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Johanniskräuter, der Pflanzen- und Kräuterkult
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Johanniskräuter, der Pflanzen- und Kräuterkult  — 

Dem Menschen galt der Johannistag geradzu als ein Wendepunkt im Wachstum des Grases. Der Pfälzer drückt dies mit dem Spruch aus: Vor dem Johannstag Gras, nach dem Johannestag Gräsel (wegen der Hitze). Die Kräuter und Blumen duften da am stärksten und würzigsten. Balsamischer Wohlgeruch durchzieht die laue Nacht. Der Johanniszauber!
Was Wunder, wenn unsere Vorfahren den Blumen und Kräutern um diese Zeit eine erhöhte Heil- und Zauberkraft zuschrieben und wenn sie deshalb um Johanni damit die Häuser schmücken und diese zu schützen suchten! Das geschieht beispielsweise fast überall noch in der Vor- und Hinterröhn.¹)
Da wird „der obere Balken der Türe mit einer Girlande von Kornblumen, Johanniskronen, Pfingstrosen und Feuerlilien umwunden“, oder wir sehen über dem Eingang den sogenannten DOST (dekorativer Aufhänger)
Zu diesem Kranz verwendet man die Blüten des gelben Mauerpfeffers (Fetthenne, Sedum), der Massenhaft auf dem Gestein des Kreuzberges etc. wächst.
Kinder holten etliche Tage vor Johanni die sattgelben Blüten heim. Der Kranz blüht dann 4-6 Wochen an der Wand fort und bildet einen billigen Schmuck der oft ungetünchten Rhönhäuser. Doch das ist nicht die Hauptsache! Nach altgermanischem Volksglauben war nämlich der Mauerpfeffer, wie viele andere feuerrote und gelbe Blumen, einmal ein dem flammäugigen, rotbärtigen Donnergotte geweihtes Kraut, dem man die Kraft zuschrieb, daß er das Heim gegen Blitzschaden zu schützen vermöchte.

Im bayerischen Wald (Regen) macht man noch heute zum Sonnwendtag aus Zittergras (Sonnwendschlepperln), Johannisblumen (Arnika), weißen und rotem Klee und Haselnußreisig Sträußchen und hängt sie an die Fenster. Auch aus dem roten Thymian (Kornkrautarat) vom Kranzltag (Fronleichnam) werden Kränzchen geflochten und damit das Kruzifix zu Hause und die Feldkreuze gekrönt.

In der Steiermark nimmt man zum Sonnwendbuschen Pfingstrose, Frauenmantel, Stabiose, Johanniskraut, Feuerlilie, Maßlieb, Wetterdistel, Thymian, Bergkraut, Butterblümel (Dotterblume), Eichenlaub, Zittergras und sauerampfer (13erlei).
Sehr beliebt ist auch folgende Zusammensetzung: Johanniskraut, Frauenhaar, Wucherblume, Thymian, Dotterblume, Bocksbart, Rotklee, Vergißmeinnicht und Haselzweige (9erlei)

Johanniskraut (Hyperiucum perforatum)
Es gibt kein Fest im Jahreskreislauf, an welchem der Pflanzen-und Kräuterkult sich einer größeren Bedeutung erfreut, als das Johannisfest. Der Grund liegt sehr nahe, denn die Pflanzen entfalten um diese Jahreszeit ihre höchste Kraft, duften sehr gut und entwickeln heilsame Kräfte. „Nach Johanni gehts abwärts draußen“, sagt der deutsche Landmann und allgemein gilt die Regel: „Johanni fällt das erste Laub.“ Von den vielen Johanniskräutern, deren Heilkraftgeschätzt wird, nimmt das gelbblühende Johanniskraut die erste Stelle ein. Nach dem uralten Volksaberglauben besaß die Pflanze eine Kraft gegen Hexerei und Zauberei und den Teufel wie sonst kaum ein anderes Kraut. Auch die Teufelsfuchtel (Fuga Daemonum) wurde bei alten Botanikern als Hauptmittel gegen Zauberei und Teufelsmacht genannt. Diese gab man den Hexen und Zauberern vor der Tortur, um die Wahrheit an den Tag zu bringen. Eine Arznei aus Johanniskraut und Distelsamen war bei den Hexenverfolgern unter dem Namen Olebanum bekannt und sollte alles Teufelsgewalt in dem Gefolterten verrichten. Die durchscheinenden Punkte in den Blättern veranlaßten die Sage, daß der Teufel die Heilkräfte diesem Kraut mißgönne und daß er ihm so auffällig sei, daß er es in nächtlicher Weile mit Nadeln durchsteche. Als Zauber- und Heilkraut um Johanni, der Zeit der Sonnwende, stand das Johanniskraut oder 77 Löcherkraut immer obenan. Es heilte Krankheiten, es verjagte böse Geister, es schirmte im Kriege.

Heiratslustige Burschen und Mädchen befragten es als Orakel. Mädchen pflückten es mitten in der Johannisnacht und streuten es ins Wasser. Aus dem Aufblühen oder Verwelken erkannten sie, ob sie demnächst einen Freier bekommen würden oder nicht. Burschen rieben das Kraut und achteten auf die Farbe des Saftes. Rötliche Farbe bedeutete Gunst, grüne Untreue.

Beifuß (Artemisium vulgare)
Am Johannistag ist auch Beifuß bedeutungsvoll. Will man in Tirol einen weiten Weg unternehmen, so pflückt man Johanniskräuter vor Sonnenaufgang oder vor dem Abendgeläut und legt sie in die Schuhe, dann wird man nie müde. Plinius erwähnt bereits, daß, wer Beifuß an sich hängt, auf der Reise nicht ermüdet. Werden die gelben Blüten und Knospen zusammen gepreßt, so erhält man einen dunkelroten Saft, der einem Blutstropfen ähnelt. Die Landleute nennen dies St. Johannisblut und die Pflanze Alfblut (Elfenblut). In heidnischer Zeit war der Beifuß oder der Johannisgürtel dem Donar geweiht.

Wer ehemals um das Johannisfeuer tanzte, mußte einen Kranz von Johanniskräutern tragen und am Niederrhein flechten die Kinder Johanniskränze und werfen sie auf die Dächer, damit sie dem Haus Segen bringen.

Knabenkraut (Orchis maculata)
Johannisblumen nennt man auch in Mitteldeutschland vielfach das gefleckte Knabenkraut. In der Nacht vor dem Johannistag geht man auf die Wiesen, wo das Knabenkraut wächst. Sorgfältig gräbt man die Wurzeln aus, die oft aussehen wie Hände. Sie haben zwei, drei, ja fünf Finger. Hat man eine solche Hand gegraben, so säubert man sie und legt sie in seinen Geldbeutel (Geldbörse). Denn diese Wurzeln bringen nach dem Volksglauben Glück und wenn man sie immer bei sich in der Geldbörse führt, so bringen sie auch Geld. Die Tasche füllt sich immer wieder, sobald sie leer ist und man wird dadurch sehr reich. Die beliebtesten dieser Gklückshände sind die, welche die meisten Finger haben. In Leipzig werden die Wurzeln am Johannistag vor den Toren der Friedhöfe, insbesondere vor den Johannisfriedhöfen feil geboten. Man kauft sie gern. Sie sollen an Stelle der Allraunen, ehedem Heck- oder Glücksmännchen genannt, getreten sein.

Arnika
Eine Johannisblume ist auch Arnika. Die Pflanze wird besonders am Johannistag eingesammelt und die Wurzeln, vorzüglich aber die Blüten, werden auf Spiritus gesetzt um eine heilsame Tinktur für offene Wunden zu erhalten. Arnika wird unter das Dach gelegt und in der Stube aufgehängt, um Blitzschäden abzuwenden. Im Fichterlgebirge und in der nördlichen Oberpfalz (Steinwaldbezirk) verwendet man statt des Mauerpfeffers die sonnengelben Blüten der heilkräftigen Arnika. Mit ihr schmückt man am Johannistag Fenster und First des Hauses, die Türen der Scheunen und Ställe, um Blitzgefahr und Unfälle fernzuhalten. Überall steckte man am Anfang und am Ende der Äcker, besonders der Kartoffel- und Flachsfelder, welche ja die Hauptsache des dortigen Landwirtschaftsbetriebes bilden, Arnikabüschel, damit reicher Ertrag den Fleiß des Landmanns lohne.

Kamille (Matricaria chamomilla
Der Johannistag soll auch der Kamille bekanntlich eine der Hauptarzneipflanzen des Menschen, besondere Heilkräfte geben. In Ostpreußen werden die Kamillen für den Hausgebrauch nur am Johannistag gesammelt und da sie für die Apotheken auch an anderen Tagen gesammelt werden, so hat man ein allgemeines Mißtrauen gegen gekaufte Kamillen.

Rainfarn (Tanacetum vulgare) auch Wurmkraut genannt
Ein Zaubertrank ist auch der Rainfarn, der in der Johannisnacht gesammelt, unsichtbar machen soll.

Mauerpfeffer, Donnerkraut (sedum telephium) auch als Fette Henne bekannt
Im Bolmethal nennt man das Donnerkraut auch Johanneskrüt, wie in Schweden und am Johannistag steckt man eine Pflanze an und läßt alle Familienmitgliedern die Zweige berühren. Wachsen dann die Zweige in die Höhe, so bleibt die Gesundheit im Haus, wachsen die Zweige aber abwärts, so erwartet man einen Sterbefall.

Haus- und Dachwurz (Sempervivum tectorum)
Noch wirksamer als Mauerpfeffer und Thymian gegen Wildfeuer galt in alter Zeit die fettblättrige Haus- und Dachwurz. Besonderer Rhum war ihr auch als Heilmittel gegen Brandwunden zuteil.
Ich selbst entsinne mich noch aus meiner Jugendzeit, ¹) daß wir bei Brand- oder Schnittwunden rasch die kühlende Haut der Hauswurz ablösten und auf die Wunde legen mußten; sie wirkte gleich einem englischen Pflaster. In den Wurzgärten oder in erdgefüllten Ziegelscherben auf den Dächern der Bauernhöfe ist die Hauswurz mancherorts heute noch zu sehen.
Kaiser Karl der Große, der sich um die Einführung und Verbeitung aller Gartennutzgewächse verdient gemacht hat, soll die Anpflanzung des heilsamen Krautes geradezu befohlen haben. (Ille hortulanus habeat super domnum suam Jovis barbam; jener Gärtner soll Donnerbart auf seinem Hause haben.²)

In der Steiermark hat die Pflanze den charakteristischen Namen „ Donnerbart“ (bei den Römern hieß sie Jovis barba, Jupiterbart, nach dem unserem Donar entsprechenden römischen Donnergott Jupiter.)
Die Hauswurz besaß nicht nur die Kraft, den Blitz Donars vom Haus abzuwenden, sondern auch Seuchen und Hexen abzuhalten. Nicht ohne wohlweisliche Überlegung pflanzten unsere Vorfahren daher das Wunderkraut auf den Dächern der Kamine an; Durch den Schlot ging ja bekanntlich der Lieblingsweg der Unholdinnen. In hohem Ansehen stand die Hauswurz auch als Lebensorakel. Von ihrem mehr oder weniger üppigen Wachstum und Ausfblühen zog man Schlüsse aud das Gedeihen und Absterben der Menschen, ja des ganzen Geschlechtes, über dessen Haus die grünte. Das deutete auf Donar als Gott des absterbenden Lichtes, des Todes und der Unterwelt.

Bärlapp (Lycopodium clavatum)
Der Bärlapp war an Johanni dem Donar geweiht, den man an Stalltüren nagelte und in Schlafkammern aufhing oder auch als Gürtel um den Leib trug.

Hollerblüten
Die Hollerblüte wird in der 12ten Stunde gebrockt und getrocknet aufbewahrt, so ist es ein gutes Heilmittel für mancherlei. In Schmalz gebackene Hollerblüten samt dem Stengel nennt man Hollerküchlein und dürfen am Johannistag in keinem Haus fehlen. Leoprechting, Seite 184 ³)

Nußbaumzweige
Am Niederrhein hängt man am Johannistag mit Blumen geschmückte Nußbaumzweige über der Tür auf, um Unheil wie Blitz und Brand abzuwehren.

Maßlieb, (Bellis perennis) auch Maßliebchen oder mehrjäriges Gänseblümchen, Tausendschön, Monatsröserl oder schweizerisch Margritli genannt
In der Steiermark nimmt man dies zum Sonnwendbuschen (13erlei)

Feuerlilie (Lilium bulbiferum)
In der Steiermark nimmt man dies zum Sonnwendbuschen (13erlei)

Silberdistel (Carlina acaulis) auch als Wetterdiestel bezeichnet
In der Steiermark nimmt man dies zum Sonnwendbuschen (13erlei)

Thymian (Thymus vulgaris)
In der Steiermark nimmt man dies zum Sonnwendbuschen (13erlei)

Bergkraut
damit ist wohl die Straußblütige Wucherblume (Tanacetum corymbosum, Syn.: Chrysanthemum corymbosum L.) gemeint die auch als Gewöhnliche Straußmargerite bezeichnet wird, denn für die Region Kärnten bei Reichenau ist auch die Bezeichnung Bergkraut belegt.
In der Steiermark nimmt man dies zum Sonnwendbuschen (13erlei)

Butterblümel (Caltha palustris) auch bekannt als Sumpf-Dotterblume
In der Steiermark nimmt man dies zum Sonnwendbuschen (13erlei)

Zittergras (Sonnwendschlepperln)
In der Steiermark nimmt man dies zum Sonnwendbuschen (13erlei)

Sauerampfer (Rumex acetosa)
In der Steiermark nimmt man dies zum Sonnwendbuschen (13erlei)

Stabiose, (Knautia arvensis) auch Schorfwurz genannt die Verwendung ist wohl als volkstümliches Heilmittel gegen scabea = scabies (Krätze, Aussatz) zu suchen.
In der Steiermark nimmt man dies zum Sonnwendbuschen (13erlei)

    Quellen:
  • ¹) Text von 1908
  • ²) Franz Söhns „Unsere Pflanzen“ (und ihre Stellung auch in der Mythologie etc.). - Geßmann G. W. „Die Pflanze im Zaubergarten“. 1899. L. Darapsky „Altes und Neues von der Wünschelrute“ 1903.
  • ³) aus dem Buch Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen von Adalbert Kuhn; Textauszug Seite 177, Nr. 488
  • Die deutschen Feste in Sitte und Brauch von Rudolf Reichhardt, Pfarrer; zweite Auflage von 1911
  • Von Deutscher Sitt und Art, Volkssitten und Volksbräuche in Bayern und den angrenzenden Gebieten von F.J.Bronner, 1908


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