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Karfreitag
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Karfreitag  —  Osterbräuche von Dr. Friedrich Heinz Schmidt

Karfreitag
Der Karfreitag ist in den evangelischen wie in den katholischen Teilen Deutschlands der stillen, auf die kommenden Festtage innerlich vorbereitender Einkehr gewidmet. Zwar ist der Karfreitag der Form nach in katholischen Gegenden nicht ein so hoher Festtag wie bei den Protestanten, doch wird manches Gebot, das den volkstümlichen Glaubensvorstellungen entspricht, hier wie dort streng beachtet. Vorherrschend sind gewisse Verbote und Gebote: man arbeitet an diesem Tag, wenn überhaupt, dann nur das Notwendigste. Kein Tier darf an diesem Tage geschlachtet werden, Fleischspeisen werden gemieden, darum isst man vornehmlich Fische, Schmalzgebackenes, wie zum Beispiel Waffeln oder die Brezeln, die uns im österlichen Brauchtum immer wieder begegnen. Die Männer meiden nach Möglichkeit das Wirtshaus, die Frauen und Mädchen tragen dunkle Kleider. Wer sonst das ganze Jahr über nur selten den Weg in die Kirche findet, geht doch am Karfreitag als „Karfreitagsgast“ zum Abendmahl. Der Glaube an Heilwirkung an diesem Tag ist sehr verbreitet. Bestimmte Quellen und Brunnen spenden am Karfreitag Wasser, das das Jahr hindurch vor Durst schützt oder Krankheiten heilt. Wenn auf der einen Seite Arbeit verboten ist, so bringen doch gewisse Verrichtungen, wie das Veredeln der Obstbäume, Segen und erhöhte Fruchtbarkeit.

Diese oft leichthin als Aberglauben abgetanen Vorschriften und Vorstellungen haben einen tiefen Sinn, der die Naturverbundenheit des Landsmannes in ihrer ganzen Ursprünglichkeit offenbart. Wenn im Frühjahr die Säfte in den Pflanzen zu steigen beginnen, wenn die aus Bächen, Weihern und Flüssen aufsteigenden Nebel alles Unreine aus dem Wasser fortnehmen, dann holt man sich dieses klare Wasser noch vor Sonnenaufgang, ehe es durch die Strahlen erwärmt und damit seine Heilkraft wieder herab gesetzt wird. Um diese Zeit, als der günstigsten im Jahre, werden auch die viel Sorgfalt erforderlichen Arbeiten an den Obstbäumen vorgenommen. So beruht der vermeintliche Aberglauben auf der vom Geschlecht zu Geschlecht weitervererbten Kenntnis einfachster Naturgesetze. Um wie viel mehr muss dann die Beachtung dieser Naturgesetze Erfolg und Segen bringen, wenn ihre Vorschriften an tagen befolgt werden, denen als fest- und Feiertagen eine hervorragende Bedeutung im Laufe des Jahres zukommt.

Quelle:
Osterbräuche von Dr. Friedrich Heinz Schmidt, Bibliographisches Institut, Leipzig 1936

Karfreitag in der Eifel

Karfreitag
Am „heiligen“ Karfreitag veranstaltete man noch bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts Prozessionen, in denen biblische Begebenheiten durch lebende und besonders gekleidete Personen vorgeführt wurden, so in Wilttlich und in Prüm. Dass man bei diesen Aufzügen den Herrn mit seinen zwölf Aposteln darstellte, mag dahingehen; aber Jonas im Walfisch singend von vier Leuten getragen und Samson mit des Esels Kinnbacken tapfer auf die Philister losschlagend war zuletzt selbst dem Trierer Kirchenfürsten zu viel.

Quelle:
Eifeler Volkskunde von Dr. Adam Wrede, Professor an der Universität Köln, zweite vermehrte Auflage von 1924

Karfreitag  —  Bluttag, Martertag, Kreuztag

Karfreitag
Der hervorragendste Tag der Karwoche ist der Karfreitag, der „gute“ oder „stille“ Freitag genannt. Sonstige Namen waren: Bluttag, Martertag, Kreuztag. Am Karfreitag pflegte Kaiser Ludwig der Fromme, der Sohn Karls des Großen, in seinem Palast zu Aachen seinen ganzen Hof zu beschenken. Ritter, Knechte, Bäcker und Köche, alle Armen wurden neu eingekleidet, und durch die weiten hallen klang ein dankbares Kyrie Eleison!

In der katholischen Kirche pflegte man von dreizehn Lichtern eins nach dem andern auszulöschen, um anzuzeigen, wie Christus von allen Aposteln verlassen wurde. In Oberbayern versammeln sich die Schulknaben morgens, mittags und abends, um die schweigenden Glocken durch Lärmen zu ersetzen. Sie gehen mit Ratschen, Hämmerchen, Knarren, Klöppeln und anderen Lärmwerkzeugen an die Kirche und durchlaufen, sobald die Turmuhr zwölf oder sechs schlägt, alle Gassen bis zum Ende des Dorfes, indem sie fortwährend ihre Schnarrinstrumente in Bewegung setzen.

Mit dem Karfreitag verbindet sich ein reichhaltiger, wunderlicher Volksaberglaube. So begegnet man der Anschauung, dass es am Karfreitag nicht in das offene Grab, des Erlösers regnen dürfe, sonst, „versengt im Sommer siebenmal der Rasen“, das heißt es wird eine Dürre eintreten; wenn aber den „Heiland im Grabe friert“, so friert es noch 40 Nächte. Der Karfreitag ist mit dem Himmelfahrtstage einer von denjenigen Tagen, an welchem nach dem Volksglauben oft ein Gewitter eintritt. Altgläubige Schäfer und weise Frauen haben an diesem Tage ihre Hauptbeschäftigung, aber sie wollen nicht gern damit heraus rücken, was sie treiben. Zumeist sind es geheimnisvolle Sympathiekuren. Alle denkbaren Krankheiten werden dann „sicher“ geheilt, wenn sie am Karfreitag gesegnet werden: Schwund, Flechten, Herzgespann, Wurm, Krampf, Blutungen verschwinden, wenn man sie am Karfreitag „versprechen“, „segnen“, „büßen“, oder „böten“ lässt. Solch ein „Segen“ bei Blutungen und Wunden lautet in Schwaben:

Auf unserem Herrn Jesu Grab wachsen drei Rosen, Die erste ist weiß, die andere ist rot, die dritte ist Gott, Der dir das Blut stillen tut. Im Namen Gottes u.s.w.

oder in Brandenburg:

Als Jesus an dem Kreuze hing, da war er voller Wunden, Sie bluten nicht, sie schwellen nicht, Sie tun auch nicht mehr weh. Im Namen Gottes u.s.w.

Häufig trifft man, auch bei evangelischen Christen, Fasten am Karfreitag an, welches bei allerlei Krankheiten Abhilfe schaffen soll. Ein Sargnagel, am Karfreitag zu einem Fingerringe geschmiedet und getragen, schützte vor Rheumatismus. Am Karfreitag soll man niemand ins Gehöft lassen und niemand etwas borgen, sonst bekommt man es nicht wieder. Wer sich am Karfreitag die Nägel verschneidet, lebt mindestens noch 1 Jahr. In süddeutschen Gegenden herrscht die Meinung, dass man am Karfreitag die Hexen in der Kirche sehen kann, denn sie müssen bei der Kreuzigung zugegen sein. Man erkennt sie aber nur dann als Hexen, wenn man sich eine Saalweide, die man in der Marterstunde, d.h. Nachmittags 3 Uhr geschnitten hat, um den bloßen Leib gebunden hat. Dann sieht man, wie sie alle verkehrt sitzen und dem Pfarrer den Rücken zugedreht haben. Die Weiber haben Strohzöpfe, die Männer Strohdegen. Wer sie aber auf diese Weise erkannt hat, der wird von ihnen unter Beihilfe von Katzen zerkratzt, ja wohl gar umgebracht. Sieht man am Karfreitag zur Zeit des Passionsgottesdienstes ein Geldstück auf dem Boden rollen, so greife man sich schnell mit der Hand an den Kopf; wie viele Haare man anfasst, so viele Geldstücke findet man im Jahr; die angefassten Haare aber fallen aus. Wer sich an diesem Tag die Haare abscheiden lässt, der bleibt ein Jahr von Kopfschmerzen verschont. Am Karfreitag darf man kein Tier einspannen, weder pflügen noch graben, denn Jesus ruht in der Erde. Wer an diesem Tag im fließendem Wasser badet, der kann ein Jahr zeitig in der Frühe erwachen. Am Karfreitag soll man beim ersten Läuten die Obstbäume schütteln, damit sie reichlich tragen. Am Karfreitag vor Sonnenaufgang wird auch die Wünschelrute geschnitten mit den Worten:

Gott grüße dich, du edles Reischen!
Im Namen Gottes des Vaters sucht ich dich,
Im Namen Gottes des Sohnes fand ich dich,
Im Namen Gottes des heiligen Geistes schneid ich dich.

Solche Rute hilft unterirdische Schätze finden.

Quelle:
Die deutschen Feste in Sitte und Brauch von Rudolf Reichhardt, Pfarrer; zweite Auflage von 1911

Der Karfreitag von F. J. Bronner

Karfreitag
Der Hauptabendmahltag für die Protestanten ist der Karfreitag in evangelischen Gegenden ein hochheiliger Tag mit gänzlicher Feiertagsruhe. Auch in katholischen Gegenden wird der Tag würdig gefeiert, aber man enthält sich dort nicht aller knechtlichen Arbeiten. Vielerorts wird am Karfreitag mit dem Säen begonnen. Könnt ihr erraten warum?

Wahrscheinlich, weil man glaubt, dass auf dem Samen, der mit dem Herrn Jesu in die Erde kommt, ein besonderer Segen liegt.

An den Tag knüpfen sich auch allerwärts wichtige Wetterregeln.

Ich weiß. Bei uns sagt man: Wenn es am Karfreitag regnet, gibt es den ganzen Sommer über kein Regen mehr.

Richtig. In der rauhen, kalten Rhön ist man zufrieden, wenn es recht trocken kalt ist. da heißt es: Frierts in das Grab von unserm Herrn, hernach hoän mir ä schün Ürn` (Ernte). Dort gilt auch der Karfreitagswind als derjenige, welcher das ganze weitere jahr über vorherrscht. Die schneereiche Rhön, die mit der Witterung um sechs Wochen gegen das Gäuland zurück ist, bezeichnet die Kartage überhaupt als witterungstage fürs ganze Jahr und dichtet ihnen denselben Prophezeihungswert zu wie man ihn in Niederbayern einst den Fastnachtstagen zuschrieb. Wie der Gründonnerstag, sagte man, wird das Frühjahr; wie der Karfreitag, so der Sommer; wie der Karsamstag, so der Herbst. Die Rheinpfälzer glauben, dass am Karfreitag die ganze Vegetation ruht, da „batt“ selbst ein Regen nichts, d. h. er wirkt nicht. Bei Landshut ackerte man früher am Karfreitag bei Dämmerung auf dem Feld, bis die Sonne aufging. Nach allgemein verbreiteter Meinung der ländlichen Bevölkerung hatte er Karfreitag auch besonderen Einfluss auf das Wohlbefinden von Menschen und Tieren.

Das wundert mich. Ist denn der Freitag nicht immer ein Unglücktag? fragte Walter.

Schon! der Karfreitag erfuhr aber als Todestag Jesu eine besondere Heiligung. An dem Tage nämlich, an dem unser Heiland mit Nägeln ans Kreuz geschlagen wurde, sein Blut vergoss und vom Fieberdurst gequält mit einem Schwamme getränkt wurde, glaubte man sich gegen allerhand Übel und leiden feiern zu können, wenn man zur Ader ließ, kein Wasser trank, sich die Nägel schnitt oder Nägel in einen Baumstamm schlug u.s.w. (Das Einpflöcken der Krankheit war eine alte, deutsche Sitte). Mancher meint heute noch: wenn er sich am Karfreitag die Nägel an Händen und Füßen scheidet, bekommt er kein Zahnweh, keine bösen Händ` und Füß`, d. h. keine Hand- oder Fußkrankheit. Wer sich des Wassertrinkens enthält, leidet den ganzen Sommer über, auch in der heißen Erntezeit, keinen Durst (Allgäu), oder bleibt das ganze Jahr über von Sod- und Magenbrennen verschont (Rhön). Wer die Obstbäume beschneidet, erhält sie gesund und fruchtbar. Umgekehrt behauptet man in manchen Gegenden Schwabens und der Oberpfalz etc., man dürfe am Karfreitag, „aus Ehrung des Leidens Christi“ Haare und Fingernägel nicht schneiden lassen. Diese Ansicht dürfe sogar die ältere sein.

Am Karfreitag darf man nichts ins Wirtshaus gehen?

Nun, der Grundgedanke, „Enthaltsamkeit zu üben und den Tag würdig zu feiern“, ist jedenfalls gut. Fasten ist ja auch Enthaltsamkeit. Früher trieb man diese Tugend so weit, dass man am Karfreitag in vielen Häusern gar kein Feuer zum Kochen anmachte und wenn möglich, den ganzen Tag nüchtern blieb. Mancherorts im grünen, durch seine Viehzucht und Milchwirtschaft berühmten Allgäu schnitt man den Jungrindern am Karfreitag 3 † ins Haar, um sie vor dem Rauschbrand (Flug) zu bewahren. Anderswo reichte man dem Haus- und Hofhund ein Butterbrot, auf dessen Butter mit dem Messer 3 † eingekrazt waren, um ihn vor Tollwut, Sucht oder Räude zu sichern. In der Oberpfalz (Neumarkter Gegend) rupfte man einst am Karfreitag vor Sonnenaufgang allem Hausgeflügel je drei Federn aus und trug sie in eine andere Gemeinde. So glaubte man das Federvieh vor Fuchs, Habicht Etc. zu sichern.

Das geht wohl darauf hinaus, dass man dem Kreuzzeichen und der Zahl 3 an dem Tage, an dem Christus das Kreuz heiligte, eine besondere Wirkung zuschrieb?

Weit verbreitet ist ferner die Meinung, dass man am Todestage Christi kein Eierlein töten darf, nicht einmal eine Fliege. Achtet man nicht darauf, wird man im Sommer vom Ungeziefer geplagt. Solcher Vorbeugungs- und Vorsichtsmaßregeln ließen sich noch Hunderte aufzählen. Schließlich sei aber bloß an die auserlesene Kraft erinnert, welche das Volk allerorts den am Gründonnerstag oder Karfreitag gelegten Eiern zuschreibt. Der Gründonnerstag heißt im Oberpfälzischen Schwarzachtal kurzweg der Oarpfinzta (Eierdonnerstag). Die Antlaßeier (von diesen Tagen) heilen Blasenleiden und Brüche oder machen, dass man keinen Leibschaden bekommt, verleihen ledigen Leuten besondere Stärke, faulen nicht leicht etc. Von diesen Eiern, deren man bei der Speisenweihe am Ostermorgen sicher nicht vergisst, muss daher in Niederbayern und in der Oberpfalz jedes Familienmitglied genießen¹. Die geweihten schalen des Fruchtbarkeitssymbols werden in die Felder gesteckt, um Saatenglück anzuregen. In der Oberpfalz (Rötz) hängt man ein Antlaßei in den Stall. Das lässt kein „Ungeding“ zu. es schützt die Kühe vor Blutmelken und die Pferde vor dem von Druden oder anderen bösen Geistern verursachten Zopfflechten. Genug des Weltlichen jetzt! Kehren wir im Geiste im Gotteshause ein! Wie es da aussieht, könnt ihr mir selbst beschreiben.

Weißt du, was da immer den meisten Eindruck auf mich macht? meinte Gertrud. das nächtliche Dunkel und die Totenstille! Die Kirche ist ganz in Trauer gehüllt, sieht aus, als ob sie völlig freudlos wäre. Fenster und Altäre sind mit schwarzen Tüchern verhängt. Aus dem nächtlichen Dunkel leuchtet nur hell das heilige Grab, das ringsum mit buntfarbigen, glänzenden Glaskugeln verziert und wie in einem Blumenhain gebettet ist. Wüsste man nicht, dass die zwei römischen Krieger, welche davor Wache halten, auf Blech gemalt sind, man könnte sie fürchten, so finster schauen sie drein.

Recht! Eine zweite preiswürdige Ehrenwache hat das heilige Grab aber in den Betern und Beterinnen, welche regelmäßig zum Stundengebet oder zu den Betstunden erscheinen. Vergesst auch das Herrgottküssen an diesem Tage nicht!

Ei, du meinst das Herrgott abbusseln, wenn die Leute nachmittags zum Besuch des Heiligen Grabes gehen! Ja, da verweilt alt und jung zuerst einige Minuten andächtig vor diesem, dann kniet man sich vor dem Kruzifix nieder, das auf dem Boden vor dem Hochaltar niedergelegt ist und küsst den Mund und die Wundmale des gekreuzigten Erlösers. Da richte ich es immer so ein, dass ich zur Trauermette nachmittags recht komme. Weißt, mir gefallen die Lamentationen, diese rührenden Klagelieder des Propheten Jeremias, so gut und dann ist auch das allmähliche auslöschen der Lichter auf dem zackigen schwarzen Holzleuchter so interessant. Sag, was sollen denn eigentlich die brennenden Kerzen, von denen immer ein nach der anderen nach jedem Psalm ausgelöscht wird bedeuten? Und warum löscht man denn die oberste davon nicht schließlich auch aus?

Die Oberste versinnbildlicht eben den Heiland; die übrigen, die rechts und links empor laufen, bedeuten die Apostel und Jünger, von denen bekanntlich einer um den anderen den Erlöser in seiner größten Not verlies. Das misstönige Geräusch mit der Holzratsche am Ende der Trauermette, das immer — gesteht es nur!— eure Aufmerksamkeit in besonderem Maße erregt hat, soll die Störung der Natur beim Tode Jesu darstellen.

Ratschen und Klappern
Die große Holzratsche auf dem Kirchturm aber, dient nur dazu, die Tageszeiten und die kirchlichen Andachten an den beiden Haupttrauertagen anzuzeigen. Weil man den Schall der großen Ratsche verhältnismäßig nicht weit hört, laufen außerdem Ministranten mit Holzklappern in den Hauptstraßen des Dorfes auf und ab, um die Zeit des Kirchenbesuchs anzukündigen. Vor jedem Haus wird eigens geratscht. Gewöhnlich werden die Meßbuben von einer Schar freiwilliger Gehilfen, denen der Vater oder Knecht eine Klapper mit 2-5 Hämmerchen gemacht hat, begleitet.

Der Brauch war früher in katholischen Dörfern Süd- und Nordbayerns, der Pfalz, Badens, Tirols, Steiermarks allgemein verbreitet. Die Ratscherbuben rufen beim ersten und letzten Umratschen mancherorts einen Spruch. So z. B. im Schwarzachtal in der Oberpfalz zum Anfang:

„Wir ratschen, wir ratschen den englischen Gruß, den jeder katholische Christ beten muss.“

Zum Schluss

„Wir ratschen, wir ratschen das Gebet des Herrn um die Eier.“

Fast denselben Spruch sagen die Ratschenburschen in der Steiermark: „Wir ratschen, wir ratschen den englischen Gruß, dass a jeder Christ weiß, was er beten muss.“ Ihren Gang machen sie gewöhnlich um 9 Uhr vormittags, 12 Uhr mittags und 7 Uhr abends. Sehr oft hört man auch noch den Zusatz:

„Fallt nieder, fallt nieder auf eure Knie und betet fünf Vaterunser und Ave Marie!.“

In Ranschbach (bei Landau) in der Pfalz rufen die Buben, wenn sie mit den „Rätschen“ am Gründonnerstag frühmorgens die Dorfstraßen durchziehen:

„Steht auf, ihr Leut, `s isch Betenszeit! Der Tag fängt an zu bleichen für die Armen und für die Reichen. Betglock!“

Die badischen Ministranten oder Rätschbuben haben so viel Latein im Leibe, dass sie in den Orten, wo das Kerren noch gebräuchlich ist, beim englischen Gruß morgens 5 Uhr in der Kirchensprache singen:

„Ave Maria, ave Maria, ave, ave, ave, ave, ave, Maria, gratia plena, Dominus tecum.“

Am Abend des Karfreitag oder spätestens am Karsamstag vormittag sammeln die Ministranten mit einem Korb den Lohn für ihre außerordentliche Arbeit ein: Gefärbte Eier, die sie gleichmäßig verteilen. Arme Kinder machen sich diese Gelegenheit auch oft nutzbar und treten als Eierbettler auf. Früher sollen sich auch, wie uns die Chronik von Mittenwald an der Isar mitteilt, die Rompilger solcher Holzklappern bedient haben. Wenn sie durch die Orte zogen, gaben sie vor jedem ansehnlichen Hause ihr Zeichen und sangen zum gleichmäßigen Taktschlage:

„Gib, gebt! für den Himmel gebt. Wer nicht gibt, gebt in der Hölle bebt. Gib, gebt!“

In Bamberg sangen früher die „Siechenklatscher“, arme Leute, welche vor den Häusern bettelten, einen ähnlichen Spruch:

„Gib, gebt, weil ihr lebt! Wenn ihr nimmer lebt, könnt ihr nimmer sagen: Gib, gebt!! “

Das Wort „Karfreitagsratsche“ hat im altbayerischen Volksmunde auch eine Bedeutung im übertragenen Sinne gewonnen.

Geschwätzige Weiber, die gern auf der Straße stehen und ratschen, andere Leute ausrichten und den stillen Dorffrieden stören. An dem Tag soll man in der Kirch ja nicht plaudern. In der Erdinger Gegend nennt man jene Person, die zuletzt aufsteht, Karfreitagsratsche. Lasst euch nun weiter erzählen! Früher wurden am Karfreitag oder an einem anderen Kartage in vielen Orten Bayerns dramatische Vorstellungen des Leidens Christi — ähnlich der Passionsspiele in Oberammergau — aufgeführt. Solche Leidensspiele waren im Hochgebirge sehr beliebt (Oberstauffen, Immenstadt, Sonthofen, Oberstdorf, Mittenwald etc. hatten solche Spiele) und sie erhielten sich dort bis um die Mitte des 19. Jahrhunderts. nach Berichten von Augen- und Ohrenzeugen aus jener Zeit bildeten dies Aufführungen mit ihrem teils hochdeutschen, teils mundartlichen Texte und den mannigfachen örtlichen Anspielungen und Beziehungen eine Quelle des Genusses und andächtiger Erhebung.

¹: Auch meine Mutter geht noch immer mit Eiern und Osterlämmer zur Speisenweihe, wenn sie gesundheitlich kann. Auch bei uns wurde es so gehandhabt, dass jedes Familienmitglied mindestens ein Ei bekam. (meine Mutter wohnt in Oberbayern, im sogenannten Bairer Winkel und wird 92 im Jahr 2019)

Quelle:
Von Deutscher Sitt und Art, Volkssitten und Volksbräuche in Bayern und den angrenzenden Gebieten von F.J.Bronner, 1908


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