 4 Wochen vor der Reife sind die Körner süß und milchig; infolge der Umwandlung des Zuckers in Stärkemehl und der Verdickung der Milch zu Kleber und Eiweiß werden sie nach und nach fest. Ist diese Umwandlung vollendet, was ungefähr 14 Tage vor völliger Reife geschieht, so enthalten die Körner die größte Menge von Stärkemehl und Kleber. Werden sie also zu dieser Zeit eingeheimst, so sind sie am schwersten und haben die dünnste Schale, daher sie den größten Ertrag an Feinmehl und den geringsten an Kleie geben. Wird das schneiden länger hinaus geschoben, so bekommen die Körner infolge der fortschreitenden Reife eine dicker Schale, indem sich das Stärkemehl zum Teil in Holzfaser umwandelt, wodurch wohl ein größerer Ertrag an Kleie, aber ein Verlust an Feinmehl bewirkt wird. Wartet man, wie es noch oft zu geschehen pflegt, mit dem Anfang der Roggenernte, bis die Körner hart geworden sind, so wird bei ausgedehnterer Ackerbestellung und, wo die Arbeitskräfte nicht in dem erforderlichen Maß vorhanden sind, der Roggen auf den zuletzt an die Reihe kommenden Feldern überreif, was meist einen bedeutenden Körnerausfall zu Folge hat. Verursacht ungünstige Witterung hierbei noch weitere Verzögerung, so wird auch die Ernte der übrigen Früchte über die Gebühr hinaus geschoben, wodurch weitere Verluste herbei geführt werden.

Am besten ist es, mit der Roggenernte zu beginnen, wenn die Umwandlung der Pflanzensäfte in Stärkemehl stattgefunden hat, die Körner aber unter dem Druck des Fingers noch nachgeben. Den zuerst gemähten Roggen setzt man in Puppen (siehe unten) zur Nachreife und, um die Arbeit des Einfahrens zu ersparen, später geschnittenen, welcher minder lang auf dem Feld nach dem Schnitt stehen bleiben soll, zumal bei günstigem Wetter, in luftige Kreuzmandeln (siehe unten). Die Ernte des Weizens ist in Angriff zu nehmen, wenn die Farbe der zwei obersten Halmknoten bräunlich zu werden anfängt und der untere Teil des Halms die grüne Farbe verloren hat, während die Körner ebenfalls unter dem Druck der Finger noch nachgeben müssen. Die Gerste muss zeitig geerntet werden. Hafer kann am meisten ausreifen. Hirse, Hanf, Mais reifen sehr ungleich; es muss deshalb entweder, was bei Reihensaat möglich ist, zu verschiedenen Zeiten geerntet, oder der Zeitpunkt abgepasst werden, in welchem möglichst wenig unreife Körner (Stengel, Kolben) und möglichst wenig überreife vorhanden sind.

Was das Verfahren beim Einernten der Halmfrüchte betrifft, so sind die meisten Landwirte darüber einverstanden, dass der Gebrauch der Sense in der Regel dem der Sichel vorzuziehen ist und zwar besonders wegen der Zeitersparnis. Beim Wintergetreide ist das Anhauen und Abrassen, beim Sommergetreide das Schwadhauen und Harken zweckmäßiger. Neuerdings bedient man sich vorzugsweise der Mähmaschinen, auch für Gras und anderes Futter und der Ausgrabepflüge für Kartoffeln.

Oft sehr empfehlenswert ist das sogenannte Puppen des geschnittenen Getreides, was auf folgende Weise bewerkstelligt wird. Unmittelbar nach dem Sensenhieb wird das Getreide gebunden und eine Garbe auf die Sturzenden gerade in die Höhe aufgestellt; um diese lehnt man dann mehrere Garben, gewöhnlich 8, zuweilen auch nur 4, schräg an und bedeckt diese zuletzt mit einer Garbe, deren Ähren rund herum abwärts hängen, wie mit einer Haube. Diese Deckgarbe muss stärker gemacht und recht fest, möglichst am Sturzende, gebunden werden. Das in solche Puppen gesetzte Getreide hält sich bei sorgfältiger Ausführung der Arbeit auch bei anhaltend nasser Witterung sehr gut, reift vollkommen nach, hält sich auch nach dem Einbringen in die Scheune gut, lässt sich leicht ausdreschen und gibt auch gutes Stroh. Bei Sommergetreide möchte das Puppen aber nur dann zu empfehlen sein, wenn das selbe die gehörige Länge hat; doch ist es auch bei der Gerste und dem Hafer mit Nutzen anzuwenden.

Unter den Übrigen Aufstellungsweisen des geschnittenen Getreides sind besonders noch die Kreuzmandeln zu erwähnen als geeignet für den später geschnittenen Roggen und bei günstiger Witterung. Es werden hierbei zuerst 4 Garben horizontal und kreuzweise so auf die Erde gelegt, dass die Ährenenden in der Mitte aufeinander zu liegen kommen und zwar werden sie auf diese Weise dreifach aufeinander gelegt, so dass ein aus 12 Garben bestehendes Kreuz entsteht; auf einen Flügel desselben legt man darauf 2 Garben und auf diese wieder eine Garbe in der Weise, dass die Sturzenden nach Morgen gerichtet, die Ähren aber abwärts nach der Wetterseite zu gerichtet sind und ein schönes dach bilden. Pyramiden bildet man, indem man 2 Garben gegen einander so anlehnt, dass die Ähren in die Höhe stehen, dazwischen wieder zwei Garben ebenso aufstellt und die Zwischenräume mit 4 Garben ausfüllt.

Garbenkästen entstehen, wenn man eine Garbe in die Mitte und 4 Garben um dieselbe herum stellt, in die Zwischenräume weitere 4 Garben bringt und auf sämtliche Garben eine Garbe als Hut aufstülpt.

Dachhaufen, wenn man 2 Garben über einander auf die Erde legt und zwar in der Weise, dass das Sturzende der einen nach Süden, das der anderen nach Norden gerichtet ist und auf diese erst 6, dann 4 und 3 Garben so legt, dass sie einen Haufen mit einem nach Westen schräg ablaufenden platten Dach bilden. Gewöhnlich wird das Sommergetreide in solche Dachhaufen gesetzt, wiewohl es ratsamer ist, dasselbe einige Tage nach dem Mähen in kleine Spitzhaufen aufzustellen und diese erst beim Einfahren zu binden.

Solche Spitzhaufen bildet man, indem man beim Aufharken der Schwaden starke Wickel bildet, diese in eine Spitze zusammen gedrückt aufstellt und die Sturzenden kreisförmig ausbreitet.

Um dem Auswachsen des geschnittenen Getreides (siehe Auswachsen des Getreides) vorzubeugen, wozu besonders regnerische, windstille Witterung mit abwechselndem Sonnenschein Veranlassung gibt, muss man die noch in Schwaden auf dem Feld liegende Frucht mit dem Harkenstiel oder mit der Hand wenden und die schon gebundene und aufgeschichtete wieder in Garben zerlegen und ausbreiten. Nach dem Aufbinden und Aufschichten wird das Feld behufs des Sammelns der liegen gebliebenen Ähren nachgeharkt, was entweder mit dem gewöhnlichen Rechen, oder der Hungersharke, einem großen von Menschen oder Tieren gezogenen Rechen, geschieht oder auch mit Hilfe der Kornharke, die aus einem auf zwei eisernen Rädern ruhendes Gestell besteht, an dessen vorderem Balken eiserne, bewegliche, dicht aneinander stehende, gekrümmte Zähne befestigt sind. Eine weitere Hauptregel ist endlich, dass alle Halmfrüchte nur in trockenem Zustand eingefahren werden, weil sie, nass in die Scheune gebracht, hier mehr dem Verderben ausgesetzt sind als beim ungünstigsten Wetter auf dem Feld. Daher muss man heitere, sonnige Tage zum Einfahren wählen. Das Einbansen (das eingeerntete Getreide schichtweise in die Scheune legen) des Getreides erfolgt in Scheunen so, dass demselben möglichst starker Luftzug nicht abgeht, besonders in dem Fall, wenn es nicht vollkommen trocken eingebracht werden kann, oder auch in Feimen (Mieten, Triesten, Diemen) mit und ohne Feimgestelle. Letzteres Verfahren findet immer mehr Anklang, da man bedeutend an Arbeit während der Ernte spart und im Winter Zeit genug zum Einfahren der Feimen hat; gut gesetzt und gut bedeckt (mit Stroh, Schilf Etc.) hält sich Futter und Getreide in denselben mindestens so gut wie in Scheunen, welche außerdem auch ein beträchtliches Kapital repräsentieren und kostspielige Unterhaltung erfordern.

Die Ernte der Ölgewächse, mit Ausnahme der des Mohns, wird fast auf gleiche Weise und mit denselben Instrumenten wie die Getreideernte vollführt. Hierbei ist es aber von besonderer Wichtigkeit, den richtigen Zeitpunkt der Ernte zu beachten und nötig, die Gewächse, die bei hohem, starkem Halm jederzeit am vorteilhaftesten mit der Sichel abgenommen werden, sogleich nach dem Abschneiden in Bunde zu binden und diese in Haufen gestellt abtrocknen zu lassen, sowie beim heimfahren derselben die Erntewägen mit großen Leinwandplanen zu bedecken und mit groben Segeltuch auszuschlagen oder gleich auf dem Feld auszudreschen. In der Heuernte und zunächst zum Abbringen des Grases, des Klees, der Luzerne, der Esparfette und der sonstigen Futterkräuter dient fast ausschließlich die Mähmaschine oder die Sense in einfacher Form ohne Gerüst, Bügel Etc. (die sogenannte Grassense); denn nur sehr selten und im kleinen findet die Sichel hier Anwendung.

Bei der Obsternte entnimmt man die Früchte den Bäumen entweder durch schütteln, oder durch Abschlagen, oder durch sorgfältiges Abpflücken derselben mittels der Hand. Ersteres findet nur bei geringeren und besonders harten Obstsorten, namentlich dann statt, wenn dieselben für den sofortigen Verbrauch, nicht aber zu längerer Aufbewahrung bestimmt sind; das zweite kommt nur bei Abnahme der verschiedenen Arten Nüsse vor; das dritte Verfahren aber macht sich bei allen feineren, besseren Obstsorten, z.B. bei Kirschen, Aprikosen, Pfirsichen, und edleren Äpfel- und Birnenarten, nötig, um so mehr, wenn diese längere Zeit aufbewahrt werden sollen.

Die Ernte der Kartoffeln und anderer Knollen- oder Erdgewächse, Z. B. aller Rübenarten, des Kohls Etc. erfolgt nicht sowohl zur Zeit ihrer eigentlichen Reife im botanischen Sinn, da dies bei den meisten, namentlich bei den Kohl- und Rübengewächsen, im Jahr ihrer Verwendung gar nicht eintritt, sondern in der Regel so spät im Herbst, als es die Frucht vor Frösten oder sonst ungeeigneter Witterung gestattet. Das Ausnehmen der Kartoffeln, welche jedoch gut ausgereift sein müssen, weil sie unreif ungesund, ärmer an Stärkemehl und unhaltbar sind, geschieht auf verschiedene Weise. Am vorteilhaftesten ist das Auspflügen derselben, außerdem sin der Spaten oder die Gabel die geeignetsten Werkzeuge. Rüben und sonstige Wurzelgewächse werden gewöhnlich mit den selben Werkzeugen wie die Kartoffeln ausgenommen oder mit der Hand ausgezogen und von ihren Blättern befreit, in Kellern oder Erdgruben aufbewahrt.

Von Alters her war die Ernte, von deren Ausfall das materielle Wohl der meisten Menschen abhängig ist, mit religiösen Gebräuchen, Volksbelustigungen, Tänzen, Spielen verknüpft. So begingen die alten Griechen zur Erntezeit Feste zu Ehren der Demeter, an deren Stelle bei den Römern Ceres trat. Auch die alten Deutschen pflegten vor dem ersten Schnitte die Hilfe der Götter anzurufen und ihnen wohl auch die ersten Garben zu weihen. Hieran erinnert noch das in manchen Gegenden Deutschlands übliche Stehenlassen eines Büschels Ähren, die man mit Kornblumen umwindet (Mockel). Die christliche Kirche setzte an die Stelle der altheidnischen Dankopfer ein Erntedankfest, welches noch jetzt und zwar in Norddeutschland meist am Sonntag nach Michaelis (29. September) begangen wird. Unter den Vergnügungen, welche nach vollbrachter Einfuhr des Getreides den Arbeitern vom Gutsherrn bereitet werden, ist die gebräuchlichste das Erntebier, eine Tanzbelustigung, bei welcher den Arbeitern Bier verabreicht und von diesen dem Festgeber eine Erntekrone oder Erntekranz überreicht zu werden pflegt.

Quellenangabe:
Meyers Konversations-Lexikon, eine Encyklopädie des allgemeinen Wissens, Dritte gänzlich umgearbeitete Auflage, sechster Band, Seite 309-311 von 1875


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