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Weiberdonnerstag, Weiberfastnacht
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Weiberdonnerstag, - Die "Geburt" des Weiberdonnerstag
andere Namen für diesen Tag sind "Gumpada Pfinsda", "Fetter Donnerstag", "gumpiger Donnerstag", "unsinniger Donnerstag", oder auch "Weiberfastnacht".

Weiberfastnacht, ein Text von Adolf Spamer 1936:
Daß das fasntnachtliche Maskentreiben von Anfang an eine Angelegenheit der Männer war, zeigt sich resthaft noch im Brauchtum unserer Tage. Zwar berichtet Sebastian Franck schon 1534, daß sich zur Fastnacht auch Frauen als Männer verkleideten, doch werden noch heute im altländlichen Brauchtum zumeist die Frauengestalten ebenso von Männern dargestellt wie im Köllner Karneval die Funkenmariechen und die Ballerienen. Dabei dürfte sich neben der Männerfastnacht schon früh eine Frauenfastnacht ausgebildet haben, die teilweise ausgesprochen weiberbündische Züge aufweist. Zum erstenmal hören wir von einer solchen Weiberfastnacht schon im ersten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts. Im achten Buch des "Parzifal" spricht Wolfram von Eschenbach davon, daß die Kaufmannsfrauen von Dollnstein im Tal der fränkischen Altmühl zur Fastnachtszeit Turniere aufführten, bei denen es hitzig zugegangen zu sein scheint, obwohl sie der reinen Lustbarkeit dienten.

Seit dem 15. Jahrhundert besitzen wir Berichte über die fastnachtlichen "Weiberzechen" in Städten des deutschen Südens und Westens, die obrigkeitlich geduldet, ja gefördert waren und entweder am letzten Donnerstag vor der Fastenwoche oder am "Funkensonntag" bzw. dem darauffolgendem Montag, dem "Schauertag", stattfanden. Manchenorts wurden dabei die Sitzungen und Gelage der Frauen auf den Rathäusern abgehalten. Im übrigen wiesen sie verschiedene Gestaltungen auf, die jedoch großen Teils dem Männerbrauchtum der Fastnachtszeit entsprachen. So wählten sich die Frauen im 16. Jahrhundert zu Oberkirch (Baden) einen Schultheißen,¹) hielten Gericht über die Männer ab und bestraften sie. Zuweilen war mit solchen Weibergerichten ein strenges Schweigeverbot verbunden.

Ein Bericht von 1681 schildert die Weiberfastnacht in drei Dörfern des elsässischen Münstertales. Hier kamen die Frauen, zumeist maskiert und mit allerlei Eßwaren versehen, auf dem Marktplatz zusammen, wo sie zwei Fässer Wein aufluden und durch ein Pferd tragen ließen, das eine maskierte Frau mit Schellen führte. Bei dem folgenden Umzug mußte ihnen jeder Bäcker und Wirt einen Laib Brot stiften. Auch die Gemeinde war zu einer Zahlung von 12 Gulden verpflichtet, wofür die Frauen einen großen Ziegenbock kauften, ihn schmückten und mit Schellen behingen. Auf dem Herrschaftshof erhielten sie Butter. Dann aßen sie auf der Landstraße, backten Küchlein und zwangen die Vorbeireisenden, mit ihnen um den Bock zu tanzen. Bis abends durfte sich kein Mann bei ihnen sehen lassen und sie selbst verübten auf dem Heimweg noch allerlei Unfug, besonders durch das Einwerfen von Fensterscheiben. Doch scheinen in der Regel die Zechen in den Wirtshäusern statt gefunden und zum Teil durchaus gesittete Formen angenommen zu haben. So lud im 19. Jahrhundert in Ochsenbach bei Göglingen die Frau des Büttels alle Dorffrauen ins Rathaus, wo sie unter dem Vorsitz der Pfarrerin oder der Schultheißin¹) ein Fäßchen Wein austranken. Dabei war das Rathaus an diesem Tag für den Männerverkehr geschlossen und nur ein Ratsdiener durfte lautlos bedienen. Heute sind die Frauenfastnachten oft nur noch Zusammenkünfte beider Geschlechter mit Damentanzwahl und der Verpflichtung der Frauen, die Männer in einem gewissen Umfang freizuhalten. Auch die Münchner Marktweiber genießen am Faschingsdienstag früh auf dem Viktualienmarkt das Recht der freien Wahl ihrer Tänzer. Doch kommen auch noch Frauenfastnachten mit strengem Ausschluß der Männer vor und vor noch nicht allzulanger Zeit nahm man bei der "Weiberkitz"²) in Irmelshausen (Unterfranken) den Männern, die zu den im Wirtshaus zechenden Frauen einzudringen wagten, Hut, Jacke und Stiefel weg und gab sie erst gegen ein Lösegeld zurück.

In dem nun wieder zu einem etwas gesitteteren Leben erweckten Kölner "Wieverfastelovend", der am Donnerstag vor dem Karnevalssonntag in der Alststadt zwischen dem Alten Markt und dem Heumarkt stattfand und den einst der Held Bellegeck mit seiner Pritsche und einer Begleitung von Geigern durch die Straßen ziehend ankündigte, erschienen die Marktfrauen in Männerkleidung, tranken ausgiebig in den Wirschaften Bier und Korn und vollführten auf den Straßen einen Heidenlärm. Dabei rissen sie einander die Hauben von dem Kopf und verspotteten die Männer mit nicht immer zarten kölschen "Krätzchens". Heute stehen im Ratskeller die Puppen "Jan und Griet", d. h. die Bilder des aus dem dreißigjährigen Krieg berühmten Kölner Reitergenerals Jan de Werth und seiner Geliebten, der "Äppelmadame" (Marktfrau) Griet. Auch fanden bis zu dem Weltkrieg in anderen rheinischen Orten noch dörfliche Heischegänge der Mädchen statt, bei denen die Junggesellen sich loszahlen mußten.

Überschauen wir die Formen der Weiberfastnächte alter und neuester Zeit in ihrer Gesamtheit sowie im Zusammenhang mit verschiedenen Ausdrucksformen des volkstümlichen Weiberrechts, das sich wie an Fastnacht auch an andere Brauchtumstermine, an die Geburt eines neuen dörflichen Erdenbürgers oder an eine Hohzeit knüpft, so stoßen wir immer wieder auf Züge, die in ein hohes Alter, teilweise auch vorgeschichtliche Zeiten hinaufzuführen scheinen und magisch-kultische Hintergründe vermuten lassen. Der ekstatische Charakter solcher Aufzüge von Frauen nach einer Geburt ist uns besonders aus Dänemark seit dem 13. Jahrhundert bezeugt. Singend und tanzend brachen hier die Frauen in die Häuser ein, stahlen Eßwaren, schlugen den ihnen begegnenden Männern die Hüte vom Kopf (in Niederschleswig zerrissen und zertrampelten sie diese dazu oder füllten sie mit Kot) und zwangen die Männer zum Tanzen. Eine Reihe solcher Brauchtumszüge weist einen erotischen, ja derbsexuellen Charakter auf, der den entsprechenden Männeraufzügen fehlt. Völlig ungewiß aber ist, wann diese weiberrechtlichen Riten in unser Fastnachtsbrauchtum im engeren Sinne ihren Eingang gefunden haben.

Läufe und Tänze
Sicher dürfen wir die auch in solchen weiberrechtlichen Handlungen üblichen Läufe und Tänze gleichfalls zum Urbestand des fastnachtlichen Brauchtums rechnen. Selbst da, wo heute längst die Läufe erloschen sind, spricht man vielfach noch von einem "Fastnachtlaufen" oder "Maskenlaufen", so iwe man von "Perchtenläufern" redet. "Lauf" erscheint hier als ein weitgefaßter Bewegungsbegriff der Laufen, Hupfen, Springen ("Rottweiler Narrensprung"), Rasen, Stampfen, Tanzen umfaßt und die eigenen "Läufer" der heutigen Fastnachtsumzüge dürften nur eine späte Loslösung aus der einstigen Vollgemeinschaft der Laufenden sein. Wer das wilde, von Gebrüll begleitete Rennen der Elzacher Schuddings durch die Straßen des Städchen miterlebt hat, glaubt kaum zu Unrecht einen Blick in die Frühformen solcher Läufe getan zu haben und das gleiche Maskenrennen und -rasen finden wir noch vielerorts, besonders in den Schweizer Alpen und den Österreichischen Bergländern.

In weiten Teilen Schwabens heißt der Donnerstag vor der fastenwoche der "gumpige" oder "gumpete" (gumpen = springen), im Allgäu der "laufrige" oder "wütige" Donnerstag, in Österreich der "unsinnige Pfinztag" und die Tiroler Perchtenläufer sagten, nach der Schilderung von Ignatz Zingerle: "die wilde Berchte selbst ist unter uns gekommen". Die älteste, literarische Bezeugung eines solchen vorchristlichen Kultlaufess gibt uns der Indiculus superstitionum et paganarum aus dem 7. Jahrhundert, in dem unter anderem heidnischen Brauchtum der Lauf über die Felder in zerfetzten Kleidern verurteilt wird.

  • ¹): Schultheißen = einen Vorsitzenden (Im mittelalterlichen Deutschland war der Schultheiß Gemeindevorsteher, ein Vogt oder ein leitender Beamter)
  • ²): Der Irmelshäuser „Weiberkitz“, ist seit 1710 urkundlich nachweisbar. Ein Brauch für die Frauen an Fastnachtsdienstag, der noch heute alle drei Jahre gefeiert wird. Angeblich dürfen die Frauen das Fest feiern weil ein Schöffe berichtet hat, daß er von den Dorffrauen vor dem sicheren Tod gerettet wurde als er auf dem Rückweg vom Gerichtstag in Königshofen in einer Schneewehe versunken war...siehe Wikipedia: Irmelshausen

Quellenangabe:
Deutsche Fastnachtsbräuche von Adolf Spamer, Eugen Diederichs Verlag Jena, 1936

Weiberfastnacht am "Fetten Donneschtich" in der Eifel

Die Fastnacht bedeute seit langem dem Volke nur mehr eine Gelegenheit, sich weidlich auszulassen. Dem Eifeler bringt sie zuerst eine Vorfeier am Donnerstag vorher, am sogenannten "Fetten Donneschtich"¹). An diesem Tage werden in den einzelnen Familien besonders fettgebackene Kuchen aus Heidekorn gegessen. Die Kinder ziehen mit Korb und Eimer von Haus zu Haus, von Hof zu Hof und heischen in Liedern allerlei Leckeres. In der Westeifel wird dann das Heischelied der Sternsinger vom Dreikönigstag gesungen: "Hier kommt der kleine König, gebt ihm nicht zu wenig...Hol et Metzeer an (in) de Hand. Schnek dief, schnek dief, schnek en deke fette Jriev." In Jünkerrath schallt es:²)

In der Westeifel erhalten sie Mehl, Weizen- und Buchweizenmehl, Schmalz, Speck, Eier und Milch und lassen sich im hause der jüngsten Ehefrau Kuchen backen zum gemeinsamen Verzehr. Vor merheren Jahrzehnten ging an diesem Tage in der Westeifel sogar der Lehrer mit heischen. Auch Bettler und fahrende Leute zogen am Fetten Donneschtich singend in der Runde umher und kamen Abends mit reicher Gabe heim. Für die großen war der Gette Donnerstag und Freitag ein Anlaß, sich zu vergeselligen und eine Spielgemeinschaft in einem Hause aufzutun.

Sonst gehörte dieser tag wie anderswo im Rheinland, in Hessen und weiteren Teilen Deutschlands auch in vielen Eifeler Dörfern der Weiblichkeit, die am "Weiberdonnerstag" eine gewisse Herrschaft über die Männer ausübte, vor allem aber in einem Umzug und Gelage über die Maßen munter wurde, z. B. in Rodder bei Antweiler an der Ahr. In Daun begab sich dieses Schauspiel am Fastnachtsmontag, dem "Weibermontag"³)

  • ¹): Vgl. H. Meyers, Der fette Donnerstag. Eifelvereinsblatt 23, 29-30 (1922).
  • ²):Aus dem Deutschen Volksliederarchiv Nr. A 43715
  • ³): Siehe Joseph Eich, Der Weiber-Donnerstag in der Hocheifel. Eifelvereinsblatt 14,35-36 (1913). Ferner J. H. Schmitz, Sitten und Bräuche des Eiffler Volkes 1, 13-14-. Trier 1856. N. Hocker in der Zeitschrift für Deutsche Mythologie und Sittenkunde 1,89. Göttingen 1853. Allgemeines siehe bei Albert Becker, Frauenrechtliches in Brauch und Sitte. Kaiserslautern 1913

Quellenangabe:
Eifeler Volkskunde von Dr. Adam Wrede, Professor an der Universität Köln, zweite vermehrte Auflage von 1924


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