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Fastnacht, Fasnacht, Faasnacht im Kleinwalsertal
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Fasnacht im Kleinwalsertal -

Faasnacht
Schon in früheren Jahren haben unsere Vorfahren die „Faasnacht“ gefeiert. Sie taten dies zwar nicht so oft wie heute, halt eben nur so, wie es die Zeitverhältnisse zuließen, dafür aber mit sehr viel Humor. Dieses zünftige Volksbrauchtum ging nicht von einem Verein oder Wirt aus, sondern es kam buchstäblich aus dem Volk. Die Teilnahme an einer solchen Veranstaltung regelte das ungeschriebene Ausmaß und die ganze „Etikette“ war völlig unbeschwert von jeder geschäftlichen oder gesellschaftlicher Verpflichtung. In jetziger Zeit stellt man fest, dass bei der Vielzahl der Angebote an Vergnügungen nur noch selten eine natürliche und frischfröhliche Stimmung aufkommt, ja man muss sagen, es fehlt heutzutage jegliche Vorfreude. Diese höchste, bis 1914 auch einzige öffentliche Geselligkeit der Dorfgemeinschaft hieß im Volksmund aber nicht Ball oder ähnlich, sondern „Schpiillüüt“, später dann noch „Schpiillüüt onder önsch“ und erst zuletzt wurde es der „Bürgerball“.

Dieser Bürgerball war in früheren Jahren aber ausschließlich für die einheimische Bevölkerung vorbehalten. Der größte Teil der Männlein und Weiblein kam in der farbenfrohen Heimattracht und getanzt wurde nur - „rundum“. Wie funktionierte früher aber denn so eine gemütliche und lustige Faasnacht? Die Leser sollen an dieser Stelle den Ablauf erfahren, wie es etwa vor 60 bis 70 Jahren, also noch vor dem Krieg und dem dann einsetzenden Fremdenverkehr „zuaganga ischt“. Wie erwähnt, gab es eine gewisse Vorfreude und diese begann für den Junggesellen (zwischen 18 bis 40 Jahren) mit dem „Omm as Faasnachtmänsch luaga“. Ab Dreikönig suchte der Bursche eine Tanzpartnerin zu werben und das Mädchen versprach ihrem „Faasnachtskerle“ zu den „Schpiillüüt mitgoo“. Selbst die gestrengsten Eltern gaben zu dieser einmaligen Teilnahme gerne ihre Zustimmung. Natürlich herrschte über die Wahl strengste Geheimhaltung. Ja nicht selten gab es sogar Neid der „Besitzlosen“ und eine große Spannung kam auf, mit wem „die oder der“ wohl zum Tanz kommt. Zur Vorfreude der Tänzerin zählte dann die Vorbereitung auf das große Fest. Aber nicht etwa Friseursalon oder Ballkleidnäherin wurden aufgesucht, sondern die natürlichste Kleidung, also die eigene Heimattracht, wurde auf Hochglanz hergerichtet. Noch schönere Schuhe, „a nüügrichte Juppa“, buntfarbige Seidenschürzen mit goldbestickten Bändern wurden angeschafft und jedes Mädchen wollte die Nachbarin übertrumpfen. Dann kam der so sehnsüchtig erwartete Tag, meist ein Montag!

Fast alle gingen zuerst in die Werktagsmesse und anschließend dann ins Gastlokal. Die vorbestellten, also vereinbarten Tanzpaare kamen miteinander, tranken den „Einstandshalbliter“ und pünktlich um 9 Uhr wurden solche „Schpiillüüt“ mit drei Solotänzen des Tanzmeisters eröffnet. Der handfeste Tanzmeister hatte dann die Aufgabe, die im Außenring Rechtsum-Tanzenden und die im inneren Ring Linksum-Tanzenden wohlgeordnet in Schach zu halten. Mitunter tat er dies auch recht autoritär mit den Ellenbogen und er mußte dann auch in vorgerückter Stunde einige schon weinselige Wildtänzer „absondern“.

Am Vormittag waren eigentlich ausschließlich die versprochenen Paare (ca. 30) am Tanzen, höchstens gute Freunde tauschten zeitweise ihre Partnerin. Gegen Abend war es schon die doppelte Zahl an Tanzpaaren, vorwiegend Ehepaare. Der Reigen dauerte dann bis 2 Uhr nachts, also volle 17 Stunden und er wurde nur zur gemeinsam servierten Mahlzeit (Mittags und gegen Abend) unterbrochen. Für viele Tänzerinnen galt es den Rekord zu brechen, nämlich keinen der 400 Tänze auszulassen. Von den Musikanten der örtlichen Blechmusik, wurde eine ungeheure Leistung abverlangt, sie hatten in kurzen Abständen etwa vierhundert Tänze zu spielen, lauter Walzer, Polka, Mazurka, Rheinländer und Liederweisen. Nachmittags lockerten sich die „Spielregeln“ schon ein bißchen, es wurde gemeinsam gesungen und nicht selten gab es eine geprobte lustige Einlage. Am Abend war dann die „schweißdampfende Tanzstube“ noch voller, denn die „Bettler“, das waren die Tanzlustigen ohne Partnerin, wollten sich eine Tänzerin ausborgen, er mußte den „Besitzer“ aber stets um Erlaubnis bitten. Eine Verweigerung wurde als Beleidigung empfunden und die Partnerin mußte dann wohl oder übel für wenigstens drei Tänze mit dem zufrieden sein, der ihr eingetauscht wurde. Wenn sich Jugendliche unter 20 Jahren auf den Tanzboden wagten, gabs dann auch manchmal eine lustige Abfuhr, ihnen wurde auf einem Teller ein „Notsch“ (Schnuller) serviert.

So ein Tanzhängert wie „Schpiillüüt“, war die Gelegenheit mit Freunden zu tanzen, sich zu unterhalten und auch neue, oft heimliche Bekanntschaften anzuknüpfen. Dies war um so leichter ermöglicht, da die Paare ja nicht zum Tisch zurückkehrten, sondern Arm in Arm in der Reihe weiterspazierten bis zum nächsten Tanz. Und was taten denn die „Alten“ den ganzen Tag, sie konnten doch nicht mehr so lange mithalten mit der ganzen Tanzerei usw. Auch sie waren bereits in der Werktagsmesse und dann auch in der Wirtschaft. Am unteren Ende der „Tanzstuba“ nahmen sie Platz und beobachteten das „Sich-Finden“ der Jungen - und ihnen entging nichts! Waren es einerseits die Eltern, die sich am fröhlichen Reigen ihrer Kinder freuten, so wachten und urteilten auf der anderen Seite doch die Dorfklatschen mit Argusaugen. Jegliches Benehmen und voraussichtliche würdige oder unwürdige „Zusammenpassen“ der tanzenden Paare wurde genauestens beobachtet. Rundum aber waren die „Schpiillüüt“ ein schöner und jährlich sehnsüchtig erwarteter Tag, an dem meist nur Frohsinn und Freude herrschten. Die „letzten Drei“ vereinigte nochmals die „zusammengehörenden“ Tanzpaare und nach einer abschließenden Stärkung mit Kaffee und Kuchen trat man den Heimweg an. Für den Burschen war das „zu da Schpiillüüt goo“ eine ziemlich teure Sache, musste er doch auch für die Zeche seiner ausgesuchten Partnerin aufkommen. Dafür winkte ihm aber eine Nachfreude, denn die „Faasnachtkerle“ besuchten am Funkensonntag nochmals die Partnerin und erhielten meist ein wertvolles Geschenk, den „Faasnachtchrom“. Die tanzlustige Jugend kam aber auch „außer Haus“ auf ihre Rechnung und sie veranstaltete in Nachbarhäusern eigene Tanzhängert. Diese wurden aber am „Fasnachtziischteg“ jäh abgebrochen, denn der Mesner läutete um 4 Uhr das unsympathische Fasten ein.

Mit freundlicher Unterstützung von
Kleinwalsertal Tourismus
Im Walserhaus
D 87568 / A 6992 Hirschegg
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Leider habe ich über den Brauch Fasnacht im Kleinwalsertal noch keine Bilder, Grafiken, etc.

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